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    Dieser 170 Millionen Dollar schwere Fantasy- & Action-Kracher ist der größte Flop von Keanu Reeves
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Bevor er mit der kolossal erfolgreichen „John Wick“-Reihe wieder voll durchstartete, befand sich die Karriere von „Matrix“-Star Reeves in einem Tief. Mit diesem Historien-Spektakel sollte sich das ändern. Doch der Film versagte an den Kinokassen…

    Die „Matrix“-Trilogie war seit Jahren Geschichte, und von „John Wick“ wagte noch niemand zu träumen – am wenigsten wohl Keanu Reeves selbst. Ein paar seiner Filme wie „Das Haus am See“ und „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ machten zwar Geld an den Kinokassen, rissen dabei aber weder finanziell Bäume aus, noch überschlug sich die Kritik mit Lob für sie oder den Mimen. Deshalb hängte der Kanadier all seine Hoffnungen an die aufwändige Verfilmung einer alten japanischen Heldensage im Action-Format mit Fantasy-Elementen: „47 Ronin“. Dabei geht es um eine Gruppe entehrter Samurai, die im Jahre 1703 beschließt, ihren in den Selbstmord gezwungenen Herrn zu rächen.

    Die Universal Studios waren damals ähnlich verzweifelt auf der Suche nach einem Hit wie Reeves. Während die Konkurrenz mit Blockbuster-Reihen wie „Herr der Ringe“, „Star Wars“, „Harry Potter“ etc. regelmäßig Milliarden einfuhr, hatten die Kalifornier schon lange kein Franchise in diese Richtung mehr aufbauen können. So war man bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Man wollte einen Film machen, der spektakuläre Action mit epischer Fantasy verbinden und natürlich Raum für Fortsetzungen und Spin-offs lassen sollte.

    Eine chaotische & extrem teure Produktion

    Ende 2008 hatte man sich im Hause Universal darauf geeinigt, dass „47 Ronin“ dem Studio den gewünschten Erfolg bringen sollte. Keanu Reeves wurde als Hauptdarsteller verpflichtet, ebenso Regisseur Carl Rinsch und Produzent Scott Stuber. Die Aufnahmen waren für 2009 angedacht und man kündigte einen Kinostart für Ende 2010 an.

    Nach zahlreichen Überarbeitungen des Skripts und endlos anmutenden Diskussionen über visuelle Aspekte konnte Rinsch aber erst im Frühjahr 2011 endlich mit den Dreharbeiten beginnen. Dabei bestätigte sich dann allerdings, was Branchen-Insider schon befürchtet hatten: Dem bis dato lediglich als Werbefilmer tätigen Kinodebütanten ein Mega-Budget von kolportierten 175 Millionen Dollar anzuvertrauen, war ein enormes Risiko.

    Er war es nämlich gewohnt, sich am Set seiner Projekte um wirklich jedes Detail selbst zu kümmern – eine Vorgehensweise, auf die er auch hier bestand und die immer wieder zu enormen Verzögerungen im Ablauf führte. Das alles fraß weiteres Geld. Auch wirkte Produzent Stuber, der zuvor fast ausschließlich an RomComs und kleineren Dramen gearbeitet hatte, mit einem Film dieses Ausmaßes schlichtweg überfordert. Als neuen Starttermin visierte Universal nun November 2012 an.

    Während in Ungarn, Großbritannien und Japan die Kameras schon eine Weile rollten, schalteten sich zu allem Überfluss auch noch die Studiobosse persönlich ein: Ihnen schwebte plötzlich eine Spezialeffekt-Orgie à la „300“ oder „Avatar“ vor. Rinsch hingegen wollte ein deutlich geerdeteres Werk in Richtung „Gladiator“ abliefern. Ein Kompromiss musste her. Bis ein solcher jedoch gefunden war, ging noch mehr Zeit und vor allem Geld drauf. Obendrein wurden aufwändige Nachdrehs angesetzt. Laut Universal hatte „47 Ronin“ noch nicht genügend Fantasy-Sequenzen und Actionmomente zu bieten. Der Kinostart wurde derweil erneut, dieses Mal auf Weihnachten 2013, verschoben.

    ‎ Universal Pictures Germany GmbH
    Keanu Reeves in "47 Ronin"

    Ein Desaster an den Kinokassen

    Als der Film dann endlich auf die Leinwände kam, konnte er mit seinen Bildern durchaus beeindrucken. Erzählerisch wirkte er aber unausgegoren und ließ das Publikum emotional eher kalt – lest dazu die FILMSTARTS-Kritik von Chefredakteur Christoph Petersen. Aber dies waren nicht die alleinigen Gründe, dass „47 Ronin“ an den Kinokassen jämmerlich scheiterte. Kaum jemand in der westlichen Welt hatte zuvor von der Ausgangsgeschichte gehört. Weshalb es auch keine quasi eingebaute Fangemeinde wie bei den genannten, auf Bestsellerromanen oder supererfolgreichen früheren Filmen basierenden Vorbildern gab.

    Nachdem die chaotische Produktion weit über 200 Millionen Dollar verschlungen hatte, konnten am entscheidenden ersten Wochenende nach Veröffentlichung in den USA nicht einmal schlappe zehn Millionen eingespielt werden. So mutierte „47 Ronin“ zu einem der monumentalsten Flops der Kinogeschichte und zum größten Misserfolg in Keanu Reeves' Karriere.

    Der drehte kurz darauf zu seinem Glück den deutlich schmaler budgetierten „John Wick“, mit dem er wieder zu einem der Top-Filmstars des Planeten wurde. Scott Stuber ist mittlerweile Chef der Spielfilm-Sparte beim Streamingriesen Netflix. Carl Rinsch hingegen hat nie wieder einen Kinofilm gemacht. Eine Dekade nach dem Debakel erschien dann tatsächlich noch ein Sequel: „Blade Of The 47 Ronin“ – ohne einen einzigen der am Original beteiligten Hauptverantwortlichen vor oder hinter der Kamera...

    Die historisch verbriefte Story über die Kämpfer, die ihrem Herrn selbst über dessen Tod hinaus loyal ergeben waren, wurde unter dem Titel „Last Knights - Die Ritter des 7. Ordens“ mit u.a. Clive Owen und Morgan Freeman übrigens nahezu zeitgleich noch ein zweites Mal adaptiert. Das allerdings in einem stark abgewandelten Szenario – nämlich als im europäischen Mittelalter angesiedelter, blutig-düsterer Ritter-Film.

    Dieser starbesetzte Fantasy-Flop hat 150 Millionen Dollar gekostet – schon 16 Jahre später ist er halb vergessen

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