"Es ist eine schwierige Kindheitserinnerung": Einer der besten Filme ihres berühmten Vaters hat "Nosferatu"-Star Lily-Rose Depp traumatisiert
Sebastian Groß
Sebastian Groß
-Freier Autor
Manchmal fühlt er sich alt, weil er damals „The Big Lebowski“ oder „Matrix“ zum Kinostart gesehen hat. Andererseits konnte er damals „The Big Lebowski“ und „Matrix“ zum Kinostart sehen. Zum Glück behält er das für sich, außer jemand fragt ihn. Jetzt fragt ihn halt endlich.

Wenn Graf Orlock dein Blut will, ist das schon unangenehm genug. Doch noch schlimmer wird es, wenn dein eigener Vater in einem Film mitspielt, der dich als Kind traumatisiert. Genau das erlebte der Star aus "Nosferatu – Der Untote".

Nichts prägt einen als Kind so nachhaltig wie Filme. Sei es der viel zu frühe Kontakt mit einem Filmmonster, der tragische Tod eines Helden oder einfach eine sensorische Überforderung – jeder von uns hat wohl eine Geschichte darüber, wie wir einst filmisch traumatisiert wurden.

Auch bei Hollywood-Stars ist das nicht anders. Doch im Falle von Lily-Rose Depp, die ihr aktuell in „Nosferatu – Der Untote“ im Kino sehen könnt, gibt es eine Besonderheit: Es war ausgerechnet ihr Vater, Johnny Depp, der an ihrem Kindheitstrauma mitschuldig war.

Einer der besten Filme ihres Vaters sorgte für "eine schwierige Kindheitserinnerung"

Man könnte vermuten, dass es eine von Johnny Depps Rollen in einem seiner Genre-Filme war, die Lily-Rose traumatisierte – etwa sein Part im Kultfilm „Nightmare – Mörderische Träume“ (1984) oder der Okkult-Thriller „Die neun Pforten“ (1999). Doch tatsächlich war es das Fantasy-Drama „Edward mit den Scherenhänden“ (1990), das die damals Dreijährige tief erschütterte.

Wie Lily-Rose Depp erzählte, erlaubte ihre Mutter, die französische Popsängerin Vanessa Paradis, ihr den Film von Tim Burton („Wednesday“) bereits in jungen Jahren zu sehen. Vielleicht nicht die klügste Entscheidung.

„Ich war traumatisiert davon“, erzählte sie dem Magazin Harper’s Bazaar. „Nicht, weil ich ihn gruselig fand, sondern weil alle so gemein zu ihm [Edward mit den Scherenhänden] waren, und das hat mich wirklich mitgenommen.“ Der gotische Look des Films war dabei nicht das Problem. Vielmehr war es die Art, wie die von ihrem Vater gespielte Titelfigur im Laufe der Handlung behandelt wird. Lily-Rose ergänzt: „Es ist eine schwierige Kindheitserinnerung.“

"Edward mit den Scherenhänden" ist ein bittersüßes Meisterwerk

Falls ihr „Edward mit den Scherenhänden“ noch nicht gesehen habt, können wir euch diesen Film nur ans Herz legen – er gehört zu den Highlights von Tim Burton. Wir von FILMSTARTS haben ihm stolze 4,5 Sterne gegeben. Der Film erzählt die Geschichte von Edward (Johnny Depp), einem künstlichen Mann, der von einem Erfinder (gespielt von Horror-Ikone Vincent Price) erschaffen wurde.

Bevor Edward menschliche Hände erhalten kann, stirbt sein Schöpfer. Stattdessen bleibt er mit scharfen Scherenklingen zurück, die ihm ein normales Leben unmöglich machen. Als Edward von einer gutherzigen Verkäuferin (Dianne Wiest, „Mayor of Kingstown“) in eine Vorstadtsiedlung mitgenommen wird, begeistert er zunächst die Bewohner mit seinem Talent, Hecken und Haare zu schneiden.

Doch sein Anderssein und Missverständnisse führen schließlich zu Ablehnung und Gewalt. Das Fantasy-Drama behandelt Themen wie Akzeptanz, Vorurteile und das Gefühl, nicht dazuzugehören – all das getragen von Burtons unverwechselbarer ästhetischer Handschrift und einem ergreifenden Soundtrack von Danny Elfman.

„Edward mit den Scherenhänden“ ist ein bittersüßes Meisterwerk, das Romantik, Tragik und gesellschaftliche Kritik vereint. Doch eines ist klar: Der Film ist nicht unbedingt für ganz junge Zuschauer geeignet - trotz seiner FSK-6-Freigabe. Eine Aussage, bei der uns Lily-Rose Depp sicherlich zustimmen würde. Ihre Reaktion auf den Film zeigt, wie tief die Geschichte gehen kann, besonders bei sensiblen Seelen.

Lily-Rose Depp empfindet Mitgefühl für Edward ... und Nosferatu

Heute ist Lily-Rose Depp erwachsen und hat offenbar ein Faible für Figuren, die eher auf der düsteren Seite angesiedelt sind. Deutlich wird das durch ihre aktuelle Rolle in „Nosferatu – Der Untote“. Im Interview mit Harper’s Bazaar verriet sie nämlich außerdem noch folgendes:

„Edward ist der Gute, und Nosferatu ist irgendwie der Böse, aber ein Teil von mir empfindet ein bisschen Mitgefühl für Nosferatu. Bin ich krank, weil ich so empfinde?“ Ob krank oder nicht – ihre Worte zeigen, dass sie auch heute noch Figuren mit komplexen Gefühlen und inneren Konflikten faszinieren.

Vielleicht ist es genau dieser Sinn für Zwischentöne, der Lily-Rose Depp zu einer so faszinierenden Schauspielerin macht. Wir sind jedenfalls gespannt auf ihre zukünftigen Projekte. Projekte wie „The Governesses“. Hier wird sie an der Seite der hochgelobten und preisgekrönten Darstellerin Renate Reinsve („Der schlimmste Mensch der Welt“) zu sehen sein.

Wer hingegen mehr Lily-Rose Depp im düsteren Ambiente sehen will, dürfte sich gewiss darüber freuen, dass Regisseur Robert Eggers für „Nosferatu – Der Untote“ einen Extended Cut fürs Heimkino angekündigt hat. Die Langfassung wird vermutlich auch Szenen enthalten, die im Trailer zu sehen waren, aber im Kinofilm fehlten.

Übrigens: Wusstet ihr, dass eigentlich Tom Hanks und Tom Cruise für die Titelrolle in „Edward mit den Scherenhänden“ im Gespräch waren? Mehr dazu erfahrt ihr im folgenden Artikel:

Mit diesem Film feierte Johnny Depp seinen Durchbruch – doch fast wäre die Rolle an Tom Hanks oder Tom Cruise gegangen!

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