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    "Tote Mädchen lügen nicht": Wieso die Kontroversen auch mit der 2. Staffel der Netflix-Serie nicht abreißen

    Eine der umstrittensten Serien der vergangenen Jahre ist in ihre 2. Staffel gestartet. Und auch wenn die Verantwortlichen bei „Tote Mädchen lügen nicht” mittlerweile Warnhinweise einbinden, gibt es um die Netflix-Serie erneut reichlich Kontroversen.

    Netflix

    Achtung! Dieser Text enthält Spoiler zur 2. Staffel von „Tote Mädchen lügen nicht“!

    Am vergangenen Freitag, dem 18. Mai 2018, wurde die komplette zweite Staffel von „Tote Mädchen lügen nicht“ bei Netflix veröffentlicht. Und wie schon bei der ersten Season sorgen auch die neuen Folgen für Diskussionen und Aufreger. Die Netflix-Serie sah sich bereits im vergangenen Jahr schwerer Vorwürfe ausgesetzt, sie würde sehr ernste Themen wie Selbstmord, Mobbing und sexuellen Missbrauch verharmlosen und dadurch eine potentielle Gefahr für minderjährige Zuschauer darstellen, die eventuell selbst mit persönlichen Problemen zu kämpfen haben.

    Auch in Staffel zwei spielt weiterhin der Selbstmord der Highschool-Schülerin Hannah Baker (Katherine Langford) sowie der Suizidversuch des Jugendlichen Alex Standall (Miles Heizer) eine wichtige Rolle, daneben geht es aber auch um den geplanten Amoklauf des jungen Tyler Down (Devin Druid), der im Verlauf der Handlung einen immer größeren Hass auf seine Mitschüler hegt. Die sogenannte Parents Television Council (kurz PTC) fordert aufgrund der Behandlung des sensiblen Themas nun die Absetzung der Serie und wirft ihr potentiell gefährdende Inhalte vor. Der US-amerikanische konservative Interessenverband, der sich für Zensur einsetzt, bezeichnet die zweite Staffel auf ihrer Seite sogar als eine „tickende Zeitbombe für Jugendliche und Kinder“ und spricht auch via Twitter eine deutliche Warnung für Schulen und Eltern aus.

    Als einer der „schrecklichsten Momente der neuen Staffel“ wird die Szene bezeichnet, in der Tyler von seinem Mitschüler Monty (Timothy Granaderos) auf der Toilette schwer misshandelt wird. Daraufhin plant das gepeinigte Opfer eine Schießerei auf dem Schulgelände. Bereits in der letzten Folge der ersten Staffel wird Tylers Vorhaben angedeutet, als er mehrere Waffen in seinem Zimmer versteckt. Die über eine Million Mitglieder umfassende PTC bezeichnet die Entwicklungen der zweiten Staffel als „schlimmer als befürchtet“ und behauptet, „wer die Serie mit Gefühlen wie Hoffnungslosigkeit und Depression sieht, dem wird es auf keinen Fall danach besser gehen“ und dass „bei Kindern, welche unter Diskriminierung leiden, diese Gefühle erst ausgelöst oder verstärkt werden können.“

    Unser erster Eindruck zur 2. Staffel "Tote Mädchen lügen nicht": Polaroids und Wiederholungen

    Bereits vor der Ausstrahlung der neuen Folgen forderte der PTC eine Überprüfung und Überarbeitung der Serie, worauf Netflix allerdings nicht eingegangen ist. In Bezug auf die Thematik der Waffengewalt könnte auch der jüngste Amoklauf an einer Highschool in Texas die Diskussionen verstärkt haben. Netflix hat daraufhin sogar die Premierenfeier zur neuen Season abgesagt. Waffengebrauch durch Schüler war auch im Ansatz bereits ein Thema in der ersten Staffel. Diese sorgte vor allem aber mit der expliziten Darstellung von Hannah Bakers Selbstmord für Aufregung. Daraufhin reagierte man bei Netflix und zeigt mittlerweile vor dem Beginn einer neuen Staffel ein Video, in dem die Darsteller der Serie auf die schwierigen Themen und Inhalte ausdrücklich hinweisen. Außerdem wird neuerdings bei jeder Folge im Abspann noch einmal auf die Hilfeseite www.13reasonswhy.info vermerkt. Über den Twitter-Account der Serie veröffentlichte man zudem zum Staffelstart am vergangenen Freitag ein Video, in welchem unter anderem auch die Ausführende Produzentin Selena Gomez betonte, wie wichtig es sei, über seine Probleme zu reden.

    Vor der erwähnten Episode warnt Netflix ebenfalls noch einmal separat damit, dass die folgenden Inhalte „für einige Zuschauer verstörend sein könnten und nur für erwachsene Zuschauer geeignet sind“. Eine direkte Reaktion auf die Forderungen und Vorwürfe der PTC gab es seitens des Streaming-Dienstes allerdings noch nicht. Dafür äußerte sich Showrunner Brian Yorkey, dass Diskussionen und Redebedarf genau das seien, was man bewirken wolle. Gegenüber dem Hollywood Reporter erzählt der Serienschöpfer: „Es werden eine Menge problematischer Themen in der Serie aufgegriffen, über die in unserer heutigen Zeit gesprochen wird. Wir hoffen, dass die Serie für möglichst viel Gesprächsstoff sorgen wird und glauben, dass wird sie auch. Wir wollen, dass es starke unterschiedliche Meinungen gibt und dass die Leute im Kontext der Serie und noch wichtiger im Kontext des realen Lebens über diese Probleme sprechen werden.“

    Zur düsteren Entwicklung der Figur Tyler betont Yorkey: „Wir waren deutlich mehr daran interessiert, diese Figur auf ihrem Weg besser zu verstehen, als es einfach auf die schlimmstmögliche Art enden zu lassen […] Ich glaube, jeder Zuschauer wird seine eigene Meinung darüber haben, so überlasse ich jedem seine eigene Interpretation.“

    Auch wir weisen darauf hin, dass Suizid kein Ausweg ist. Wenn deine Gedanken darum kreisen, dir das Leben zu nehmen, dann empfehlen wir dringend, dass du das Gespräch mit anderen Menschen suchst. Sprich mit deiner Familie oder deinen Freunden, einem Arzt oder Psychologen oder mit einer anderen Vertrauensperson darüber. Wenn du anonym bleiben willst, dann gibt es mehrere Angebote der TelefonSeelsorge, die nicht nur kostenfrei, sondern auch absolut vertraulich sind (und zum Beispiel auch nicht auf der Telefonrechnung auftauchen). Unter den Nummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 wird dir geholfen. Alternativ kann man sich auf der Webseite der TelefonSeelsorge auch einen Chattermin vereinbaren oder die Mailberatung in Anspruch nehmen. Auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention gibt es zudem eine Übersicht über weitere Beratungsstellen.

     

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