Platz 68
Wolfgang Murnberger, Österreich / Deutschland 2005
Der österreichische Film wird hierzulande oft verschmäht. Lediglich ein Michael Haneke („Funny Games“, „Liebe“) schafft es dauerhaft, seine Werke auch in den deutschen Kinos anzupreisen. Doch ansonsten herrscht in Deutschland diesbezüglich eher Flaute - zu Unrecht, denn es erblicken durchaus wahre Filmperlen in Österreich das Licht der Welt. So etwa auch Wolfgang Murnbergers „Silentium“. Hierbei geht es um den lethargischen Privatdetektiv Simon Brenner (Josef Hader), der in Salzburg einer Reihe mysteriöser Selbstmorde auf den Grund gehen möchte. Angeblich hat sich Gottlieb Dornhelm (Udo Samel) selbst das Leben genommen, doch seine Frau Konstanze (Maria Köstlinger) traut der Sache nicht. Denn kurz vor seinem Tod wollte ihr Mann ein Enthüllungsbuch über Kindesmissbrauch durch die Kirchenvertreter der nahe gelegenen Klosterschule schreiben...
Was wie ein düsterer, brutaler Krimi klingt (und das ist „Silentium“ streckenweise auch), wird vor allem durch die herrlich skurrilen Charaktere auf ein nahezu groteskes, satirisches Level gehoben. Vor allem Josef Hader als herunter gekommener Detektiv Brenner ist ein Antiheld, wie er im Buche steht. Schwerfällig, träge und mittellos, dennoch aber gewitzt genug, den Fall zu lösen und hartnäckig genug, um gegen seine Widersacher anzukommen. Auch die Nebenrollen sind fantastisch besetzt, jeder einzelne spiegelt auf seine Weise den Wahnsinn der Figur wieder. Es ist ein Fest, den Schauspielern in ihren eigenartigen Figuren zuzusehen, während sie mit zynischen Dialogen einen wahrhaft schrägen Charme vermitteln, der sich durch den gesamten Film zieht. „Silentium“ schafft dabei den Spagat zwischen trockenen Onelinern und Slapstick, während dennoch in angemessenem Ton schwermütige Themen wie Kindesmissbrauch oder Pädophilie behandelt werden. Ein schwerer, grotesker, witziger und dennoch nachdenklich stimmender Film mit einer brillanten Schauspielriege.
