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    Neu im Heimkino: Eines der Film-Highlights 2023, das im Kino viel zu wenig Beachtung fand
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Ein „Stranger Things“-Star und ein strahlender Publikumsliebling der 1990er- und 2000er-Jahre in seiner mit dem Oscar gekrönten Comeback-Rolle: „The Whale“ hätte viel mehr Erfolg verdient, als er im deutschen Kino hatte. Jetzt gibt’s ihn im Heimkino.

    Als Darren Aronofsky mit seinem Psychothriller „Black Swan“ Natalie Portman ein herausragendes Star-Vehikel gab und sie für ihre Leistung einen Oscar gewann, war auch das deutsche Kinopublikum gebannt! Mit 2,2 Millionen verkauften Eintrittskarten ist der Film noch immer der hierzulande erfolgreichste Titel Portmans abseits der „Star Wars“-Saga.

    Da hätte man denken können, dass „The Whale“ wenigstens ansatzweise ähnlich abschneidet: Aronofskys beklemmendes Drama brachte nämlich „Die Mumie“-Star Brendan Fraser den Oscar und eine feierliche Comeback-Narrative ein. Im deutschen Kino ging der Film trotzdem unter. Doch seit dieser Woche ist „The Whale“ im Heimkino erhältlich und wartet nun darauf, entdeckt zu werden.

    Exklusiv bei Amazon gibt es „The Whale“ auch im 4K-Mediabook* mit einem der gemalten Kinoplakate zum Film als Covermotiv. Das Mediabook enthält „The Whale“ sowohl auf 4K-Disc als auch auf Blu-ray sowie ein Booklet mit Hintergrundinformationen. Darüber hinaus ist „The Whale“ als VOD bei Amazon Prime Video* verfügbar.

    "The Whale": Kleine Wohnung, großer Mann, noch größere Gefühle

    Seit einem tragischen Ereignis hat sich Charlie (Brendan Fraser) von der Außenwelt abgeschottet. Durch eine Essstörung bringt er nunmehr über 270 Kilogramm auf die Waage, seinen Lebensunterhalt verdient er als Literaturprofessor, der seine Lektionen via ausgeschalteter Webcam abhält. Sein einziger menschlicher Kontakt ist die Krankenpflegerin Liz (Hong Chau), die damit hadert, wie sie mit Charlies selbstzerstörerischen Tendenzen umgehen sollte. Als Charlie plötzlich Kontakt zu seiner ständig stichelnden Teenager-Tochter Ellie (Sadie Sink) herstellt, die er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat, fürchtet Liz, dass sich ihr melancholischer Freund sehenden Auges auf einen tödlichen Herzinfarkt hinzu bewegt...

    So bedrückend und daher mainstream-untauglich die Ausgangslage von „The Whale“ sein mag: Aufgrund des Oscar-Hypes, der „The Whale“ verfolgte, bleibt das deutsche Kinoergebnis des Films ernüchternd. Das Drama, das für Frasers Leistung sowie das Make-up mit einem Oscar ausgezeichnet wurde und für Hong Chaus Performance eine weitere Oscar-Nominierung erhielt, erreichte in den hiesigen Kinos nicht einmal 145.000 Menschen.

    Einer der härtesten Filme der letzten 20 Jahre kommt ungekürzt ins Heimkino – ein gnadenlos brutales Splatter-Feuerwerk

    Global betrachtet kann man dem Kinopublikum dagegen nicht anlasten, „The Whale“ ferngeblieben zu sein: Bei einem Budget von drei Millionen Dollar generierte die Adaption des gleichnamigen Theaterstücks über 54 Millionen Dollar an den Kinokassen. Das lässt sich schon eher als verdienten Achtungserfolg für dieses Kammerspiel verstehen, das seine niederschmetternde Ausgangslage nimmt, und in eine überraschend schöne, lebensbejahende Geschichte formt.

    Aronofsky gelingt es zunächst, große Beklemmung zu erzeugen: Die zugemüllte Wohnung ist genauso wie das Bildformat des Films zu klein für Charlie. Es gibt aber nicht bloß physisch zu wenig Raum für ihn: Die abgedunkelte, freudlose Wohnung engt auch seine grundlegenden Wesenszüge ein, die sich im Laufe des Films freikämpfen. Irgendwo hinter diesem riesigen, nahezu unbeweglichen Körper schlägt ein großes, empathisches Herz, das sowohl Sinn für Poesie als auch eine Engelsgeduld für Konfrontation hat. Dieses Herz kämpft nicht nur gegen Charlies schlechte körperliche Verfassung an, sondern auch gegen den tonnenschweren Kummer, der auf seiner feingeistigen Seele lastet.

    Wie Aronofsky dieses Tauziehen zwischen Verderbnis und Frohsinn, Feindseligkeit und Hoffnung inszeniert und Fraser es mimisch verdeutlicht, ist starkes Kino mit erstaunlich viel Optimismus. In der glühenden FILMSTARTS-Kritik wurde „The Whale“ daher auch als „Lehrstunde in Empathie und Menschlichkeit“ betitelt. Dass neben Fraser auch Chau und Sink intensive, sich ins Gedächtnis brennende Performances abliefern, bessert diese Lehrstunde noch weiter aus:

    Ihre komplexen, gegensätzlichen Figuren formen aus dem potentiellen Philosophieunterricht mühelos eine berührende Begegnung zwischen widerborstigen Charakteren, die wiederum zur Selbstreflexion einladen. Wahrlich nicht schlecht für einen Film, der auf den allerersten Blick wie reiner Voyeurismus wirkt.

    Ist dieser Sci-Fi-Flop in Wirklichkeit eine geheime Fortsetzung zu „Blade Runner“?!

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