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    TV-Tipp: Ein sinnlicher Erotik-Thriller voller Stars und giftiger Eifersucht
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    Sommersonne, strahlend blaues Wasser und giftgrüne Missgunst zwischen Menschen mit komplizierten Beziehungen zueinander: Im ebenso sinnlichen wie spannenden Erotik-Thriller „A Bigger Splash“ zeigt der „Call Me By Your Name“-Regisseur ätzende Ferien.

    Vier Menschen, ein Feriendomizil unter der Sommersonne und vor Mittelmeer-Postkartenmotiven, sowie viele unterschwellige Konflikte: Bevor Luca Guadagnino mit „Call Me By Your Name“ eine melancholische Liebesgeschichte voller malerischem Italien-Flair inszenierte, schuf er mit „A Bigger Splash“ eine luxuriöse Italien-Kur, die zur erotisch aufgeladenen Zerreißprobe wird.

    Dank der hervorragenden Star-Besetzung ist das spannend, süffisant und sinnlich zugleich, wie ihr im TV erleben könnt: Der Erotik-Thriller „A Bigger Splash“ ist heute, am 4. Januar 2024, ab 22.25 Uhr bei 3sat zu sehen. Alternativ könnt ihr ihn als VOD leihen oder kaufen, etwa bei Prime Video.

    Wenn ihr ARTHAUS+* als Prime Video Channel abonniert habt, könnt ihr „A Bigger Splash“ ohne Zusatzkosten abrufen. Ab dem 5. Januar steht „A Bigger Splash“ zudem für begrenzte Zeit in der ZDFmediathek zur Verfügung.

    "A Bigger Splash": Kunst, Wärme, Eifersucht

    Sängerin Marianne (Tilda Swinton) hat eine Stimmbandoperation hinter sich und sucht mit ihrem Partner, dem Filmemacher und Alkoholiker Paul (Matthias Schoenaerts), Erholung auf Sizilien. Das Paar verbringt die gemeinsame Zeit in einer Villa mit großem Swimmingpool, sowie mit Schlammkuren und kurzen Abstechern ans Meer.

    Die traute, leise Zweisamkeit wird unterbrochen, als Harry (Ralph Fiennes) vorbeischaut, Mariannes früherer Manager und Liebhaber. Im Schlepptau hat er seine Tochter Penelope (Dakota Johnson), von der er selbst erst vor kurzer Zeit erfahren hat, und die mit ihrer lasziven Art zügig Pauls Aufmerksamkeit gewinnt...

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    „A Bigger Splash“ ist quasi ein „Streitfilm“: Die Figuren hocken aufeinander, wodurch sich ihre eh diffizile Dynamik verschärft. Gespräche und Handlungen, mit denen die Differenzen übertönt oder beschwichtigt werden sollen, verschlimmern alles bloß. Guadagnino und Drehbuchautor David Kajganich wählen dabei zunächst unterschwellige Antipathien, Eifersüchteleien und verschleppte Ärgernisse.

    Doch trotz Urlaubsgefühl und Luxusablenkungen kommt alles nach und nach an die Oberfläche – sowohl Verachtung als auch bemüht unterdrückte Begierde. Als Inspiration diente Guadagnino und Kajganich ein Klassiker des erotisch aufgeladenen Spannungskinos, nämlich Jacques Derays Psychothriller „Der Swimmingpool“. Der kokettierte insbesondere damit, dass mit „Sissi“-Star Romy Schneider und dem französischen Superstar Alain Delon ein prominentes Ex-Paar vor der Kamera wieder vereint wurde.

    Klugerweise versuchen Guadagnino und Kajganich gar nicht erst, die darauf folgende inhaltliche wie metafiktionale Verschränkung aus Begierde, Frustration und Bedauern direkt zu imitieren. Stattdessen blicken sie intensiver auf die Reibung zwischen Anschein und kaschierter Realität, sowie auf die Funken, die dabei entstehen – seien sie erotisch, romantisch, ernüchternd oder erzürnend.

    So entstammt Marianne einer Rock- und Pop-Ära der großen Aussagen – doch von ihren Botschaften der (Kultur-)Revolution blieb wenig übrig. Harry wiederum ist als Musikmanager zwangsweise Berufskapitalist, drischt aber unentwegt links-sozialistische bis kommunistische Phrasen. Und für einen meinungsstarken Filmemacher ist Paul äußerst kleinlaut – für eine kleinlaute Person hat er allerdings einen zünftigen Hang zum Exzess.

    In ihren guten Momenten wirken die Drei angesichts der ihnen innewohnenden Widersprüche komplex, in ihren erbärmlichen Augenblicken eindimensional und selbstverliebt. Großes Konfliktpotential also! Allerdings finden sich im Ausloten dieser Konflikte auch Augenblicke der Anziehungskraft.

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    Guadagnino und sein Kameramann Yorick Le Saux fangen die Anspannung und kritischen Blicke genauso flirrend ein wie die verführerischen Winkel Italiens. Sowie an der Anziehungskraft, die sie Gegensätzen ebenso wie Gemeinsamkeiten verleihen. So schildern sie eingangs die Sinnlichkeit eines sich wortlos verstehenden Paares: Marianne muss schweigen, Paul beschließt, aus Solidarität bestenfalls zu flüstern.

    In dieser gemeinsamen Ruhe baut sich das Pärchen ein romantisch-inniges Liebesnest. Durch Harry bricht dann Unruhe herein, die für Marianne im mehreren Wortsinne aufregend und zuweilen anregend ist. Penelope letztlich tänzelt auf einem schmalen Grat zwischen passiver Beobachtung und kleinen Sticheleien.

    Sie dient den Schönen und Einflussreichen um sie herum als Publikum, Bewunderin, Kritikerin und verschlagenes Gegengewicht. Damit sorgt Penelope für weiteren Zündstoff zwischen den sie umgebenden, riesigen Egos – und gab Dakota Johnson die Möglichkeit, zwischen zwei „Fifty Shades Of Grey“-Filmen mit unscheinbarer Gerissenheit auch mal die Zügel in die Hand zu nehmen.

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