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    Adolf Burger spricht über "Die Fälscher"

    "Die Fälscher" war ein großer Erfolg in Deutschland und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Das Drama geht nun für Österreich ins Rennen um den Auslands-Oscar. AlloCiné hat den Zeitzeugen Adolf Burger getroffen, um mit ihm über die Entstehung des Films und seine Erfahrungen zu sprechen.

    Allociné: Sie haben, nachdem Ihnen ein ehemaliger KZ-Mitinsasse einen Flugzettel geschickt hat, auf dem stand, dass die KZ eine Lüge waren, begonnen, in Archiven zu suchen und das Thema Publik zu machen...

    : Das war die Auschwitz-Lüge im Jahre 1972. Der Nazi (Anmerkung: Thies Christophersen) hat dafür nur 6 Monate bekommen, obwohl er hunderttausende Flugzettel an die deutsche Jugend verteilt hat, auf denen stand: Es gab kein Auschwitz! Und dann habe ich angefangen in die Schulen zu gehen, um den Schülern zu erzählen, was Auschwitz-Birkenau ist. Ich sage den Schülern einen Satz am Ende: Ihr seid die neue Generation, ihr dürft kein Schuldgefühl haben. Aber wenn ihr zu den Neonazis geht, werdet ihr früher oder später zu Mördern!

    Wie sehen Sie die heutige Neonazi-Szene?

    Heute sind in den Regierungen Parteien, die die Neonnazis unterstützen. In Prag marschieren Neonazis auf den Straßen und die Polizei schützt sie auch noch links und rechts im Namen der Demokratie. Was ist das für eine Demokratie? Das waren ja Mörder! Nicht nur in Prag, sondern in allen Ländern gehen die Neonazis raus auf die Straßen und pöbeln.

    Die größte Schuld haben die Regierungen. Im Namen der Demokratie lassen sie die Neonazis wieder aufleben. Doch das ist keine Demokratie. Nie hätten sie diese Gruppen aufleben lassen sollen. In Prag marschieren die Neonazis. Wie ist das möglich, nach den Jahren, die Prag mit den Nazis erlebt hat?

    Wieviel haben Sie über den Kriegsverlauf im KZ mitbekommen? Im Film sieht man, wie der Lagerkommandant Herzog immer nervöser wird...

    Im KZ haben wir nichts erfahren, überhaupt nichts von dem was draußen geschah. Bis zum letzten Moment haben sie noch Menschen hingerichtet, haben sie noch geschlagen. Und auf einmal sind die Nazis geflohen. Wie die Amerikaner 150 km vor Ebensee waren, sind sie geflüchtet. Sie haben geschrieen: Die Amerikaner, die Amerikaner! Dabei waren sie noch gar nicht da. Da sie so hektisch geflüchtet sind, sind wir am Leben geblieben, sonst hätten sie uns getötet.

    Wer hatte die Idee, einen Film, der sich von Ihrem Buch "Des Teufels Werkstatt" inspiriert, zu machen?

    Ich war in Kiel vor 4 Jahren, da hatte ich einen Vortrag vor der Bundeswehr. Nach dem Vortrag haben sich mir zwei Damen vorgestellt. Sie kamen von einer kleinen Filmgesellschaft, "Magnolia", aus Hamburg, die von Sponsoren lebt. Sie haben gesagt, dass sie mein Buch gelesen haben und es verfilmen wollen. Ohne einen Vertrag, ohne irgendwas habe ich ja gesagt, da sie ja schon vorher gesagt haben, dass sie kein Geld hätten. Ich hatte nur eine Bedingung: Das Drehbuch wird nicht verfilmt, bevor ich es gesehen habe. Die Firma hatte zur Realisierung jedoch nicht genug Geld, und hat sich dann mit einer österreichischen Firma verbunden. So ist der Film vor 4 Jahren entstanden.

    Sie sind bei der Entstehung des Drehbuchs eingeschritten, um Fakten richtig zu stellen. So wollten Sie zum Beispiel nicht, dass der Film mit der Befreiung durch die Rote Armee ende. Bei welchen Fakten war es Ihnen wichtig, dass sie bleiben?

    Ich habe an dem Drehbuch mitgearbeitet. kam mit dem Drehbuch zu mir nach Prag. Ich war damit jedoch nicht einverstanden, da er geschrieben hatte, dass wir Millionen von Dollarnoten gemacht hätten und das ist nicht wahr. Wir haben 2200 Stück gemacht und dann kamen schon die Russen, und wir sind nach Österreich geflüchtet, wo sich schon die Amerikaner näherten. Dann hat er es geändert, im zweiten Drehbuch schrieb er jedoch, dass die Russen mich befreit hätten. Mich haben jedoch die Amerikaner befreit. Man kann so eine Tatsache nicht einfach umändern. Dann hat er es gestrichen und ein drittes Drehbuch schreiben müssen und war schon etwas sauer auf mich. Im dritten Drehbuch hatte er sich wieder ausgedacht, dass Himmler uns Häftlingen Verdienstkreuze verliehen haben soll, da wir so gut gearbeitet haben. Das war ja der größte Blödsinn, dass Himmler uns auszeichnen hätte sollen, im KZ. Das musste aus dem Drehbuch wieder entfernt werden. Danach habe ich das fertige Drehbuch unterschrieben.

    Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?

    Die Liebesgeschichte und so weiter gehören zum Film, das hat mir überhaupt nichts ausgemacht. Auch dass wir uns dort gestritten haben sollen, das ist nicht wahr, in meinem Buch steht es ganz anders. Aber Hauptsache, es wurde gezeigt, wie wir gedruckt haben. Zu viele wussten nichts davon, und darum habe ich ohne Honorar gearbeitet. Die Leute sollen es erfahren. Heute wissen alle die den Film sehen, dass die Nazis nicht nur Mörder waren, sondern auch ganz gemeine kriminelle Geldfälscher. Das habe ich glaube ich mit dem Film erzielt, um das ging es mir. Während der Berlinale kam zu mir und sagte: Ich war damals so sauer auf Sie. Doch heute bin ich Ihnen sehr dankbar, denn wenn ich die Dummheiten im Drehbuch gelassen hätte, wäre der Film nie hier.

    wurde an 60 Länder verkauft, erhielt zahlreiche Preise und sogar eine Oscar-Nominierung. Hätten Sie gedacht, dass der Film so erfolgreich sein würde?

    Ich habe nie daran gedacht. Dies ist ein Konzentrationslager-Film und doch keiner. Denn richtige Konzentrationslager-Filme können nicht anders sein als sehr schlimm für die Nerven. Aber in diesem Film amüsiert man sich auch. Das ist ein Spielfilm, er hat auch seine starken Seiten. Auch wenn er kein Konzentrationslager-Film ist.

    Ich hätte nie gedacht, dass der Film nach Berlin kommt, und noch weniger, dass ihn jemand für den Oscar vorschlagen würde. Nachdem der tschechische Film rausgefallen ist, liest man nun in allen Zeitungen im Prag von diesem Film und von mir. Gleichzeitig überrascht mich der Erfolg jedoch auch nicht, da es ein KZ-Film ist, im selben Moment jedoch auch nicht. So wie der Junge, der TBC hatte, erschossen wird im Film. Er wurde wirklich erschossen, jedoch nicht so, sondern er wurde weggebracht und es hat niemand gesehen. Das ist eine sehr starke Szene im Film. Es gibt einige Szenen, die direkte KZ-Szenen sind, es gibt jedoch auch welche, die sind sehr leicht, man kann sich dabei unterhalten. Das ist meiner Meinung nach die Stärke des Films.

    Das Interview wurde am 22. Jänner von Barbara Fuchs in Paris geführt

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