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    Warum hat C-3PO einen riesigen Schwanz? Das steckt hinter einem der größten Geheimnisse der "Star Wars"-Saga
    Björn Becher
    Björn Becher
    -Mitglied der Chefredaktion
    Björn ist mit „Star Wars“ aufgewachsen, schaut die Filme mindestens jährlich, hat zahlreiche Bücher rund um das beste Franchise der Welt gelesen und verschlingt gerade alles aus der Zeit der High Republic.

    Protokolldroide C-3PO mit einer monströsen Erektion? Das ist eines der bekanntesten Promobilder zum allerersten „Star Wars“-Film von George Lucas. Wie es dazu kam? Ein Mysterium!

    Disney und seine verbundenen Unternehmen

    George Lucas verstand früh Merchandising nicht nur als Möglichkeit, um richtig viel Geld mit „Star Wars“ zu verdienen, sondern auch, um seine noch im Entstehen befindliche Saga überhaupt erst bekannt zu machen. Dabei schloss er eine Übereinkunft mit der bis dato vor allem für ihre Baseball-Sammelkarten bekannten Firma TOPPS. Das Unternehmen brachte ab 1977 rund um den Kinostart des allerersten „Star Wars“-Kinofilms, der heute als „Eine neue Hoffnung“ bekannt ist, so extra Karten mit den „Star Wars“-Figuren heraus.

    Große Berühmtheit erlangte dabei schnell eine Karte der vierten Serie – die Karte Nr. 207 mit einer Abbildung von C-3PO. Denn diese zeigt den berühmten Protokolldroiden offenbar mit einer riesigen Erektion:

    TOPPS
    C-3PO mit Ständer – erst später wurde die Sammelkarte ohne Erektion neu veröffentlicht.

    Hat C-3PO also einen Penis, den wir die ganze Filmreihe nie gesehen haben? Nein, natürlich nicht. Bei dem Bild handelt es sich um einen Fehldruck, der erst auffiel, als sie schon lange im Handel kursierte. Bei einer späteren Neuauflage der Sammelkartenreihe wurde das Bild bearbeitet. Der Ständer von C-3PO verschwand.

    Doch der Mythenbildung um das Originalmotiv tat dies keinen Abbruch. Die Karte ist heute noch bei Sammlern beliebt. Bei Ebay wechselt sie regelmäßig für einen dreistelligen Betrag den Besitz – und der ist nur nicht höher, weil es verdammt viele Exemplare und so eigentlich immer neue Angebote gibt. Denn die Sammelkarten waren nicht sonderlich limitiert, wurden in großer Stückzahl auf den Markt gebracht.

    Doch wie konnte diese Karte überhaupt entstehen? Hat sich da jemand einen Scherz erlaubt? Vielleicht ein findiger Künstler etwas Versautes reinretuschiert? Oder gab es am Set vielleicht doch einen C-3PO mit Riesenständer? Es ist ein Rätsel, das schon viele beschäftigte: Lucasfilm, C-3PO-Darsteller Anthony Daniels und auch den Verantwortlichen bei Kartenfirma TOPPS.

    Die Harrison-Ford-Macht-Scherze-Theorie von TOPPS

    Gary Gerani war bei dem Kartenunternehmen TOPPS für die „Star Wars“-Reihe verantwortlich. Er wählte alle Bilder aus, die auf Sammelkarten gedruckt wurden. In dem 2016 erschienen Buch „Star Wars Galaxy: The Original Topps Trading Card Series“ schwärmt er nicht nur von der Arbeit, durch die er das Drehbuch zu „Krieg der Sterne“ sogar vorab lesen durfte, sondern blickt natürlich auch auf dieses Kapitel zurück.

    Er beteuert, dass ihm der obszöne Teil des Bilds damals einfach durchgerutscht sei, als er auswählte, welche Fotos für Karten genutzt werden. Ihm fiel es erst auf, als die Karte längst im Handel war, es Beschwerden gab und sein Boss ihn zu sich zitierte, um ihn zu fragen, was zur Hölle da passiert sei.

    Er konnte sich das nur auf eine Weise erklären. Die Stars am Set hätten rumgealbert, dann hat Harrison Ford vielleicht ein Spaß-Bild mit dem Ständer-Droiden gedreht und durch irgendeinen Fehler sei dies in der offiziellen Bilder-Bibliothek gelandet. Mittlerweile glaubt aber auch Gerani nicht mehr an seine Theorie über einen Streich von Ford und Co...

    Die Kaputtes-Kostüm-Theorie von Lucasfilm

    Das Unternehmen hinter „Star Wars“ selbst veröffentlichte 2007 auf der offiziellen „Star Wars“-Webseite nämlich eine andere mögliche Erklärung für das Kult-Foto. Laut Lucasfilm handele sich definitiv nicht um einen bösen Scherz durch eine Nachbearbeitung. Die Originalnegative zeigen auch den Ständer. Auch ein Rumalbern der Stars schließt man aus, weil es wirklich ein Foto des offiziellen Fotografen (und nicht etwa von Harrison Ford ist). Es sei daher wahrscheinlich zu einem Fehler am C-3PO-Anzug gekommen. Ein Teil von diesem habe sich wohl gelöst und sei unglücklich in diese Position gefallen – und zwar direkt bevor das Foto gemacht wurde.

    Es ist mittlerweile die herrschende Theorie, die sogar ein bekannter C-3PO-Cosplayer stützte. Der erklärte dem MelMagazine im Jahr 2021, dass ihm diese Ursache durch seine vielen Nachbauten des Originalkostüms schlüssig erscheine. Da der Anzug so unflexibel sei, wurden im Schrittbereich zahlreiche Änderungen vorgenommen, um Beweglichkeit für entsprechende Szenen zu schaffen. Dadurch brach der Anzug an dieser Stelle aber öfter. Er gehe daher davon aus, dass das Plastik um die Hüfte herum gebrochen war, was dazu führte, dass es ein Stück herausragte. Schaue man genau hin, sehe man so auch, dass der Ständer nicht der Mitte entspringe, sondern mehr von der Seite komme. Doch der Riss erwecke gemeinsam mit einer Reflexion den Eindruck, es sei ein erigierter Penis.

    Die Ölbad-Plus-Manipulation-Theorie von Anthony Daniels

    Der Schauspieler, der im Kostüm war, erklärte 2019, wie es genau zu einem Kostümfehler gekommen ist. Er will diesen aber nicht als einzige Ursache verstanden wissen. Laut Anthony Daniels entstand das Foto kurz nachdem C-3PO im Ölbad war. Während des Drehs sei die dafür genutzte Flüssigkeit in all die Zwischenräume zwischen ihm und den Kostümbeinen eingedrungen. Die „Unterhosen-Sektion“ seines Kostüms habe aus zwei Teilen bestanden, eines vorne, eines hinten, die mit goldfarbenem Klebeband verbunden waren. Diese habe sich durch das Öl gelöst, die beiden Teile seien auseinander gesprungen und so sei eine Lücke entstanden. Zudem habe die warme Flüssigkeit zu einer Ausdehnung des Plastiks geführt, sodass wohl etwas hervorgesprungen sei.

    Allerdings kann sich Daniels nicht vorstellen, dass es wirklich so groß wie auf dem Foto war. Er ist daher immer noch überzeugt, dass der riesige Phallus selbst auf einen TOPPS-Mitarbeiter zurückzuführen ist, der die bereits existierende Ausbeulung durch das Ölbad gesehen und künstlich noch einmal massiv vergrößert hat – was aber Gerani sehr glaubwürdig und deutlich bestreitet. Es ist auch nur schwer vorstellbar, dass er seinen Traumjob für so einen Scherz riskiert.

    Nicht nur das falsche Bild ist begehrt

    Es ist also davon auszugehen, dass es wirklich zu einem Materialfehler kam – wahrscheinlich in Verbindung mit dem Dreh der Ölbadszene. Und dieser ist einfach nur niemandem aufgefallen – erst am Set beim Erstellen der Fotografie (damals gab es ja auch noch keine Digitalkameras) wie bei der späteren Bildauswahl durch Gerani.

    Als TOPPS auf das obszöne Bild aufmerksam gemacht wurde, tauschte man es wie gesagt aus. Ende 1977 ging eine Auflage der sogenannten Series Four mit der neuen Version der entsprechenden Karte in den Handel. Da 1978 dann aber schon die Series Five mit ganz neuen „Star Wars“-Sammelkarten erschien, wurde die Series Four anschließend nicht mehr aufgelegt. Dies führte zu der amüsanten Begleiterscheinung, dass das korrigierte Exemplar deutlich seltener ist als die zuvor über einen längeren Zeitraum gedruckte Ständer-Version der Sammelkarte #207.

    „Star Wars“-Sammler müssen so für beide etwas mehr Geld hinlegen. Die höheren Preise werden aber trotzdem für den berühmten Ständer-Druck gezahlt. Er ist schließlich einfach beliebter...

    Dieser Artikel ist inspiriert von einem Beitrag, der auf unserer spanischen Schwesterseite Espinof.com erschienen ist.

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