Es gab eine Zeit, da hat man speziell in den Hollywood-Chefetagen geglaubt, dass Superhelden-Comics nur etwas für Nerds seien – und so erwiesen sich die meisten Superheldenfilme dann auch als generische Action-Blockbuster, die auf den kleinsten gemeinsamen Nenner des Mainstream-Publikums abzielten. Erst mit den Kinokassen-Erfolgen des Marvel Cinematic Universe (MCU) setzte sich endgültig die Erkenntnis durch, dass man auch ein großes Publikum begeistern kann, gerade weil man die Vorlage ernst nimmt…
Bei Krimi-Hörspielen hat es jetzt sogar noch mal 15 Jahre länger gedauert. Als 2007 und 2009 die ersten „Die drei ???“-Filme „Das Geheimnis der Geisterinsel“ und „Das verfluchte Schloss“ in die Kinos kamen, erwiesen sich die Detektiv-Abenteuer zwar als solide Kinder-Krimi-Komödien, aber dem Geist der Kult-Reihe wurden sie überhaupt nicht gerecht. Der Tiefpunkt: Die gewöhnungsbedürftige Rap-Interpretation des klassischen „???“-Themas von „Das Bo“, die im Abspann von „Das verfluchte Schloss“ zu hören ist.
Auch der Reboot war zunächst eine Enttäuschung
Deshalb war ich damals auch gar nicht traurig, als nach dem zweiten Film direkt wieder Schluss war – und dafür doppelt hoffnungsvoll, als vor einigen Jahren ein Reboot u. a. mit „Der Junge muss an die frische Luft“-Shootingstar Julius Weckauf als Justus Jonas angekündigt wurde. Aber Pustekuchen! Auch wenn „Die drei ??? - Erbe des Drachen“ 2023 mit mehr als 1,5 Millionen Kinobesuchen zum erfolgreichsten deutschen Film des Jahres avancierte, konnte der neu erdachte Fall bei den Dreharbeiten auf einem transsylvanischen Spukschloss mich überhaupt nicht überzeugen. Halbgarer Action-Klamauk, bei dem zwar „Die drei ???“ auf dem Poster steht, von deren über Jahrzehnte gehegter DNA dann auf der Leinwand aber kaum etwas zu spüren war.
Dass ich der Fortsetzung überhaupt noch mal eine Chance gegeben habe, liegt nur daran, dass diesmal mit „Die drei ??? und der Karpatenhund“ eine meiner absoluten Lieblingsfolgen als direkte Vorlage diente. Und tatsächlich: Mit dem ersten Besuch von Justus, Peter (Nevio Wendt) und Bob (Levi Brandl) in dem Appartementkomplex mit Pool, den ich mir bereits seit gut 30 Jahren bei jedem Hören immer wieder in meinem Kopf ausgemalt habe, war es um mich geschehen. Das hat nicht nur jede Menge nostalgische Gefühle wachgerufen, sondern auch meinen detektivischen Spürsinn aktiviert.
Endlich eine Verfilmung auf Augenhöhe mit den (kleinen und großen) Fans
„Die drei ??? und der Karpatenhund“ hält sich keinesfalls sklavisch an die Vorlage, aber er wird ihr trotzdem gerecht, indem er sie nicht zum albernen Vorschul-Krimi verhackstückt, sondern sie als spannenden, sonnig-stilisierten, manchmal sogar ein wenig gruseliger L.A.-Neo-Noir mit ernstzunehmendem Rätsel-Kern umsetzt.
Endlich muss man sich als erwachsener Begleiter nicht mehr in Grund und Boden fremdschämen – und ich sage darüber mal ganz mutig voraus: Am Ende werden auch junge Kinogänger*innen viel tiefer in das Krimi-Abenteuer abtauchen, wenn es sie nicht für dumm verkauft, sondern ihnen durchaus etwas zutraut! Ich habe damals mit zehn Jahren auch nicht jeden einzelnen Aspekt jeder einzelnen Folge verstanden – aber vermutlich ist gerade das der Grund, warum ich sie drei Jahrzehnte später immer noch so gerne höre…
„Die drei ??? und der Karpatenhund“ läuft ab dem 26. Januar 2025 in den deutschen Kinos – und auch die weitere Zukunft der Reihe ist bereits gesichert, wie ihr im folgenden Artikel nachlesen könnt:
Nach "Die drei ??? - Erbe des Drachen": Mit diesen 2 Kult-Fällen geht es für Justus Jonas und Co. schon bald im Kino weiter