Bei FILMSTARTS sind wir überzeugt: Deutsches Kino ist [doch] geil! Das gilt für alle erdenklichen Genres – auch die oft vorschnell gescholtene, deutsche Komödie. Bloß geraten oft ausgerechnet die Komödien ins schillernde Licht der Aufmerksamkeit, die entweder schnell ihre Faszination verlieren oder einfach durch und durch grausig sind.
Daher kann es nie schaden, sich die Komödien vor Augen zu führen, die selbst Jahrzehnte später nichts von ihrem Reiz verloren haben, auch beim wiederholten Anschauen urkomisch bleiben und in denen begnadete Talente ihre Stärken voll ausspielen. Ein Paradebeispiel für solch eine unkaputtbare Komödie kommt wieder ins Fernsehen: Heute, am 28. April 2025, zeigt Nitro Hape Kerkelings Glanzstück „Kein Pardon“! Alternativ findet ihr die trocken-perlige Attacke auf Medienegos als VOD bei Amazon Prime Video:
"Kein Pardon" im Showgeschäft...
Im Leben des ungeschickten Schnittchenverkäufers Peter Schlönzke (Hape Kerkeling) gibt es nichts Schöneres als die Unterhaltungssendung „Witzischkeit kennt keine Grenzen“ mit dem altgedienten – kritischere Stimmen würden sagen: abgetakelten – Moderator Heinz Wäscher (Heinz Schenk). Peters Mutter Hilde (Elisabeth Volkmann) will ihrem Jungen eine Freude machen und meldet ihn heimlich für einen Talentwettbewerb in der Show an. Sie ahnt nicht, welche Verkettung an Ereignissen sie damit in Gang setzt:
Peter wird beim Casting abgelehnt, lernt aber die hilfreiche Geräuschmacherin Ulla (Annett Kruschke) kennen. Er ist ihr sympathisch, weshalb sie ihm eine Stelle als Kabelträger verschafft. Kaum Teil der „Witzischkeit kennt keine Grenzen“-Crew, verliert Peter jegliche Begeisterung für den cholerischen, arroganten, übergriffigen und mies vorbereiteten Moderator. Eines Tages platzt Peter der Kragen und er liest seinem früheren Idol die Leviten – live auf Sendung!
...aber viel zu lachen!
Zweifelsohne: Die spezifischen Komponenten, aus denen sich die in „Kein Pardon“ schlummernde Alltagskomödie nährt, zeigen ihr Alter. Das gilt erst recht für die konkreten Elemente der mediensatirischen Seite von Kerkelings Regiearbeit. Die Klischeevorstellung deutscher Wohnzimmer haben sich komplett gewandelt, nichtsnutzige Groschengrab-Automaten haben sich größtenteils aus den Innenstädten verabschiedet und Formate wie „Witzischkeit kennt keine Grenzen“ gibt es zwar noch immer. Sie sind aber keine mediale Lagerfeuer mehr.
Peter wäre in einem Gegenwarts-„Kein Pardon“ also wahrscheinlich schon in jungen Jahren ein mentaler Großvater (also noch mehr als im Original). Oder aber im Mittelpunkt des Formats stünde ein Silbereisen-Abklatsch und Peters Familie wäre nicht so betulich, sondern bestünde aus Prosecco kippenden Partyschlagermäuschen. Aber: Es ist eine große Kunst, durch das Spezifische schlussendlich fundierte, allgemeingültige Beobachtungen zu tätigen. Genau das ist Kerkeling und seinen Schreibpartnern Angelo Colagrossi und Achim Hagemann im Fall von „Kein Pardon“ gelungen!

Der Film zeigt mit selbstverständlicher, pointenreicher Beiläufigkeit die paradoxe Grauzone zwischen Wankelmut und Unlust an Veränderung auf, in der sich das breite Publikum so oft befindet. Er zieht Medienstars durch den Kakao, die sich grantelnd und ihre Arbeit herunter kurbelnd auf vertrockneten Lorbeeren ausruhen – ebenso wie Jungspunde, die frischen Wind versprechen und es sich alsbald in ihrer Komfortzone bequem machen. Ob das nun Kino, TV, die Podcastszene, YouTube oder Twitch ist, ist doch Nebensache! Weitere Dauerbrenner hakt „Kein Pardon“ in herrlich-penetranten Running Gags ab.
Etwa Eltern, die ihren Kindern Karrierewünsche aufzwängen. Oder nervige, dauerpräsente Werbung – was für Peter Hundefutter ist, ist heute Ralf Schumacher, der wissen will, ob du den Wert deines Autos erfahren möchtest. Der Dreh- und Angelpunkt von „Kein Pardon“ ist aber der aufmerksamkeitssüchtige, hohle, egogetriebene Medienrummel, der sich auf eine kleine Handvoll an Archetypen reduzieren lässt, die zwar alle paar Jahre einen neuen Anstrich erhalten, aber in die immer gleichen Fettnäpfchen treten. Aus gutem Grund schwärmte Klaas Heufer-Umlauf mehrfach im Hit-Podcast „Baywatch Berlin“ von „Kein Pardon“: Der Film ist Pflichtprogramm für alle, die Selbstdarstellung betreiben oder Selbstdarstellungssüchtigen an den Lippen hängen!
Kerkeling in ganz anderer Form bietet euch derweil der folgende Streaming-Tipp:
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