Heute Abend streamen: Ein skandalöses Meisterwerk, bei dem euch garantiert der Appetit vergeht
Monta Alaine
Monta Alaine
Bereits jung von ihrem Vater an Klassiker wie "Taxi Driver" und "Clockwerk Orange" herangeführt stand fest: Film sollte es sein. Nach diversen Stops in der Branche gilt ihre Liebe auch heute noch Hollywood-Kino à la Nolan und raffinierten Arthouse-Filmen.

Die Liste von berüchtigten Skandalfilmen ist lang. Auch „Das große Fressen” von 1973 sorgte für einen Aufschrei - auf Amazon Prime könnt ihr euch davon überzeugen, wie eklig der Film heute noch ist.

Die 1970erJahre stehen wie keine andere Zeit für Umbruch und Tabubruch: Filmemacher wie Stanley Kubrick, Martin Scorsese oder Pier Paolo Pasolini brachen mit dem klassischen Hollywood, fanden originelle und gesellschaftskritische Stoffe, erfanden das Kino neu. Filme wie „Die 120 Tage von Sodom”, „Taxi Driver” oder „Uhrwerk Orange” schockierten und irritierten das Publikum, prägten diese Ära und hallen bis heute nach.

Ein solcher Film ist auch Marco FerrerisDas große Fressen” (im Oirignal „Le Grande Bouffe”), den wir euch heute ans Herz legen möchten. Bei seiner Premiere 1973 in Cannes löste der Film einen Skandal aus, Menschen verließen fluchtartig den Saal, die Kritiken waren gespalten zwischen Entsetzen und Begeisterung.

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Fressgelage und Furztirade

Die vier Freunde Marcello (Marcello Mastroianni), Michel (Michel Piccoli), Philippe (Philippe Noiret) und Ugo (Ugo Tognazzi) sperren sich mit einem Ziel in einer Pariser Villa übers Wochenende ein: Sich zu Tode zu essen. Bald ist ihnen das Kredenzen der Köstlichkeiten allein nicht genug und sie holen drei Prostituierte zu ihrem Gelage hinzu, auch die Lehrerin Andréa (Andréa Ferréol) stößt zufällig zu der frivolen Gesellschaft. Bald wird der fortschreitende Exzess den Prostituierten zu viel, eine muss sich vor Ekel sogar übergeben. Nur Andréa bleibt noch übrig, um zu beobachten, wie die vier Männer ihrer übertriebenen Dekadenz nach und nach erliegen...

„Das große Fressen” schockte bei seiner Veröffentlichung mit seiner dekadenten Derbheit, mit der expliziten Darstellung von Sex und Fressen, und nicht zuletzt mit Flatulenzen, die einem beim Zuhören geradezu Phantom-Gerüche in die Nase treiben. Bei alledem, was inzwischen an Körper- und Gewaltexzessen im Kino hinzugekommen ist und unsere Sehgewohnheiten ausgereizt hat, sitzt der Schock heute natürlich nicht mehr ganz so tief - allein Pasolinis „Die 120 Tage von Sodom” setzte nur wenige Jahre später in Sachen Explizität noch einiges drauf.

Und dennoch: Beim Sehen beschleicht einen auch heute noch ein Gefühl der Fremdscham, das sich ein wenig anfühlt, als würde man gerade einen Porno mit den Eltern schauen - das Werk wirkt und irritiert auch mehr als 50 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch.

Völlerei als Ausbruch aus der Norm

Dabei nimmt der Film erst im letzten Drittel so richtig Fahrt auf. Die Todesszenen lassen bisweilen „Sieben” -Reminiszenzen auferstehen, und wer weiß, vielleicht hatte David Fincher „Das große Fressen” ja auch im Sinn, als er für „Maßlosigkeit” einen fettleibigen Mann sich zu Tode fressen ließ. Auch Wollust gibt es in „Das große Fressen” genug - um ein Anprangern der Sünden geht es hier jedoch nicht.

Die Sünde - die Lust, der Genuss, werden hier vielmehr genutzt als Mittel der Grenzüberschreitung. Ein alles übersteigender Hedonismus, der mit jeglichen Konventionen bricht. Zwei Jahre später wird es in Pasolinis „Die 120 Tage von Sodom”, der auf Marquis de Sades gleichnamigen Skandalroman basiert, heißen: „Alles, was maßlos ist, ist gut”. Der Einfluss de Sades scheint auch hier spürbar: Körper, Leid und Tod, das Fehlen von Moral - gerade in der gehobenen Gesellschaft - waren zentrale Themen seines Werks.

Damit knüpft „Das große Fressen” nicht zuletzt auch an existenzialistische Fragestellungen an: Denn was steht eigentlich hinter dieser ganzen Aktion? Wir treibt die vier Männer um die 50, die vermeintlich alles erreicht haben, dazu? Ihnen ist langweilig, ihr Leben wenig erfüllt, es bleibt ihnen nur noch zu konsumieren bis zur Selbstzerstörung.

Damit ist „Das große Fressen” ein Kommentar auf die Gesellschaft, bestimmt auch ein Kommentar auf die Männer seiner Zeit, die sich mit Autos und Frauen brüsteten. Zuletzt ist er ein Pflichtstück für alle Filmfans und besonders für jene, die gern mit Film über Grenzen gehen.

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