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    Captain Marvel in "Avengers 4": Darum ist die übermächtige Heldin ein Problem fürs MCU

    Die „Avengers 4: Endgame“-Regisseure Anthony und Joe Russo stehen vor der Herausforderung, die bis dato stärkste Heldin im MCU glaubhaft in eine sehr fehlerbehaftete Heldentruppe integrieren zu müssen.

    Chuck Zlotnick ©Marvel Studios 2019

    „Was wollen eigentlich ein Bogenschütze und eine Shield-Agentin bei den ‚Avengers‘? Die haben doch überhaupt keine Superkräfte.“ Sätze wie diesen konnte man im Vorfeld sowie auch nach der Veröffentlichung des ersten „Avengers“-Films im Jahr 2012 immer wieder lesen und hören. Neben übermächtigen Helden wie Thor (Chris Hemsworth) und Hulk (Mark Ruffalo) sahen Figuren wie Hawkeye (Jeremy Renner) und Black Widow (Scarlett Johansson) fast lächerlich schwach auf der Brust aus.

    Dennoch – oder vielleicht gerade deshalb – schaffte es Regisseur Joss Whedon in seinen beiden „Avengers“-Filmen, beim Publikum echte Sympathien für die Underdogs des Superheldenteams zu wecken. Und auch die „Guardians Of The Galaxy“, eine Truppe, die eher durch ihre Schwächen denn durch ihre individuellen Stärken unterhält, kamen bei den Zuschauern super an. Mit der Ankunft von Captain Marvel (Brie Larson aus „Scott Pilgrim“, „Raum“ und „Community“), die nach ihrem Solofilm, der am 7. März startet, auch in „Avengers 4: Endgame“ eine zentrale Rolle einnehmen wird, sind Diskussionen um das Kräfteverhältnis im MCU endgültig hinfällig. Denn neben der Heldin mit dem eisernen Iro und der ebenso eisernen Attitüde verblassen selbst die Kräfte des Hulk – nicht umsonst bezeichnete Kevin Feige Captain Marvel bereits als „mit Abstand mächtigsten Superhelden“ im MCU.

    Walt Disney / Marvel

    Das  Problem mit "Captain Marvel"

    Das stellt die „Avengers 4“-Regisseure Joe Russo und Anthony Russo gleich vor mehrere Probleme: Zum einen wissen die Brüder nicht erst seit ihrer Zeit bei „Community“ und „Arrested Development“, dass dramatische und lustige Szenen immer dann entstehen, wenn Figuren ihren persönlichen Schwächen nachgeben oder diese am Ende überwinden. Zum anderen hat das Publikum natürlich eine stärkere Bindung zu bereits länger bekannten und beliebten Figuren wie Iron Man (Robert Downey Jr.) oder Thor und fiebert somit mehr mit, wenn diese auf die Probe gestellt werden und am Ende den Tag retten. Im Interview mit CinemaBlend äußerte sich das Geschwisterpaar nun zu den Bedenken, die von Captain Marvels Einführung in das MCU herrühren. Für Joe Russo gehe es darum, die Menschlichkeit in den Figuren zu finden:

    „Wie sind immer besorgt, die Figuren zu mächtig zu machen, weil der Grund, warum Leute sich mit diesen Figuren identifizieren können, ihre Menschlichkeit ist und die Tatsache, dass sie Schwachstellen haben. Der Grund, weshalb wir es lieben, mit Captain America [Chris Evans] zu arbeiten, ist der, dass seine Superkraft immer sein Herz war […]. Wir sind uns also des Risikos bewusst, eine zu starke Figur [im Film] zu haben. Aber sensibles Geschichtenerzählen ist unser Ding, also haben wir einen Weg gefunden.“

    Die Lösung der Russos

    Anthony Russo führte den Gedanken seines Bruders näher aus und hob vor allem die Wichtigkeit einer Schwäche in den Figuren hervor: „[…] Wenn du mit so starken Figuren hantierst, musst du so viel härter daran arbeiten, ihre Schwachpunkte und Komplexitäten zu finden. Und, wie Joe gesagt hat, im Kontext des Geschichtenerzählens dafür sorgen, dass viel auf dem Spiel steht! Weil die Figuren dann verletzlich sind. […] Als Geschichtenerzähler macht uns bei unserer Arbeit am meisten Spaß, Wege zu finden, diese Figuren in Situationen zu bringen, in denen sie verletzlich sind und eben überhaupt nicht mächtig.“

    In einem Interview mit dem Business Insider von 2018 bringt es Anthony Russo auf den Punkt: „Je mächtiger eine Figur ist, desto schwieriger ist es, mit dieser Figur auf einem narrativen Level umzugehen. […] [Superhelden] sind oberflächlich interessant in ihrer Stärke, aber sie gewinnen Tiefe, wenn du Situationen herausfindest, in denen sie diese Stärke nicht haben. […] Darum hat sich Vision [Paul Bettany] verliebt.

    Man sollte also davon ausgehen, dass Captain Marvel genügend Momente in „Avengers 4“ spendiert bekommt, in denen man ihre menschliche Seite kennen lernt. Immerhin haben es die Russos mit Thanos auf diese Weise bereits einmal geschafft, eine im Vorfeld wahnsinnig aufgehypte und übermächtige, aber wenig charakterisierte Figur sinnvoll in das bestehende Film-Universum zu integrieren und ihre Motivation sowie ihre Schwächen greifbar zu machen.

    „Avengers 4: Endgame“ erscheint am 25. April 2019 in den deutschen Kinos.

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