"Ich wollte ihn nicht": Dieser Regisseur wurde dazu gezwungen, mit Western-Ikone John Wayne zusammenzuarbeiten
Michael Bendix
Michael Bendix
-Redakteur
Schaut pro Jahr mehrere hundert Filme und bricht niemals einen ab. Liebt das Kino in seiner Gesamtheit: von Action bis Musical, von Horror bis Komödie, vom alten Hollywood bis zum jüngsten "Mission: Impossible"-Blockbuster.

Ganze vierzehn Filme hat John Wayne mit Regisseur John Ford gedreht – ein anderer Filmemacher hingegen weigerte sich zunächst, auch nur ein einziges Mal mit der Western-Ikone zusammenzuarbeiten. Grund dafür waren dessen politische Ansichten.

Warner Bros.

Bis ihm Clint Eastwood Ende der 1960er-Jahre ernsthaft Konkurrenz machte, war John Wayne der Inbegriff einer Western-Ikone – ein Ruf, für den der Schauspieler hart gearbeitet hat: Bis zu seinem Tod im Jahr 1979 hat er 135 (!) Hauptrollen gespielt, die ihn bis heute zum Rekordhalter machen. Obwohl Wayne zugleich den Ruf hatte, kein sonderlich einfacher Zeitgenosse zu sein, drehte er mit einigen Filmemachern immer wieder.

Legendär ist etwa seine Zusammenarbeit mit Meisterregisseur John Ford, die insgesamt 14 Filme hervorbrachte – darunter Meilensteine wie „Ringo“, „Der schwarze Falke“ oder „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“. Auch bei Howard Hawks („Rio Bravo“) und Andrew V. McLaglen („Chisum“) stand er jeweils fünf Mal vor der Kamera. Doch nicht jeder (Western-)Regisseur hat sich darum gerissen, den „Duke“ zu besetzen. Mark Rydell („Menschen am Fluß“) etwa hatte überhaupt kein Interesse an Wayne – wurde aber schließlich dazu gezwungen, den „Red River“-Star zu casten.

Mark Rydell wurde dazu gezwungen, mit John Wayne zu drehen ...

Rydell hatte zwei (oscarnominierte) Filme gedreht, als ihm ein Roman namens „Die Cowboys“ in die Hände fiel, der sich um den Rancher Wil Anderson dreht, der auf dem Höhepunkt des Goldrausches von seinen Viehzüchtern im Stich gelassen wird – und daraufhin eine Gruppe von unerfahrenen Schülern anheuern muss. Nach eigenen Aussagen wusste der Regisseur bereits nach den ersten 15 Seiten, dass er das Buch unbedingt verfilmen wollte – und er hatte auch direkt den perfekten Schauspieler für den Protagonisten im Kopf: George C. Scott, der für seine Performance im Kriegsdrama „Patton – Rebell in Uniform“ frisch mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Seine Geldgeber bestanden allerdings darauf, dass der „The Rose“-Macher die Hauptrolle mit John Wayne besetzt – und Rydell ließ sich zähneknirschend darauf ein. In einem Interview mit Jon Zelazny gab der Filmemacher unumwunden zu: „Ich wollte ihn nicht. Ich wollte George C. Scott. Aber [Warner] hatte einen Vertrag mit Wayne, also sagte [Produzent und Studio-Manager John Calley]: ‚Lass uns einfach mit ihm treffen. Er will die Rolle wirklich gerne übernehmen.‘“

... doch er sollte es nicht bereuen!

Rydell fügte sich seinem Schicksal, um das Projekt überhaupt auf die Beine stellen zu können. Dabei waren es übrigens nicht Waynes schauspielerische Fähigkeiten, die dafür sorgten, dass der Regisseur sich gegen die Zusammenarbeit sträubte – sondern die politischen Ansichten des Oscar-Preisträgers („Der Marshal“).

Seine erste Begegnung mit Wayne beschreibt Rydell wie folgt: „Ich war völlig verblüfft […]. Ich meine, er war das komplette Gegenteil all meiner Ideale. Er war sehr rechts und einer der Mitbegründer der Schwarzen Liste in den Fünfzigern. Ich hingegen war ein jüdischer Musiker aus der Bronx mit ziemlich liberalen Ansichten. Und da saß ich nun mit ihm. Er schüttelte meine Hand – meine Hand verschwand förmlich in seiner, so riesig war sie – und sagte: ‚Ich würde es wirklich sehr zu schätzen wissen, wenn Sie mir die Chance geben würden, diese Rolle zu spielen, Sir.‘ Er hat mich vollkommen in seinen Bann gezogen. Ich sagte zu ihm: ‚Lass uns bitte niemals über Politik reden, sondern nur über Kunst.‘“

Trotz ihrer radikal konträren Positionen verstanden sich Rydell und Wayne bei den Dreharbeiten hervorragend – und „Die Cowboys“ wurde zum künstlerischen wie kommerziellen Erfolg. Und nicht nur das: Ein Wildwest-Experte hält den Film sogar für einen der realistischen Genre-Beiträge überhaupt! Warum das so ist, erfahrt ihr im nachfolgenden Artikel:

"Ziemlich exakt": Dieser kultige John-Wayne-Western ist laut einem Historiker der realistischste Film über den Wilden Westen

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