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    Gefährliche Brandung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Gefährliche Brandung
    Von Martin Soyka

    Regisseurin Kathryn Bigelow hat - abgesehen von dem umstrittenen Harrison-Ford-Vehikel K-19: Showdown in der Tiefe - mit drei Filmen nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht: dem Vorgänger „Blue Steel", dem Nachfolger „Strange Days" und eben dem Action-Thriller „Gefährliche Brandung". Offenbar hatte ihr damaliger Ehemann James Cameron (Titanic), der als Produzent dabei wird, einen nicht unmaßgeblichen Einfluss auf die Karriere seiner Frau, denn nach ihrer Trennung hat man nichts Maßgebliches mehr von ihr gesehen. Schade. Denn allen drei Filmen gemeinsam ist, dass sie unterhalten, durchaus auch Denkansätze bieten und großartig fotografiert sind. Letzteres trifft insbesondere auf „Gefährliche Brandung" zu, dessen Wasser- und Surfaufnahmen spektakulär sind.

    Der frisch gebackene FBI-Agent Johnny Utah (Keanu Reeves) wird dem alten Hasen Angelo Pappas (Gary Busey) zur Seite gestellt, um eine Bande von Bankräubern zu fassen, die ebenso schnell wie gut organisiert schon seit langem die Ermittlungsbehörden narren. Sie tragen die Masken ehemaliger US-Präsidenten und ziehen ihre Raubzüge in sekundenschnelle durch. Pappas hat eine Idee, in welchen Kreisen die Täter zu suchen sind, und dafür schon viel Spott kassiert: Es müssen Surfer sein. Dies schließt er aus der zeitlichen Häufung der Überfälle, der Sonnenbräune der Verdächtigen und aus Spuren von „Sex Wax", was Surfer bekanntlich auf ihre Bretter schmieren, um mehr Grip zu haben. Der Plan ist schnell geschmiedet. Der sportliche Utah soll sich unter die Surfer mischen und quasi undercover die gesuchte Gruppe ausfindig machen. Doch so einfach, wie die beiden sich das vorstellen, ist das nicht. Nicht genug damit, dass Surfbretter ziemlich kipplig sind, auch die Surfer stellen eine eingeschworene Gemeinschaft dar. Erst als Utah die spröde Tyler (Lori Petty) kennen lernt, gerät er in den Dunstkreis des charismatischen Bodhi (Patrick Swayze), der vom Surf des Jahrhunderts träumt. Johnnys Auftrag gerät immer mehr in den gedanklichen Hintergrund. Bis seine Tarnung auffliegt...

    „Gefährliche Brandung" wartet mit einem interessanten Aspekt auf. Der eigentlich eher weich wirkende Hauptdarsteller Keanu Reeves absolvierte mit diesem Film erste erfolgreiche Schritte im Action-Fach, was ihn später über den Blockbuster Speed zum wegweisenden Matrix führen sollte. Bemerkenswert ist auch, dass der damalige Standardbösewicht Gary Busey („Lethal Weapon", „Drop Zone") als verfressener wie väterlicher Buddy wirklich sympathisch rüberkommt. Man hätte ihn gerne öfter in solchen Rollen gesehen (statt als Mengele-Verschnitt in Tal der Wölfe - Irak). Am Erstaunlichsten ist aber Patrick Swayze, der als Bodhi, als quasi-buddhistisch Erleuchteter, tatsächlich Charisma und Coolness fernab jedes „Dirty Dancing"-Schwulstes verbreitet. Seine Figur ist der Dreh- und Angelpunkt des Films, denn wenn der Zuschauer Utahs Faszination für Bodhi nicht versteht, funktioniert der Film nicht. Und Swayze macht seine Sache erstaunlich gut. Wer würde nicht gern Teil seiner Clique sein, die nachts surft und sich aus Flugzeugen stürzt? Die Figur der Tyler ist da nur Katalysator. Ihre Liebesbeziehung zu Utah ist nicht recht glaubwürdig, denn mit ihr kann Utah eigentlich gar nicht mithalten. Man fragt sich latent, was diese toughe Braut von ihm eigentlich will. Tyler bringt die Kontrahenten zusammen, später wird sie zur Geisel. Sie ist ersichtlich nur Mittel zum Zweck.

    Fazit: „Gefährliche Brandung" ist ein gut unterhaltender, spannender und exzellent fotografierter Popcorn-Film.

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