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    Tanz der Teufel 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,5
    hervorragend
    Tanz der Teufel 2
    Von Björn Helbig

    Das kommt auch nicht alle Tage vor: Da vergehen nur sechs Jahre und der Regisseur beschließt seinen eigenen Debütfilms nochmal zu machen. Diesmal allerdings mit dem zehnfachen Budget. Nun ist die Liste der Filmreihen, in denen der zweite Teil besser als der erste ist, relativ übersichtlich. Aber Sam Raimi ist es mit der Neuauflage seines Kultfilms Tanz der Teufel in diesem Fall dennoch gelungen, den Vorgänger in nahezu jeder Hinsicht zu toppen. Die Rechnung ist einfach: bessere Gags, mehr Splatter und eine größere Portion Charme durch die Hauptfigur Ash, die langsam zum ultracoolen Dämonenschlächter ausgebaut wird, machen „Tanz der Teufel 2“ zu einem Klassiker des Genres.

    Zur Story: Ash (Bruce Campbell) und Linda (Denise Bixler) ziehen sich für ein paar schöne Tage in eine abgelegene Hütte im Wald zurück. Dort finden sie ein seltsam aussehendes Buch (Necronomicon ex mortis) und ein Tonbandgerät. Durch die abgespielten Formeln auf dem Tonband erwachen Dämonen zum Leben und nehmen von Linda Besitz. Nun ist Ashs Leben in Gefahr, denn seine besessene Liebste hat es von nun an auf ihn abgesehen. Ash schafft es aber, sie zu überwältigen und zu begraben. Doch damit ist der Spuk noch lange nicht vorbei. Die Dämonen des Waldes halten für den gebeutelten Helden noch etliche Überraschungen bereit...

    Das kommt einem in großen Teilen ziemlich bekannt vor. „Tanz der Teufel 2“ ist aber entgegen der Annahme vieler als Sequel und nicht als Remake gedacht. Der Anfang des zweiten Teils ist lediglich eine Art Zusammenfassung des ersten. Aus rechtlichen Gründen und da viele Schauspieler nicht mehr zur Verfügung standen, traf Sam Raimi die Entscheidung, diese Anfangssequenz neu zu drehen. Die neue Geschichte beginnt dann erst mit der Szene, in der Ash durch den Wald katapultiert wird. Parallel zu allem, was Ash widerfährt, macht sich Annie (Sarah Berry), die Tochter des zuvor in der Waldhütte lebenden Professors, mit ihrem Freund Ed (Richard Domeier) auf den Weg, um ihren Vater zu besuchen. Unterwegs treffen sie auf Jake (Dan Hicks) und Bobbie Joe (Kassie Wesley), und da diese den Weg zur Hütte kennen, werden sie im Folgenden von ihnen begleitet. Dort angekommen, erwartet sie mit dem halb wahnsinnigen, schießwütigen und mittlerweile handlosen Ash ein bösartiger Willkommensgruß. Gemeinsam schaffen sie es, den Verrückten zu überwältigen und in den Keller des Hauses zu sperren (wo übrigens als Reminiszenz an „Nightmare“ Freddy Krügers Krallenhandschuh zu sehen ist). Zuerst ahnen sie noch nicht, dass die wirkliche Gefahr nicht von Ash ausgeht. Das erfahren sie dann aber schneller als ihnen lieb ist.

    „There's something out there. That... that witch in the cellar is only part of it. It lives... out in those woods, in the dark... something... something that's come back from the dead.“ (Ash)

    Oft wird hervorgehoben, der 2. Teil sei weniger gewalttätig als sein Vorgänger. Diese Aussage ist allerdings mit Vorsicht zu genießen, denn auch „Tanz der Teufel 2“ enthält nicht weniger Splatterszenen, ist nur aufgrund seiner slapstickartigen Einlagen leichter konsumierbar. Manche schwören genau deswegen auf Teil 1, weil sie es lieber etwas roher und ursprünglicher mögen. Andere lassen hingegen nichts auf Teil 2 kommen, denn dieser lässt sich noch ein ganzes Stück mehr einfallen, formuliert die Figur des Ash besser aus, und ist aufgrund des höheren Budgets auch in der Lage, seine Ideen konsequenter umzusetzen. Schon allein die Szenen, in der Ash gegen seine Hand kämpft („That's right... who's laughing now... who's laughing now?“) und sie hinterher in einem Eimer einsperrt („This is your home“) sind einfach groß. Von der Vielzahl der Regieeinfälle, die es in „Tanz der Teufel 2“ zu sehen gibt, könnte mancher Regisseur seine gesamte Karriere bestreiten. Raimis Ideenwut scheint keine Grenzen zu kennen.

    „I'll swallow your soul! I'll swallow your soul! I'll swallow your soul!” (Henrietta)

    Das meiste, was am ersten Teil toll war, ist bei seinem Nachfolger mindestens ebenso großartig – die berühmten Kamerafahrten, das Comic- und Slapstickhafte, die visuellen Einfälle, das ausufernde Vorkommen von Kettensäge und Schrotflinte, der Audiokommentar der DVD – einzig das Storygerüst des zweiten Teils wirkt (durch die Rekapitulation des Vorgängers) anfangs holprig. Hier hat der lupenreine Erstling ausnahmsweise mal die Nase vorn. Trotzdem: Eine derartig gelungene Mixtur aus Komödie und Horror sucht ihresgleichen. Gab es das überhaupt schon mal? Wohl kaum. Lediglich Regisseur Peter Jackson („Herr der Ringe“-Trilogie, „Bad Taste“) konnte mit seinem frühen Werk „Braindead“ (1992) ein ähnlich schillerndes Splatterfeuerwerk entfachen.

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