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    "Die Unglaublichen 2"-Regisseur verdammt Sequel-Wahn und lobt Christopher Nolan

    Die Aussagen von Brad Bird klingen erstmal paradox: Der Filmemacher kritisiert die Obsession Hollywoods, bei hohen Budgets nur noch Fortsetzungen zu drehen ... und steuert selbst ein Sequel bei.

    Warner Bros. (Szenenbild aus Christopher Nolans "Dunkirk")

    Wer Brad Bird bei seiner Generalkritik am amerikanischen Filmgeschäft genauer zuhört, bekommt ein weit differenzierteres Bild, als es zunächst den Anschein macht. In den vergangenen Tagen hat sich der 60-Jährige, der für solch großartige Filme wie „Der Gigant aus dem All“, „Die Unglaublichen“ oder „Ratatouille“ verantwortlich zeichnet, in den sozialen Netzwerken ausgetobt und auf Twitter einen hochinteressanten Austausch mit normalen Nutzern und Filmemachern wie Christopher McQuarrie („Mission: Impossible - Fallout“) und Jon Spaihts (Drehbuchautor von „Passengers“ und „Prometheus“) geliefert.

    „Einige der besten Filme sind Fortsetzungen. Und ja, es ist schwer, sie richtig hinzubekommen, aber das sind mittlerweile die einzigen Filme mit großem Budget und Ambition, die Hollywood im Moment machen lässt. Das ist nicht nur traurig, sondern auch kurzsichtig und dumm“, twittert Bird. Doch selbst hat er es gerade sehr gut hinbekommen, denn seine zweite Fortsetzung überhaupt (nach „Mission: Impossible - Phantom Protokoll“), der Animationsspaß „Die Unglaublichen 2“, erntete nicht nur überragende Kritiken (auch FILMSTARTS vergibt 4,5 Sterne), sondern spielte weltweit bisher sensationelle 1,1 Milliarde Dollar ein.

    Christopher Nolan, der kühne Blockbuster-Regisseur

    Als positives Gegenbeispiel zur in seinen Augen Überhand nehmenden Sequel-Welle stellte Brad Bird seinen Kollegen Christopher Nolan und dessen innovativen Kriegsfilm „Dunkirk“ aus. Auf die Frage, welcher Blockbuster für ihn zuletzt der kühnste und originellste war, antwortete er: „Wahrscheinlich Chris Nolans ‚Dunkirk‘, nach einem Original-Drehbuch, das nicht nur groß war, sondern auch eine ambitionierte Struktur aufwies. Wie seine anderen Originale war der Film ein Kassenhit – was die Hoffnung für mehr große Originalfilme am Leben hält.“

    Desweiteren kündigte Bird selbst an, in Zukunft an Originalstoffen arbeiten zu wollen – obwohl das 2015 mit „A World Beyond“ gehörig schief ging. Sein 190 Millionen Dollar teures Mystery-Science-Fiction-Abenteuer spielte weltweit nur maue 209 Millionen Dollar ein und floppte. Davon will sich Bird aber nicht entmutigen lassen, zumal er mit dem Riesenerfolg seines jüngsten Films „Die Unglaublichen 2“ bei den Studios Rückenwind hat.

    Ähnlich handhabte es nämlich auch Christopher Nolan. Der fuhr für Warner Bros. mit „Batman Beginns“ (2005) einen überraschenden Superhit ein und drehte anschließend den originellen Zauberer-Mysteryfilm „The Prestige“ (2006). Als der Brite dann mit dem Sequel „The Dark Knight“ den Jackpot knackte, Publikum und Kritiker verzückte und nebenbei einen gigantischen Box-Office-Erfolg landete, spielte er bei Warner Bros. die erworbene Carte Blanche aus. Man ließ ihm freie Hand für den 160 Millionen Dollar teuren Originalfilm „Inception“. Der kompliziert strukturierte Science-Fiction-Thriller mit Leonardo DiCpario hätte ohne den „The Dark Knight“-Erfolg niemals mit einem solch hohen Budget grünes Licht bekommen. Doch Nolan machte auch daraus einen Welthit (Einspiel: 828 Millionen Dollar).

    Auch Lob für "Arrival" und "Edge Of Tomorrow"

    Im weiteren Verlauf der Diskussion lobte Bird noch einige Filme mehr, die ihm ausgesprochen gut gefallen haben, wie „Arrival“, „Get Out“, „La La Land“ oder „Edge Of Tomorrow“ (Bird: „Ein furchtbarer und langweiliger Filmtitel, der Heimkinotitel ‚Live, Die, Repeat‘ hätte von Anfang an besser gepasst“). Dazu diskutierte er mit Christopher McQuarrie über das veränderte Sehverhalten der Filmkonsumenten, auf das man sich einstellen müsse.

    Bevor wir jedoch mit dem nächsten Originalstoff von Brad Bird rechnen können, habt ihr die Chance, ein tolles Sequel zu sehen: „Die Unglaublichen 2“ startet am 27. September 2018 in den deutschen Kinos.

     

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