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    Der Teufel trägt Prada
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Der Teufel trägt Prada
    Von Jürgen Armbruster

    Eigentlich wird die Modewelt viel zu selten zum Mittelpunkt von Komödien gemacht. Sicher, es gibt Robert Altmans „Prêt-à-Porter“ (die anspruchsvollere Variante) und Ben Stiller hatte sich mit der wunderbar skurrilen Klamauk-Klamotte „Zoolander“ auch einmal an diesem Thema versucht. Aber ansonsten gibt es zu dem Thema nur wenig Beiträge – und wenn, dann herrschen die üblichen Klischees vor: Weibliche Models sind gleichermaßen attraktiv wie dumm und die männlichen Kollegen entwickeln zumeist eine Vorliebe fürs eigene Geschlecht. Zwar arbeitet auch David Frankels Roman-Adaption „Der Teufel trägt Prada“ mit genau diesen Klischees, aber ein Kuststück gelingt dem Film trotzdem: Er unterhält über weite Strecken…

    „Assistenz der Geschäftsführung“ muss die Stellenbeschreibung wohl gelautet haben. Aber eigentlich hat die intelligente College-Abgängerin Andy Sachs (Anne Hathaway) nicht die geringste Ahnung, was bei ihrem neuen Job genau auf sie zukommt. Nur ein Gerücht hat sich bisher vernommen: Wer er es ein Jahr als Assistentin von Miranda Priestly (Meryl Streep), der Herausgeberin des Mode-Magazins Runway, aushält, soll sich seine zukünftige Anstellung in der Welt des Journalismus quasi selbst aussuchen können. Entsprechend engagiert geht sie ihren ersten Arbeitstag an. Doch die Bruchlandung auf dem Boden der Realität erfolgt gleichermaßen schnell wie hart. Ihre tyrannische Neu-Chefin jagt sie von einer Schikane in die nächste und ihre herrische Arbeitskollegin Emily (Emily Blunt) ist ihr auch nicht gerade eine große Hilfe. So etwas wie einen Freund findet sie allenfalls in Mirandas rechter Hand Nigel (Stanley Tucci). Doch der hat wahrscheinlich einfach nur Mitleid mit dem naiven Mädchen, das einfach nicht so recht ins Mode-Geschäft passen möchte. Am Tiefpunkt angelangt kommt Andy zu einer Erkenntnis: Die Mode-Welt kann sie nicht ändern, aber sie kann sich ihr anpassen…

    Lauren Weisberger gelang 2003 mit ihrem Roman-Erstling „Der Teufel trägt Prada“, der von den Kritiken keinesfalls mit Lob überschüttet wurde, ein kleines Kunststück: Sechs Monate am Stück ohne Unterbrechung in der Bestsellerliste der New York Times. Weisberger, bei der Veröffentlichung des Buches gerade 27 Jahre alt, arbeitete zuvor einige Jahre als Assistentin der Vogue-Chefredakteurin Anna Wintour und konnte somit aus erster Hand ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Auch wenn der Roman keineswegs überragend war, traf er einfach den Nerv der Zeit und war in der „Sex And The City“-Ära einfach optimal aufgehoben. „Der Teufel trägt Prada“ entwickelte sich zu einem echten Langläufer und schaffte es über Mund-Propaganda auf den Nachttisch zahlreicher Frauen. Irgendwie war eine Verfilmung damit nur eine Frage der Zeit. Und konsequenterweise wurde für die Verfilmung der „Sex And The City“-erprobte Regisseur David Frankel verpflichtet. Und in der Tat fühlt sich „Der Teufel trägt Prada“ als Film auch ein wenig an wie „Sex And The City“.

    Bis gut zur Hälfte des Films ist „Der Teufel trägt Prada“ überaus unterhaltsam. Dem Naivchen Andy Sachs dabei zuzusehen, wie sie wie eine Herde Elefanten durch den Porzellanladen Runway wütet und dabei kein Fettnäpfchen auszulassen gedenkt, sorgt für gute Laune und Kurzweil. Auch einige höchst amüsante Zitate werden in dieser Phase des Films zum Besten gegeben (Beispiel: Ich bin nur noch eine Magengrippe von meinem Wunschgewicht entfernt.). Als sich dann allerdings die Geschichte von New York nach Paris verlagert und sich Andy längst als zuverlässige Assistentin von Miranda etabliert hat, ist irgendwie die Luft raus. Anstelle erfrischender Dialoge und Situationskomik beherrschen fortan ein Liebes-Dreieck, eine gescheiterte Ehe, eine Intrige hinter den Kulissen und Impressionen von Frankreichs Mode-Mekka den Film. Dem weiblichen Teil des Publikums wird dies sicherlich gefallen, die Männer an der Seite werden es ertragen.

    Dass „Der Teufel trägt Prada“ funktioniert, liegt letztlich nicht an der vermeintlichen Hauptdarstellerin Anne Hathaway (Havoc, Brokeback Mountain). Zwar erfüllt diese ihren Zweck und sieht (nachdem sie den Rollkragen-Pulli in den Schrank gepackt hat) gut aus, aber Highlight des Films ist zweifelsohne Meryl Streep (Adaption, The Hours), die nach Couchgeflüster in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal ihre komödiantisches Talent unter Beweis stellen darf. In ihrer zutiefst sarkastischen Rolle darf sich die famose Charakterdarstellerin nach Herzenslust austoben. Ohne Streep wäre „Der Teufel trägt Prada“ allenfalls die Hälfte wert. Ansonsten tut sich schauspielerisch nicht besonders viel. Stanley Tucci (Terminal, Road To Perdition), Newcomerin Emily Blunt und Simon Baker (The Ring 2, Land Of The Dead) verrichten Dienst nach Vorschrift. Erwähnenswert ist ansonsten allenfalls noch der Kurzauftritt von Design-Legende Valentino.

    „Der Teufel trägt Prada“ ist sicherlich kein Film, der irgendeinen höheren Wert mit sich bringen würde. Aber es ist eben das gleiche Phänomen wie bereits beim Roman. Nüchtern betrachtet ist eben auch der Film im Grunde von recht durchschnittlicher Qualität. Aber er funktioniert eben. Dem sicherlich zumeist weiblichen Publikum werden die angeführten Kritikpunkte ohnehin reichlich egal sein. Aber im Fall von „Der Teufel trägt Prada“ kann man(n) das auch irgendwie nachvollziehen…

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