Stanley Kubricks „Shining“ zählt seit seiner Veröffentlichung 1980 unbestritten zu den größten Meisterwerken der Filmgeschichte – nicht nur innerhalb des Horror-Genres. Selbst 45 Jahre später fasziniert das verstörende Psychodrama mit seiner dichten Atmosphäre und grandiosen Schauspielleistungen: In der FILMSTARTS-Liste der 90 besten Horrorfilme aller Zeiten landete die Stephen-King-Verfilmung vor „Psycho“ und „Alien“ auf Platz 1 – und bei den höchstbewerteten Horrorfilmen unserer Community schaffte es „Shining“ immerhin noch vor „Die Vögel“ und „From Dusk Till Dawn“ aufs Treppchen!
Die Faszination für den Film ist auch nach fast einem halben Jahrhundert noch immer ungebrochen! Das liegt auch daran, dass die Lust an der Diskussion über die Bestseller-Adaption durch immer wieder neue, längst unzählige und teils ziemlich bizarre Interpretationsansätze weiter befeuert wird. So hat etwa Rodney Ascher in seinem viel diskutierte Dokumentarfilm „Room 237“ versucht, die zahllosen Mysterien des Films zu entschlüsseln – oftmals mehr unterhaltsam als erhellend.

Aber nun, im Jahr 2025, wurde tatsächlich noch mal eines der größten Rätsel um Kubricks Horrorklassiker gelöst: nämlich das Geheimnis um das ikonische Foto, das den Film abschließt. Darauf zu sehen: Jack Nicholson als Jack Torrance, scheinbar Teilnehmer eines Silvesterballs im Overlook Hotel im Jahr 1921. Eine verstörende, ikonisch gewordene Schlussszene – und bislang eines der großen ungelösten Puzzles der Filmgeschichte.
Ein ganzes Jahr lang wurde recherchiert
Der Journalist Aric Toler von der New York Times, unterstützt vom britischen Historiker Alasdair Spark, hat den Ursprung der Fotografie nach einjähriger intensiver Recherche tatsächlich ausfindig gemacht. Demnach stammt die Aufnahme ursprünglich von der inzwischen aufgelösten Fotoagentur Topical Press und wurde am 14. Februar 1921 aufgenommen – und zwar beim Valentinstagsball im Empress Ballroom des Royal Palace Hotels in London. Das Bild befand sich anschließend im Hulton-Archiv der BBC, das später von Getty Images übernommen wurde.
Murray Close, der als Setfotograf bei „Shining“ gearbeitet hat, bestätigte gegenüber Toler die Echtheit der Quelle: Das Original zeigt den Jazz-Tanzlehrer Santos Casani, dessen Gesicht durch jenes von Jack Nicholson ersetzt wurde – quasi eine frühe, analoge Form des „Photoshoppings“.
Inzwischen ist der Fund öffentlich bestätigt
Die Getty-Images-Redaktion selbst bestätigte die Entdeckung via Instagram und schilderte dabei auch noch mal die abenteuerliche Recherche: Toler berichtet dort von zahllosen Stunden, in denen er mithilfe von Reddit-User*innen alte Zeitungsarchive durchforstete. Lange Zeit schien es ganz so, als sei das Ursprungsbild verloren oder sogar gar nie erst öffentlich zugänglich gewesen:
Schließlich erinnerte sich Murray Close daran, dass das Bild wohl aus dem BBC-Archiv stammen könnte. Auch Joan Smith, die für Stanley Kubrick die Retusche-Arbeit an dem Foto erledigt hatte, erwähnte dies in Interviews beiläufig – obwohl sie es fälschlicherweise dem Warner-Archiv zuschrieb, das in dieser Form bzw. unter diesem Namen allerdings nie existierte.
Stanley Kubrick hatte von Anfang an Recht!
Die endgültige Auflösung kam, als die Recherchierenden entdeckten, dass einige Bilder der Topical Press Agency im Hulton-Archiv nach dem Erwerb 1958 neu verschlagwortet (also quasi noch mal auf andere Art einsortiert) wurden. Ein spannender Nebenaspekt: Santos Casani wird in den Archivunterlagen noch unter seinem ursprünglichen Namen „John Golman“ geführt. Offenbar begann seine Karriere bereits vor der Namensänderung, zusammen mit der ebenfalls renommierten Tanzlehrerin Belle Harding, die bei dem Event auch anwesend war.
Ein kleiner, aber bemerkenswerter Triumph für Stanley Kubrick: Während Retuscheurin Joan Smith das Bild auf 1923 datierte, bestand der Regisseur stets darauf, dass es von 1921 stammen müsste – und er hatte Recht. Wieder einmal zeigt sich: Kubricks obsessive Liebe zum Detail war kein Mythos, sondern Realität.
Mit der Entdeckung des Originalfotos ist ein weiteres der vielen Geheimnisse rund um „Shining“ gelüftet – und doch bleibt genug im Dunkeln, um die Faszination an diesem Jahrhundertfilm lebendig zu halten. Und wenn ihr zum Beispiel wissen wollt, was Danny, der kleine Junge aus „Shining“, eigentlich heute so macht (und wie er mehr als 45 Jahre nach den Dreharbeiten aussieht), dann empfehlen wir euch den folgenden Artikel:
Er war der kleine Junge in "Shining": Was macht Danny Lloyd eigentlich heute?Dieser Artikel basiert teilweise auf einer Veröffentlichung unserer spanischen Schwesternseite Espinof.com erschienen.