Horrorfilme gibt es wie Sand am Meer, und in vielen von ihnen spielen Kinder eine zentrale Rolle. Doch nur wenige bleiben so nachhaltig in Erinnerung wie der kleine Danny aus Stanley Kubricks Meisterwerk „Shining“.
Die Stephen-King-Verfilmung aus dem Jahr 1980, die der Autor selbst nicht sonderlich mag und statt Stanley Kubrick lieber einen anderen Regisseur gehabt hätte (mehr dazu hier), gehört zum Mount Rushmore des westlichen Horrorkinos und prägte sich durch zahlreiche ikonische Szenen ein. Eine davon zeigt den jungen Danny, der auf seinem Dreirad durch die Flure des mysteriösen Overlook Hotels fährt und auf die Geister eines ermordeten Zwillingspaares trifft.
Der kleine Danny wurde vom damals sechsjährigen US-Amerikaner Danny Lloyd verkörpert. Sicherlich prophezeiten dem Sohn eines Eisenbahners zahlreiche Agenten und Manager aus Hollywood eine vielversprechende Karriere. Doch es kam anders.
Keinen Bock auf Kamera
Nach „Shining“ übernahm Lloyd 1982 eine Rolle im Fernsehfilm „Will: G. Gordon Liddy“, der jedoch weder in den USA noch international große Beachtung fand. Tatsächlich war diese Rolle sein letztes Schauspiel-Engagement – bis zu einem kleinen Comeback im Jahr 2019 (dazu später mehr).
Blieb der Erfolg aus? Gab es ein tragisches Schicksal? Ganz und gar nicht. Der Grund für Danny Lloyds Rückzug aus der Schauspielerei ist ebenso einfach wie nachvollziehbar: Er, der sich mittlerweile lieber Dan nennt, wollte schlicht nicht weitermachen.
Gegenüber dem The Guardian erklärte er 2017, dass er die Arbeit an „Shining“ als „gute Erfahrung“ empfand, danach jedoch „nicht viel mehr gemacht habe“. Lloyd entschied sich frühzeitig gegen eine Schauspielkarriere – eine Entscheidung, die er offenbar nie bereute.
Natürlich führte sein Verschwinden aus der Öffentlichkeit zu diversen Spekulationen. „Ich habe einmal gelesen, dass ich sechs Kinder habe und Schweinefarmer bin“, erzählte er The Guardian schmunzelnd. „Das stimmt nicht ganz.“ Tatsächlich ist Lloyd heute Biologieprofessor an einem College in Kentucky. Er hat vier Kinder, die sich gelegentlich über seine Frisur aus „Shining“ lustig machen.
"Redrum" im Klassenzimmer und ein kurzes Comeback
Auch wenn Dan Lloyd keine weiteren großen Rollen übernahm, blieb ihm die Prägung durch „Shining“ nicht erspart. Besonders in seinen frühen Jahren als Lehrer wurde er häufig mit dem Film konfrontiert.
„Es gab immer wieder Situationen, in denen meine Schüler im Unterricht ,Redrum' gesagt haben“, berichtete er. „Das war störend, also habe ich begonnen, es herunterzuspielen.“ Dennoch hatte er laut eigener Aussage nie ernsthafte Probleme mit seiner Vergangenheit als Kinderstar.
2019 feierte Lloyd ein kurzes Comeback. Horror-Experte Mike Flanagan („Spuk in Hill House“) überzeugte ihn, einen Gastauftritt in der „Shining“-Fortsetzung „Doctor Sleeps Erwachen“ (2019) zu übernehmen.
In einer kleinen Szene spielt Lloyd einen Coach mit Kappe und Bart, der über das große Talent eines jungen Baseballspielers (Jacob Tremblay, „Raum“) spricht und dabei von Bösewicht Crow Daddy (Zahn McClarnon, „Bone Tomahawk“) belauscht wird. Hier der Ausschnitt:
"Shining" ist für Danny Lloyd "wie ein Heimvideo"
Interessanterweise durfte der junge Danny Lloyd „Shining“ bei seiner Veröffentlichung nicht in voller Länge sehen. Stattdessen zeigte man ihm eine zehnminütige, kindgerechte Version. Erst nach seinem zehnten Geburtstag durfte er den gesamten Film ansehen.
Auf die Frage, ob ihn der Film damals erschreckt habe, antwortete Lloyd klar mit „Nein“. Kein Wunder, war er doch bei vielen der Entstehungsprozesse dabei. „Für mich ist es wie ein Heimvideo, wenn ich ,Shining' anschaue. Ich verstehe, warum der Film andere Leute erschreckt, aber für mich ist es eine unterhaltsame Erinnerung“, erklärte er.
Mittlerweile bevorzugt Dan Lloyd Dokumentationen statt Grusel. Doch er weiß, wie bedeutsam seine Rolle in einem der größten Horrorfilme aller Zeiten war, der mittlerweile auch in Deutschland in der längeren US-Fassung verfügbar ist, unter anderem im Stream bei Prime Video*.
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