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    "Halloween Ends" wird völlig missverstanden: Haben die Fans etwa das Original vergessen?!
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Horror ist in seiner DNA verankert – ob irre wie „Braindead“ und „Eraserhead“ oder packend wie „Halloween“ und „High Tension“. Hauptsache ungekürzt!

    David Gordon Green spaltet mit dem Finale seiner Michael-Myers-Trilogie das Publikum. Auch FILMSTARTS-Redakteur und langjähriger „Halloween“-Fan Daniel konnte gar nichts mit dem Film anfangen – versteht die Kritik vieler Fans aber dennoch nicht.

    Universal Studios. All Rights Reserved.

    +++ Meinung +++

    Achtung, es folgen Spoiler zu „Halloween Ends“! Falls ihr den Film also noch nicht gesehen haben solltet, überlegt euch gut, ob ihr weiterlesen wollt. Im folgenden Artikel werden inhaltliche Details mit Überraschungseffekt thematisiert.

    Es ist so weit: „Halloween Ends“ läuft in den Kinos, das letzte Kapitel einer der größten Horror-Sagen der Kinogeschichte (zumindest bis irgendjemand auf die Idee kommt, die Reihe doch noch einmal wiederzubeleben). Ob wir und vor allem Kult-Slasher Michael Myers aber auch tatsächlich einen würdigen Abschluss serviert bekamen, darüber scheiden sich die Geister. Vor allem ein Kritikpunkt wird von Fans immer wieder genannt: Michael Myers wird zur Nebenfigur degradiert!

    Nun, auch ich bin von „Halloween Ends“ maßlos enttäuscht (wobei meine Erwartungen nach „Halloween Kills“ ohnehin drastisch sanken). Und ja, es stimmt: Myers wird, leider, aufs Abstellgleis gestellt. Doch das hat nichts mit der Qualität des Films zu tun – und sollte eigentlich auch niemanden überraschen, der mit der Reihe vertraut ist.

    "Halloween Ends": (Eigentlich) eine konsequente Fortsetzung …

    „Halloween Ends“ ist eine logische Fortsetzung, die wie auch schon die beiden Vorgänger an die Originalreihe angelehnt ist. Lebte „Halloween“ noch ganz von der DNA von Carpenters Original (das übrigens am heutigen 22. Oktober ab 22.15 Uhr auf RTL2 läuft), wurde „Halloween Kills“ mit Elementen aus „Halloween II“ versetzt – so schließt er etwa noch in derselben Nacht an den Vorgänger an, verlagert die Handlung zu großen Teilen ins Haddonfield Memorial und geht noch einmal wesentlich brutaler zur Sache. Warum sollte sich an dieser Treue zum Original mit der dritten Metzelorgie von David Gordon Green also etwas ändern?

    „Halloween Ends“ ist traditionsgemäß das Pendant zum dritten Teil der Originalreihe – und in dem kommt Michael Myers bekanntlich gar nicht vor. Gut, ihn komplett wegzulassen, wäre an dieser Stelle natürlich ein Unding gewesen: Schließlich ließ „Kills“ die Story sperrangelweit offen. Außerdem zeigte ja auch schon „Halloween III: Season Of The Witch“, wie Fans des Carpenter-Klassikers auf einen „Halloween“-Film ganz ohne Michael Myers reagierten. Mittlerweile wird Teil 3 von vielen Fans zwar geschätzt für das, was er ist. Doch das war ein langer Prozess.

    Dennoch ist gleich von Anfang an offensichtlich, welchen Film hier Green und Co. zum Vorbild hatten. Denn dass man für den Titelschriftzug von „Halloween Ends“ die exakt gleiche Schriftart wie in „Halloween III“ nutzte, ist natürlich kein Zufall. Darüber hinaus nutzten die Macher aber – einmal mehr! – die Gelegenheit, auch noch Elemente aus weiteren „Halloween“-Sequels einzubauen. Schließlich war es eben jene Liebe vor der Reihe auch, die das Publikum am 2018er-„Halloween“ so sehr schätzt. Auch der hatte bereits zahlreiche Anspielungen auch auf anderen Kapitel der Saga in petto.

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    Der Fokus liegt nicht auf Michael Myers selbst, sondern auf dem ultimativen Bösen, als das ihn einst schon seit betreuender Arzt Dr. Loomis (Donald Pleasence) bezeichnete. Und wer die Myers-Saga in- und auswendig kennt, entdeckt dennoch viele nette Querverweise vor allem auf „Halloween IV“ und „Halloween V“ – von den wildgewordenen Kleinstadtbewohnern über den zwischen Obdachlosen unterkommenden Michael bis hin zur scheinbar übernatürlich Verbindung zwischen ihm und seinem potenziellen Nachfolger bzw. seiner potenziellen Nachfolgerin. Was einst seine Nichte Jamie (Danielle Harris) war, ist nun der dem Bösen verfallene Corey (Rohan Campbell).

    Dass Michael Myers weniger Screentime hat, ist deswegen genauso konsequent wie die Story um einen Nachfolger, der das Erbe des Killers antritt. Eine zweifelsohne mutige Entscheidung, die Fans der Reihe aber kaum überraschen sollte und womöglich sogar freuen könnte. Stattdessen wird vor allem kritisiert, dass wir nicht zum x-ten Mal zu sehen kriegen, wie Michael Myers reihenweise naive Teenager meuchelt. Doch die Probleme von „Halloween Ends“ liegen eigentlich ganz wo anders.

    ... aber trotzdem kein guter Film

    Das „Halloween“-Finale beginnt mit einem echten Paukenschlag – ohne Michael Myers, dafür mit einer herausragend inszenierten Eröffnungssequenz, in der sich die Spannung immer weiter steigert, bis sie schließlich in einer Tragödie gipfelt, die selbst hartgesottene Horror-Enthusiasten plätten dürfte. Das ist richtig starkes Spannungskino, das einem „Halloween“-Film würdig ist – auch ganz ohne Michael Myers.

    Die Probleme beginnen erst danach. Und zwar nicht, weil sich Haddonfields berühmter Feiertagskiller erst einmal eine ganze Weile lang nicht blicken lässt. „Halloween Ends“ ignoriert längst etablierte Regeln in der Welt von Michael Myers und untergräbt sie, sodass am Ende nichts so richtig Sinn ergibt.

    „Halloween Ends“ verleugnet die Entwicklung, die Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) in den vergangenen vier Jahrzehnten durchgemacht hat – vor allem aber auch in den beiden direkten Vorgänger-Filmen. Da wird erst mal jahrzehntelang an einem Trauma geknabbert, das sich dann aber plötzlich schnurstracks wieder erledigt. Und die Beziehung zwischen ihrer Enkelin Allyson (Andi Matichak) und dem potenziellen „neuen Michael“ Corey ist derart stupide und an den Haaren herbeigezogen, dass es weh tut. Der Weg von „Oh, du hast auch viel durchgemacht“ bis „Wir wollen die Welt brennen sehen“ ist zu keinem Zeitpunkt glaubhaft oder nachvollziehbar.

    Noch (!) kontroverser als im Kino: So sollte "Halloween Ends" ursprünglich enden

    „Halloween Ends“ vermiest uns damit aber nicht nur die Charaktere, die wir bereits liebgewonnen haben. Der Film führt gleichzeitig auch einige neue Figuren ein, die einem allesamt am Allerwertesten vorbeigehen – von Allysons Kollegin in der Praxis bis hin zum Radiomoderator. Wären diese bloß unsympathisch, würde man zwar nicht um sie bangen, aber man könnte mit ihren (teils durchaus kreativen Toden) vielleicht noch seinen Spaß haben. Aber sie sind eben nicht nur verdammt nervig und dämlich, sondern auch völlig uninteressant.

    Was noch dazukommt: „Halloween Ends“ springt tonal willkürlich hin und her. Die Zunge des Radiomoderators auf dem Plattenspieler mag zwar eine spaßige Idee sein, die aber eher in einen Fun-Splatter als in einen erbarmungslosen Slasher passt. Und der romantische (?) Flirt zwischen Laurie und Officer Hawkins (Will Patton) in einem Supermarkt wirkt ohnehin eher so, als wäre Jamie Lee Curtis gerade in einem völlig anderen Film. Sollte es jemals zu „Freaky Friday 2“ kommen, kann sie die Nummer ja nochmal auspacken. Aber als Laurie Strode zeigt sie damit nur noch eine weitere Seite ihrer Figur, die zu eben jener kein Stück passt. Dann doch lieber ihre Sarah-Connor-Inkarnation aus „Halloween“ (2018).

    Fazit: Endlich vorbei - oder doch nicht?

    Das Konzept von „Halloween Ends“ ist mutig und spannend, aber schlicht nicht zu Ende gedacht. Fans von Michael Myers, wie ich es seit gut 20 Jahren bin, können aber immerhin erst mal aufatmen. Denn nach dem famosen „Halloween“, dem ziemlich hirnrissigen „Halloween Kills“ und dem völlig inkohärenten „Halloween Ends“ ist nun endlich Schluss. Auch wenn uns die Vergangenheit natürlich vor allem eines lehrte: So richtig stirbt der Haddonfield-Killer ja ohnehin nie.

    Wovor ich mich hingegen jetzt schon fürchte: Regisseur David Gordon Green arbeitet bereits daran, den nächsten Horror-Meilenstein fortzusetzen: „Der Exorzist“. William Friedkins Kult-Klassiker soll nach „Halloween“-Methode fortgeführt werden. Das bedeutet also, dass der kommende Film nicht nur eine direkte Fortsetzung des Films von 1973 sein wird, sondern auch der Startschuss einer neuen Trilogie.

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