
Das Genre Musik-Biopic boomt. Allein in den letzten zwölf Monaten sind fünf groß angelegte biografische Musikfilme erschienen, die mit allerlei (CGI-)Aufwand und prominentem Cast realisiert wurden. Zu den bekanntesten Vertretern zählen „Back To Black“ über Amy Winehouse, „Better Man“ mit einem animierten Affen als Robbie Williams und zuletzt „Like A Complete Unknown“ mit „Dune“-Star Timothée Chalamet als Folk-Rock-Großmeister Bob Dylan.
Und es geht weiter mit den Biopics über prägende Figuren der Musikgeschichte. Das Branchenmagazin Deadline berichtet, dass aktuell ein Film über die legendäre Gospel- und Jazz-Sängerin Sister Rosetta Tharpe in Planung ist.
Tharpe war stilprägend für die Genres Gospel und Rock'n'Roll, sie sprengte musikalische Grenzen und beeinflusste Legenden wie Elvis Presley und Johnny Cash. Die Hauptrolle in „Rosetta“ soll nun niemand Geringeres als Sängerin und Rapperin Lizzo („Truth Hurts“) spielen. Ausgerechnet Lizzo also, die mit ihrem unnachahmlichen Mix aus Hip-Hop, Pop und R'n'B von 2019 an für einige Jahre zu den erfolgreichsten Musikerinnen der Welt zählte – bis ihre Karriere im Sommer 2023 ein jähes Ende fand.
Vorläufiges Karriereende: Die Anschuldigungen wiegen schwer!
Was war passiert? Drei ehemalige Tänzerinnen von Lizzo hatten die Sängerin verklagt. Sie warfen ihr unter anderem sexuelle Belästigung, Diskriminierung und Körperverletzung vor. Es begann eine viele Monate andauernde, mediale Schlammschlacht, in der von immer neuen Vorwürfen gegen die heute 36-Jährige die Rede war. Die vierfache Grammy-Gewinnerin zog Konsequenzen und kündigte im Frühjahr 2024 ihren Rückzug aus dem Musikgeschäft an.
Erleben wir in dem von den Amazon MGM Studios produzierten „Rosetta“ also die große künstlerische Wiederauferstehung von Lizzo in ihrer Rolle als „Godmother of Rock’n’Roll“? Gut möglich. Sicher ist, dass der Film laut Deadline eine Periode in Tharpes Leben behandle, die von „kompromissloser Leidenschaft und geheimer Liebe“ geprägt gewesen sei. Dies könnte eine Anspielung auf die inhaltliche Berücksichtigung von Tharpes Homosexualität sein, die die schwarze Sängerin aus Arkansas nur heimlich leben konnte.
Lizzo spielt Tharpe? Womöglich eine ziemlich geniale Idee
Zwar mag es zunächst überraschen, dass die Amazon MGM Studios Lizzo, die mit bürgerlichem Namen Melissa Jefferson heißt, für die Titelrolle verpflichtet haben. Immerhin stand sie zuvor noch nie für eine Hauptrolle vor der Kamera, und in den letzten Jahren machte sie mehr mit Negativschlagzeilen von sich reden als mit ihrer Musik. Doch bei genauerer Betrachtung könnte sich die Besetzung womöglich als genialer Coup erweisen. Denn die Biografien und Künstlerpersönlichkeiten von Lizzo und der 1973 verstorbenen Tharpe weisen einige beachtliche Schnittmengen und Ähnlichkeiten auf.
So galt vielen auch Lizzo – zumindest zu Beginn ihrer Karriere – mit ihrem leidenschaftlichen Kampf für „Body Positivity“ als meinungsstarke Kämpferin und Vorreiterin in Sachen Female Empowerment. Eine Pionierin wie Tharpe, nur auf anderem Gebiet. Zudem vermengte Lizzo in ihrer Musik unzählige musikalische Stilrichtungen – ebenso wie Tharpe. Und: Beide Künstlerinnen sind queer.
„Rosetta“ befindet sich derzeit in der Entwicklung. Wann das Biopic erscheinen wird, ist noch nicht bekannt.
Auch bei den großen Streaming-Anbietern stehen immer wieder Biopics zum Abruf bereit. Aktuell etwa Sofia Coppolas Biografie „Priscilla“ über Elvis-Gattin Priscilla Presley. Wieso in diesem Film allerdings kein einziges Lied des „King of Rock’n’Roll“ zu hören ist, lest ihr hier:
Nach scharfer Kritik von Elvis' Tochter: Darum hört ihr im Biopic "Priscilla" keine Songs der Musik-Legende