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    Kiriku und die wilden Tiere
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Kiriku und die wilden Tiere
    Von Christoph Petersen

    Als der kleine afrikanische Junge Kiriku in seinem ersten Animationsabenteuer „Kiriku und die Zauberin“ alle Aufgaben erfolgreich gemeistert hatte, entwickelte er sich am Schluss endlich zu einem großen und starken Mann. Aber die Figur Kiriku ließ Autor und Regisseur Michel Ocelot – wobei auch der große finanzielle Erfolg des ersten Films eine gewisse Rolle gespielt haben dürfte – einfach nicht mehr los und er entschloss sich schließlich, in einem weiteren Film noch mehr aufregende Geschichten des pfiffigen Helden zu erzählen. Dabei legt „Kiriku und die wilden Tiere“ nun mehr Wert auf die alltäglichen Schwierigkeiten des Stammeslebens als sein Vorgänger, der sich noch stärker auf die mystischen Komponenten der schwarzafrikanischen Kultur konzentriert hatte. Das soll aber auf keinen Fall bedeuten, dass der zweite Teil nicht ebenso spannend und lehrreich erzählt ist wie Kirikus erste Abenteuer aus dem Jahr 1998. Vielmehr sind die vor Phantasie und Farbenvielfalt überbordenden Bilder mindestens genauso aufregend wie damals geraten.

    Gerade hat Kiriku die Wasserversorgung seines Dorfes endgültig gesichert, da wird auch schon mit der Arbeit am dringend benötigten Gemüsebeet begonnen. Doch kurz vor der Ernte wird das Beet mitten in der Nacht verwüstet. Die Bewohner fürchten, die böse Zauberin Karaba hätte wieder ihre Fetisch-Armee losgeschickt, doch Kiriku verfolgt eine andere Fährte. Um den Schaden wieder auszugleichen, überzeugt Kiriku die anderen von seiner Idee, Töpferwaren herzustellen und auf dem Markt in der Stadt zu verkaufen. Doch weil die anderen Stammesmitglieder zu faul sind, vertrauen sie ihre Waren einem am Wegrand angebundenen Büffel an, der aber voll beladen davonrennt und alle Töpfereien zerstört. Nur Kiriku hat seinen Beutel tapfer alleine getragen und kann seine Arbeiten nun doch noch zu Geld machen, das so dringend für Essen und neue Saat benötigt wird. Und dann werden auch noch alle Frauen des Dorfes krank, weil eine giftige Blume in den Bierkrug gelangt ist. Das Gegenmittel wächst aber nur in unmittelbarer Nähe des Schlosses der Zauberin Karaba. Mit einem Trick und der Hilfe der anderen Kinder versucht Kiriku sich unbemerkt dorthin zu schleichen, um so seine Mutter und die anderen Frauen zu retten…

    Genau wie „Kiriku und die Zauberin“ ist auch „Kiriku und die wilden Tiere“ wieder eine gelungene Mischung aus anspruchsvollen und detailreichen Zeichnungen und kindgerecht, aber spannend erzählten Anekdoten und kurzen Märchen. Dabei sind die 75 Minuten dieses Mal in vier lose aufeinander aufbauende Episoden unterteilt. Die ersten beiden – „Die schwarze Hyäne“ und „Der wilde Büffel“ – beschäftigen sich in erster Linie mit dem beschwerlichen Alltagsleben des Stammes. So geht es um landwirtschaftliche Arbeit, den Schutz vor gefährlichen Tieren und das Erlernen eines neuen Handwerks. Dabei sind die kurzen Geschichten zu diesen auf dem Papier eher trockenen Themen aber so phantasievoll und abwechslungsreich erzählt, dass das Anlegen eines Gemüsebeets spannend wie eine ausufernde Verfolgungsjagd wirken kann.

    In den weiteren Episoden – „Die stolze Giraffe“ und „Die giftige Blume“ - spielen dann doch wieder die böse Zauberin Karaba und ihre gefährliche Fetisch-Armee eine gewichtigere Rolle. Zwar weicht der Lehrreichtum hier ein wenig den noch spektakuläreren Bildern, wodurch die Abenteuer noch aufregender geraten, aber da die Aufmerksamkeit von kleinen Kinobesuchern nach eine Dreiviertelstunde naturgemäß erste Lücken aufweist, ist dies dramaturgisch natürlich absolut schlüssig. Im Gegensatz zu den immer schneller und actionreicher werdenden Computeranimations-Filmen kann man einen Kinobesuch von „Kiriku und die wilden Tiere“ noch immer mit dem Anschauen eines guten Bilderbuchs vergleichen: Es gibt kindgerecht kurz und einfach gehaltene Dialoge, sich größtenteils selbsterklärende Bilder und viel zu lernen, ohne dass man sich dabei vor einem zu erhobenen Zeigefinger fürchten müsste.

    Die Zeichnungen aus den Kiriku-Filmen könnte man mit ihrer leicht abstrakten Sicht auf das afrikanische Dorfleben und die Schönheit der Natur allesamt auch in einem Museum ausstellen. Aber obwohl sie so künstlerisch wertvoll und leicht surreal anmuten, sind sie doch so einfach und klar zu lesen, dass sie auch die Bedürfnisse von Kindern stets erfüllen. Dazu kommt noch die wundervolle Musik von Manu Dibango und Youssou N´Dour, die den französischen Chanson auf eindrucksvolle Art und Weise mit traditionellen afrikanischen Klängen verschmelzen lassen. Dank dieser Zutaten ist „Kiriku und die wilden Tiere“ nicht nur ein aufregendes Kinoabenteuer für die Kleinen, sondern wird auch ältere Besucher mit seiner magischen Schönheit verzaubern.

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