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    "The Other Side Of The Wind": Netflix wird unfertigen Film von Orson Welles endlich veröffentlichen

    Seit Mitte der 1970er-Jahre wartet Orson Welles „The Other Side Of The Wind“ auf seine Fertigstellung. Der Streaming-Dienst Netflix sicherte nun die Finanzierung einer solchen zu und erwarb die weltweiten Vertriebsrechte an der Hollywood-Satire.

    Selznick Releasing Organization

    Schon im Frühjahr 2016 bekundete Netflix Interesse daran, Orson Welles' unvollendeten Film „The Other Side Of The Wind“ endlich dem breiten Publikum zugänglich zu machen. Wie Hollywood Reporter berichtete, sind die Vertriebsrechte nun tatsächlich auf den Streaming-Giganten übergegangen. Bisher lagen sie bei Welles' Witwe Oja Kodar, die gleichzeitig als Co-Autorin sowie Schauspielerin an „The Other Side Of The Wind“ beteiligt war.

    Eine Zusammenarbeit erfolgt dabei mit Produzent Frank Marshall („Jurassic World“), der als Produktionsmanager bei den Dreharbeiten unter Welles agierte, und dem Filmemacher Filip Jan Rymsza. Letzterer rief 2015 ein Crowdfunding ins Leben, um wieder Schwung in die Fertigstellung des Films zu bringen. Auch einer der Darsteller, Peter Bogdanovich, unterstützte die Kampagne. Zwar wurde das eigentliche Ziel von einer Million Dollar nicht erreicht, doch immerhin 400.000 Dollar kamen zusammen. Seit einigen Monaten herrschte allerdings Funkstille vonseiten Rymszas. Diese war dem Einstieg von Netflix geschuldet, erklärte er nun entschuldigend. Seit die dahingehenden Gespräche begonnen hätten, war es ihm unmöglich, den aktuellen Stand zu kommentieren. Nun soll das den Spendern versprochene Merchandise allerdings ausgeliefert werden. Bogdanovich wird übrigens Marshall als Berater für die Fertigstellung zur Seite stehen und zudem gemeinsam mit Jens Koethner Kaul, Beatrice Welles, Carla Rosen-Vacher, Olga Kagan und Jon Anderson den Posten eines Ausführenden Produzenten übernehmen.

    In „The Other Side of the Wind“ porträtiert Orson Welles die alternde Regie-Legende Jake Hannaford (John Huston), der sein großes Comeback plant. Hauptschauplatz der Handlung ist die 70. Geburtstagsfeier von Hannaford. Einige Szenen zeigen auch einen Film im Film, denn Hannafords Comeback soll mithilfe von dessen neuem Projekt „The Other Side Of The Wind“ erfolgen. Einzelne Ausschnitte des Films gerieten über die Jahre bereits an die Öffentlichkeit, unter anderem dieser hier, der in dem Dokumentarfilm „One Man Band“ gezeigt wurde:

    „The Other Side Of The Wind“ gilt als semi-autobiografisches Projekt von Welles, das mit verschiedensten Inszenierungsformen spielt. So sei geplant gewesen, die satirische Aufarbeitung Hollywoods und des Experimentalkinos sowohl mit Farb- als auch Schwarz-Weiß-Aufnahmen und Fotografien in mehreren Formaten darzustellen. Die Hauptfigur des Jake Hannaway basiert auf Ernest Hemmingway, den Orson Welles noch vor der Veröffentlichung seines Meisterwerks „Citizen Kane“ getroffen hatte.

    Die Dreharbeiten zu „The Other Side Of The Wind“ fanden zwischen 1970 und 1976 statt. Welles werkelte sporadisch an einer Schnittfassung, im Jahr 1979 vereitelten rechtliche Schwierigkeiten allerdings eine Veröffentlichung des Films. Selbiges passierte im neuen Jahrtausend, nachdem Peter Bogdanovich zwischenzeitlich Ambitionen hegte, das Projekt wieder zum Laufen zu bringen. Mit der Rechteübernahme durch Netflix scheinen aber nun alle Weichen gestellt.

    „The Other Side Of The Wind“ soll natürlich über das Streaming-Portal abrufbar sein. Eine Veröffentlichung im Kino war in der Vergangenheit ebenfalls angedacht und möchte man einem Bericht von Wellesnet Glauben schenken, so stehen die Chancen dazu nicht schlecht. Denn angeblich soll auch eine 35mm-Kopie des fertigen Films produziert werden. Eine limitierte Blu-ray-/DVD-Edition sei laut Hollywood Reporter ebenfalls geplant, was eine sehr selten vorkommende Entscheidung von Netflix sei. Zusätzlich wurde schon 2016 berichtet, dass die Verantwortlichen an einer Dokumentation zum Entstehungsprozess des Films arbeiten, doch auch hier kann über den aktuellen Stand nur spekuliert werden. Mit Überlänge könnte man aber bei der Doku wohl sicher rechnen…

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