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    The Honeymooners
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Honeymooners
    Von Lars Lachmann

    An den TV-Klassiker „The Honeymooners“ können sich wahrscheinlich nur noch die Älteren von uns erinnern. Immerhin wurde der beliebten Serie in Robert Zemeckis‘ Komödie „Zurück in die Zukunft“ sogar eine kleine Referenz gewidmet, bei der die gleiche Folge zuerst in einer Szene der Gegenwart und darauf noch einmal in der Vergangenheit bei den McFlys im Fernsehen läuft (Marty: „Hey, das kenne ich, das ist ein Klassiker!“). John Schultz‘ neue Fassung der „Honeymooners“ basiert zwar auf der alten Serie, allerdings versuchen die beiden Hauptakteure Cedric The Entertainer und Mike Epps weniger, ihre Vorbilder Jackie Gleason und Art Carney in den Rollen von Ralph Kramden und Ed Norton zu imitieren, als dem Ganzen eine eigene, persönliche Note zu verleihen.

    Ralph Kramden (Cedric The Entertainer) ist ein zärtlicher Chaot. Und als solchem gelingt es ihm auch schnell, das Herz von Alice (Gabrielle Union) zu gewinnen, als er ihr seinen leeren Bus während einer Nachtfahrt als Taxi anbietet. Zwar verdient er als Busfahrer nicht viel, doch er hat einen Traum: eines Tages die zündende Geschäftsidee zu haben, welche ihm das nötige Kleingeld beschert, um auch Alices Variante dieses Traums – nämlich die vom gemeinsamen Eigenheim mit den Nortons – in die Tat umsetzen zu können. Dabei kommt er auf die absurdesten „Verkaufsschlager“, vom Y2K-Survival-Kit bis zum sprechenden Kaktus. Beim Versuch, diese im Grunde von vorn herein zum Scheitern verurteilten Projekte zu realisieren, kann er dennoch immer auf die Unterstützung seines Kumpels und Nachbarn Ed Norton (Mike Epps) bauen, welcher im Tiefbau tätig ist und sich wie kein Zweiter in der New Yorker Kanalisation auskennt. Der Zufall will es, dass Alice und Eds Frau Trixie (Regina Hall), die beide in einem Schnellimbiss arbeiten, dort mit einer netten älteren Dame ins Gespräch kommen. Diese wäre bereit, ihr zweistöckiges Haus zu einem Freundschaftspreis abzugeben, setzt den beiden allerdings eine Frist, nach deren Verstreichen der Zuschlag an den Immobilienhai Davis (Eric Stoltz) gehen würde. Leider reicht das Guthaben der beiden Ehepaare nicht ganz aus, weshalb Alice ihre Mutter (Carol Woods) bittet, ihnen das fehlende Geld zu leihen. Doch dabei hat sie die Rechnung ohne Ralph gemacht, der das gemeinsame Konto mittlerweile zwecks Finanzierung seiner neuesten Geschäftsmodelle überzogen hat. Dieser steht nun unter einem doppelten Erfolgsdruck, denn als Alice den neuesten Stand der Dinge erfährt, ist sie alles andere als begeistert...

    Cedric The Entertainer wirkt in der Rolle des Ralph oftmals wie ein großes Kind – und auf diesem Level funktioniert auch der recht schlichte, zum Teil schon eher kindische Humor dieser Komödie. Die meiste Energie erhält sie dabei durch das gut aufeinander eingespielte Team Cedric The Entertainer und Mike Epps. Ralph ist eine Art Don Quichotte, der in jeder noch so fixen Idee eine Möglichkeit wittert, an das große Geld zu gelangen. Ed ist der entsprechende Sidekick, ein Sancho Pansa, der Ralphs Pläne zwar nicht wirklich ernst nehmen kann, aber der Freundschaft wegen dennoch jeden Blödsinn mitmacht. Den realistischen Gegenpol zu dem chaotischen Gespann bilden dagegen die beiden Frauen, Alice und Trixie, deren fast unmögliche Aufgabe es ist, die beiden wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. So sehr Alice ihren Mann auch liebt, bisweilen bringt er sie doch an den Rand des Wahnsinns.

    Für eine zusätzliche Dynamik sorgt Carol Woods als Ralphs Schwiegermutter, die davon überzeugt ist, dass Alice einen Versager geheiratet hat. Als dieser gezwungen ist, an dem gemeinsamen Abendessen teilzunehmen, bei welchem Alice beabsichtigt, ihre Mutter um Geld für das Haus zu bitten, ist eine emotional ausufernde Situation vorprogrammiert. Am lustigsten sind dabei vielleicht noch die beleidigenden Anspielungen von Alices Mutter auf Ralphs Leibesumfang: „Vergiss nicht, mit dem Essen aufzuhören, wenn du auf den Teller stößt!“ (Darauf brüllendes Gelächter über ihren eigenen Witz.) – lustig in diesem Zusammenhang vor allem deshalb, weil die gute Frau selbst alles andere als schlank ist.

    Abgesehen von dieser bösen Schwiegermutter-Szene lebt „Honeymooners“ jedoch neben der platten Witzigkeit vor allem von seiner menschlichen Herzlichkeit und Wärme, die einfach erfrischend ist. So chaotisch die beiden Hauptfiguren sind, so sympathisch wirken sie andererseits auch, zumal ja die eigentliche Motivation dahinter steht, ihre beiden Frauen glücklich zu machen und deren größten Wunsch vom idyllischen Doppelhaus wahr werden zu lassen. Damit ist das Thema, eine stereotype Variante des Amerikanischen Traums, natürlich nicht minder abgegriffen als die meisten Gags und Repliken, die den meisten in der einen oder anderen Form schon aus zahlreichen Sitcoms bekannt sein dürften, was allerdings auch der Tatsache geschuldet ist, dass es sich bei diesem Film ja um ein Remake handelt.

    Gerade deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass diese Neuauflage vor allem nostalgischen Verehrern der ursprünglichen Fernsehserie nicht gefallen wird, da sie dafür wiederum zu sehr von ihrer Vorlage abweicht. Wer sich mit dem Niveau des Humors anfreunden kann, welches immerhin noch etwas über dem von Tom Gerhardt liegt, kann dagegen durchaus auf seine Kosten kommen. Schließlich ist „Honeymooners“ kein nachdenklicher Film, sondern Mike Epps und Eric the Entertainer machen ihren Namen alle Ehre und wollen ihr Publikum einfach nur auf kurzweilige Weise unterhalten. Zumindest sie selbst scheinen sich beim Dreh in der Hinsicht richtig ausgetobt zu haben – und selbst in direktem Anschluss an die Arbeit wurde, wie sich den Produktionsnotizen entnehmen lässt, erst einmal gemeinsam eine runde PlayStation gezockt...

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