Ich habe den von den Walt Disney Studios produzierten „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ erstmals im Alter von etwa sieben oder acht Jahren gesehen. Schon als kleiner Junge war ich von der filmischen Grundidee und den Fähigkeiten der „Schrumpfmaschine“ fasziniert. Die Welt aus der Ameisen-Perspektive.
Der unterhaltsame Mix aus Abenteuer-Komödie, Fantasy, Sci-Fi und Coming-Of-Age startete in Deutschland im Dezember 1989 in den Kinos. Zuvor hatte er bereits Millionen von US-Amerikanern in die Kinos gelockt und begeistert. Am Ende stand ein beachtliches globales Einspielergebnis von 222 Millionen US-Dollar – was „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ wider Erwarten zum weltweit sechsterfolgreichsten Kinofilm des Jahres 1989 machte. Noch vor Kultfilmen wie "Ghostbusters 2", "Zurück in die Zukunft 2" und "Harry und Sally".
Vor nicht allzu langer Zeit, fast 40 Jahre nach Erscheinen, wagte ich einen erneuten Blick. Und mich begeisterte der Film wie damals, als ich in den frühen 90er-Jahren erstmals Bekanntschaft mit der schrulligen Familie Szalinski machte. „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ ist nicht nur erstaunlich gut gealtert, er steht vor allem stellvertretend für allerbeste Familienunterhaltung aus dem Hause Disney. Ein Film, der mit seinem augenzwinkernden Humor, den spleenigen Figuren und den – im wahrsten Sinne – fantastische Ideen noch heute begeistert.
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Darum geht's in "Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft"
Der Wissenschaftler Wayne Szalinski (Rick Moranis) liebt ungewöhnliche Erfindungen. Gemeinsam mit seinen zwei Kindern Amy und Nick und Ehefrau Diane (Marcia Strassman) lebt er in einer idyllischen US-Vorstadt. Während Diane das Geld nach Hause bringt, kann er sich auf dem Dachboden, eine Art kuriose Erfinder-Werkstatt, ganz seinen Ideen hingeben und tüfteln. Sein jüngstes Werk ist eine elektromagnetische Schrumpfmaschine, mit der sich Gegenstände verkleinern lassen.
Als die Kinder versehentlich einen Baseball gegen die Maschine werfen, wird diese aktiviert – und schrumpft Amy und Nick sowie die beiden Nachbarskinder Russell und Ronald auf Miniaturgröße. Als wäre das noch nicht genug, befördert sie Wayne unwissentlich auch noch in den heimischen Garten. Plötzlich so klein wie Insekten, beginnt für die Kids ein ebenso turbulentes wie gefahrvolles Abenteuer.
Der Vorgarten als buntes und gefährliches Abenteuerland
Die vier so unterschiedlichen Protagonisten erleben in „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ eine irrwitzige Odyssee, die wenig Verschnaufpausen gewährt. Ein übermütiger, einfallsreich-vergnüglicher Spaß für die ganze Familie, bei dem vor allem die jüngeren Zuschauer ordentlich mitfiebern können. Die dynamische Inszenierung, das hohe Erzähltempo und die rasanten Actionszenen zählen zu den größten Stärken des Films.
Das ungemähte, nasse Gras erlaubt den Jugendlichen rasante Rutschpartien über die Grashalme. Pfützen erscheinen plötzlich als große Seen, Grashalme als riesige Bäume. Überhaupt: Die dichte Graslandschaft lässt an einen schier unbezwingbaren Dschungel denken. Alltägliche Dinge und verschiedenste Spielsachen, einst im Gras verloren gegangen, tauchen darin plötzlich als gewaltige, an Häuser erinnernde Gegenstände wieder auf. Darunter ein Keks und ein Lego-Stein, der Amy, Nick, Russell und Ronald als Unterschlupf dient.
Doch damit längst noch nicht genug. Als der Rasensprenger angeht, erweist sich ein simpler, einzelner Wassertropfen als Sintflut-artiger Regenfall. Und der Rasenmäher verkommt zur gigantischen, ohrenbetäubend lauten Maschine des Grauens, dessen messerscharfe Klinge nicht nur die Grashalme stutzt. Das eigentliche (visuelle) Highlight aber sind die Tiere, die Bestandteil der meisten Action- und Verfolgungsszenen sind. Monströse Bienen, Ameisen und gar ein Skorpion trachten dem Quartett nach dem Leben. Unvergessen bleibt dabei für mich ein klug in die Handlung eingebauter, atemberaubender Flug auf einer Biene durch den Vorgarten.
Animatronische Insekten und handgemachte Effekte
Regisseur Joe Johnston, bekannt vor allem für die Effekte-Spektakel „Jumanji“ (1995) und „Jurassic Park 3“ (2001) setzte mit „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ Maßstäbe in Sachen Effekte und Set-Design. Gemeinsam mit seinen Tricktechnikern, Produktionsdesignern und Effekte-Künstlern verwandelte er einen ganz normalen und alltäglichen vorstädtischen Reihenhaus-Garten in eine nie zuvor gesehene Abenteuerlandschaft.
Revolutionär waren die Tier- und Insektenkreaturen (vor allem die Ameisen), die elektronisch gesteuert wurden. Vier Jahre vor den bahnbrechenden animatronischen Dinosauriern in Steven Spielbergs „Jurassic Park“ waren es also Johnston und seine Effekteschmiede, die erstmals ungemein lebensecht wirkende, mechanische handgefertigte Puppen (Animatronics) in großem Stil einsetzten. Überhaupt lautete das Credo: wenig (bis gar kein) CGI, dafür handgemachte Tricks. In „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ kommen zudem Stop-Motion-Animationen, maßstabsgetreue Modelle verschiedenster Objekte und Miniaturfiguren zum Einsatz. Ein Film, wie gemacht für Tim Burton.
Darüber hinaus beweist Johnston nicht nur ein immenses Gespür für Spannung, Dramatik und Timing – sondern genauso für Figurenentwicklung und melancholische Zwischentöne. Denn „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“ funktioniert, trotz aller Sci-Fi- und Fantasy-Elemente, auch ganz wunderbar als Teenie- und Familien-Dramedy, die die Sorgen und Befindlichkeiten seiner Figuren ernst nimmt.
Der heimliche, unsichere Flirt zwischen Amy und Russell. Die offenen Geschwisterrivalitäten und der Streit zwischen den Szalinskis und den Nachbarn. Oder, ganz allgemein, die Sorgen von Eltern pubertierender Kinder, die in der unbekannten, weiten Welt (der Garten als symbolische Entsprechung für die unsicheren Orte da draußen) zu Überleben versuchen. Johnston nimmt all diese Themen ernst und widmet sich ihnen unverkrampft und ohne falsche Sentimentalitäten.
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