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    Das wurde aber auch Zeit: Einer der besten Filme von 2022 erscheint endlich fürs Heimkino!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Er findet Streaming zwar praktisch, eine echte Sammlung kann es für ihn aber nicht ersetzen: Was im eigenen Regal steht, ist sicher vor Internet-Blackouts, auslaufenden Lizenzverträgen und nachträglichen Schnitten.

    Trotz hervorragender Pressestimmen und einer Oscar-Nominierung hat das ebenso niederschmetternde wie wunderschöne Drama „Aftersun“ bislang ein viel zu kleines Publikum erreicht. Ein Jahr nach dem Kinostart kommt es endlich ins Heimkino.

    In den deutschen Kinos ging das ungeheuerlich berührende Drama „Aftersun“ völlig unter: An seinem Startwochenende im Dezember 2022 erreichte es weniger als 6.000 Menschen, kurz danach verschwand es spurlos aus vielen Lichtspielhäusern. Jedoch zog die Vater-Tochter-Geschichte ein beachtliches Echo nach sich:

    „Aftersun“ holte sich herausragende 4,5 Sterne in der FILMSTARTS-Kritik, bescherte Hauptdarsteller Paul Mescal eine Oscar-Nominierung und machte ihn zu einem neuen Darling des Indie-Kinos. Zudem sicherte sich das Coming-of-Age-Drama einen Platz im von Moviepilot und FILMSTARTS erstellten Ranking der besten Filme 2022. Demnächst kommt das Must-See für alle Fans der leisen, lang nachhallenden Töne endlich in physischer Form in den Handel: „Aftersun“ erscheint am 14. Dezember 2023 auf DVD und Blu-ray.

    Bereits seit einigen Monaten ist „Aftersun“ als VOD bei Amazon Prime Video* erhältlich, darüber hinaus ist der Film im Portfolio des Streamingdienstes MUBI zu finden. MUBI lässt sich zum Beispiel als MUBI Channel* via Prime Video Channels abonnieren – und ist ein echtes Highlight in der Flut an Streaming-Angeboten.

    Allerdings ist „Aftersun“ solch eine umwerfende, unvergessliche Balance aus traurigen, nachdenklich stimmenden und bittersüß-ergreifenden Momenten, dass es schade wäre, könnte man den Film ausschließlich im Streaming erleben. Charlotte Wells' herausragendes Regiedebüt hat es verdient, dass man es sich als filmisches Juwel ins Regal stellen kann. Wie schön, dass dies nun bald möglich ist!

    "Aftersun": Ein unvergesslicher Urlaub

    Es sind die späten 1990er-Jahre: Die elfjährige Sophie (Frankie Corio) macht mit ihrem zwar liebevollen, dennoch emotional distanziert wirkenden Vater Calum (Paul Mescal) Urlaub in der Türkei. Da sie wenig Zeit miteinander verbringen, will Sophie diese rare Auszeit mit ihrem Vater voll auskosten – doch da sie sich an der Schwelle zum Teenageralter befindet, hat Calum offenbar Probleme, sich komplett auf ihre veränderten Bedürfnisse einzulassen. Zwanzig Jahre später denkt Sophie an diesen Urlaub zurück – und im Rückblick erscheinen einige Momente ganz anders...

    Wells kreiert mit „Aftersun“ eine gleichermaßen innige wie fragile Grundstimmung, die einerseits zwischen dem in sich gekehrten Vater und seiner Tochter herrscht, sich andererseits auch durch die Bild- und Klangsprache zieht. Sie macht es unübersehbar, dass sich Calum und Sophie mögen, allerdings wirkt es stets so, als könnte bereits ein unerwartet starker Windstoß die Beziehung kippen und zerspringen lassen wie eine kitschige Glasfigur, die eine alte, auf einer Flickendecke sitzende Dame einem Touristenpärchen angedreht hat.

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    Dadurch, dass Wells „Aftersun“ erzählt, dass viele Urlaubs-Momentaufnahmen zunächst für sich stehen bleiben und in all ihrer alltäglichen, vieldeutigen Art auf uns einwirken, wirft sie nebensächliche, trotzdem brennende Fragen auf: Ist Calum desinteressiert? Wird er von etwas abgelenkt? Ist vor Urlaubsbeginn etwas vorgefallen, das die beiden Figuren nicht ansprechen wollen und wir mühselig zusammensetzen müssen? Ist eigentlich alles paletti und wir sind schlicht paranoid, da „Aftersun“ ein gefeierter, ruhig erzählter Indie-Presseliebling ist?

    So, wie Sophie auf der zweiten Erzählebene anhand ihrer Erinnerungen, ihres mit Abstand weiser gewordenen Blicks und den grobkörnigen Urlaubsvideos eine neue Perspektive auf diesen Urlaub zusammensetzt, dämmern auch uns Schritt für Schritt die Antworten auf all diese Fragen. Und nicht nur dank des lebensnahen, vielschichtigen Spiels, mit dem Mescal und Corio in ihrer Interaktion brillieren, haben es diese Antworten gewaltig in sich:

    Wells schuf mit „Aftersun“ ein ruhiges, lange nachglühendes Loblied auf Empathie. Zugleich stellt es einen mit kreativer, trotzdem zutiefst intuitiver, förmlich aus dem Bauch heraus kommender Bildsprache verewigten Tanz auf dem schlummernden Emotionsvulkan dar: „Aftersun“ tut weh – aber auf eine letztlich heilsame Art und Weise.

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