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    Snoke in "Star Wars 9": Warum Andy Serkis bei Fans gerade eine ganz falsche Hoffnung schürt

    Es war eine harmlose Äußerung in einem längeren Interview – aber bei mir gingen die Alarmglocken an: Man wisse bei „Star Wars“ nie genau, so Andy Serkis, ob eine Figur nicht doch zurückkehrt. Nein J.J. Abrams, denk nicht mal daran!

    Lucasfilm / Disney

    Achtung, Spoiler zu „Star Wars: Die letzten Jedi“

    Ich hatte das Privileg, „Die letzten Jedi“ in der Pressevorführung und damit vor den meisten anderen Fans zu sehen (großes Sorry an dieser Stelle noch mal an meinen „Star Wars“-Kumpel, der nicht für ein Filmmagazin arbeitet). Als ich aus dem Kino ging, wusste ich: Rian Johnson wird Stress bekommen. Zwei Jahre Theorien darüber, wer Snoke ist und was er vorhat – und dann lässt der Regisseur und Autor das Objekt dieses Fan-Kultes einfach von Kylo Ren (Adam Driver) in zwei Hälften teilen. Manche hat das enttäuscht, so wie meinen Kollegen Tobias Tißen. Für ihn wurde hier Potential verschenkt, weil der vernarbte Anführer der Ersten Ordnung ein erstklassiger Bösewicht war und sich der Kollege gewünscht hat, mehr über dessen Biografie zu erfahren. Im Interview mit Slashfilm wies Andy Serkis, im Motion-Capture-Anzug für Snokes Bewegungen und Mimik verantwortlich, nun auf die simple Tatsache hin, dass in Geschichten wie denen aus der „Star Wars“-Galaxis niemand tot bleiben müsse. „Schau mal, es ist ‚Star Wars‘, da kannst du dir nie sicher sein.“ Ich bin mir sicher: Snoke in „Star Wars 9“ zurückzuholen, wäre ein Fehler.

    Ich will keiner der Fans sein, die ihr Urteil über einen neuen Film der Reihe davon abhängig machen, ob das eigene Drehbuch, das jeder von uns zumindest als groben Entwurf im Kopf hat, nun verfilmt wurde oder nicht. „Star Wars 9“, zu dem J.J. Abrams und Chris Terrio („Argo“) das Skript schreiben, kann für mich auch dann ein erstklassiger Film werden, wenn sie Snoke wiederbeleben (oder seinen Tod als Trick enthüllen). Aber es würde eine meiner liebsten Szenen aus „Star Wars 8“ nachträglich abwerten. Und zwar nicht, weil ich persönlich dann jedes Mal daran denken müsste, dass diese Figur, die ich nicht sonderlich mag, ja im nächsten Film zurückkehrt – sondern weil die Szene im roten Thronsaal, in der ein innerlich zerrissener Schüler seinen selbstbesoffenen Meister killt, dann deutlich weniger Wucht hätte.

    "Star Wars 8": Rian Johnson erklärt, warum wir nicht mehr über Snokes Hintergrundgeschichte erfahren

    Rian Johnson baut seine überraschende Todesszene meisterhaft auf: Snoke wurde vorher als übermächtiger Strippenzieher etabliert, vor dem alle Angst haben und der Lakaien wie Hux (Domhnall Gleeson) selbst in Hologrammform ohne Anstrengung über den Sternenzerstörerfußboden schleift. Als Kylo die gefangene Rey (Daisy Ridley) zu ihm bringt, darf sich Snoke noch mal ausgiebig in seiner planetengroßen Überheblichkeit sonnen: Er lässt Rey durch den Raum fliegen und hat keinen Zweifel daran, dass andere Wesen für ihn nur Schachfiguren sind, deren Züge er schon kennt. Johnson gibt Snoke die Zeit, über seine vermeintliche Allmacht zu schwadronieren – und dann darf Kylo den ganzen Quatsch zerplatzen lassen wie einen Ballon aus heißer Luft, nur halt mit einem Lichtschwert statt mit einer Nadel.

    Bei Snoke ging Rian Johnson so weit, wie er es sich bei Luke Skywalker (Mark Hamill) vielleicht nicht traute: Er stieß eine Autoritätsfigur – auch wörtlich – vom Thron, ohne sie wieder raufzulassen. Luke grämt sich lange und wird als Meister gezeigt, der vor seinem Schüler Ben Solo versagte, ist aber am Ende unbestritten der Held. Snoke liegt zerteilt und mit verdrehten Augen auf dem Boden seines roten Refugiums. Dass Überfiguren nicht unfehlbar oder unbesiegbar sind, kann man nicht besser inszenieren als so, wie Johnson es in der Thronraum-Szene tut.

    Davon abgesehen würde mir J.J. Abrams, sollte er Snoke für „Star Wars 9“ vom Boden kratzen, eine Wette mit dem Kollegen Björn Becher versauen, die wir direkt nach der „Star Wars 8“-Kinopremiere geschlossen haben.

     

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