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    "Krieg der Welten": Das steckt hinter dem abrupten Ende

    „Krieg der Welten“ war 2005 an den Kinokassen ein großer Erfolg. Doch auf das abrupte Ende des Films konnten sich sowohl Zuschauer wie Kritiker keinen richtigen Reim machen. Wir klären auf.

    United International Pictures

    Achtung, Spoiler zu „Krieg der Welten“!

    Mit „Krieg der Welten“ konnte Regisseur Steven Spielberg 2005 einen Kassenschlager verbuchen. Bei etwa 130 Millionen Budget spielte der Sci-Fi-Blockbuster weltweit etwa 592 Millionen wieder ein – kein „Avengers 4: Endgame“, aber in der Zeit vor dem 3D-Wahn und den milliardenschweren Comic-Filmreihen ein mehr als solides Ergebnis. Das Kritiker-Echo fiel eher durchschnittlich aus – wir zum Beispiel waren von dem Film nicht sonderlich angetan. Und auch wenn die Kritikpunkte je nach Autor unterschiedlich ausfielen, konnten sich die meisten auf einen großen Malus des Films einigen: nämlich das abrupte Ende, an dem die zuvor so übermächtigen und siegreichen Alien-Invasoren einfach vor den Augen ihrer erstaunten menschlichen Opfer wegsterben. Was ist da passiert?

    Das geschieht am Ende von "Krieg der Welten"

    Am Ende des Films bewegt sich eine Kamerafahrt über den Ast eines Baums in die mikroskopische Ansicht der kleinsten Zellbestandteile eines Wassertropfens auf einer Knospe, und eine sonore Stimme (im Original: Morgan Freeman / dt. Sprecher: Frank Glaubrecht) erklärt: „Von jenem Augenblick an, da die Eindringlinge auf der Erde anlanden, unsere Luft atmeten, aßen und tranken, waren sie dem Tod geweiht. Sie wurden vernichtet, nachdem alle Waffen des Menschen versagt hatten, zerstört von den winzigsten Wesen, die von Gott in seiner Weisheit geschaffen wurden.“ Gezeigt werden dann Mikroben, also Mikroorganismen, zu denen insbesondere auch Bakterien und andere potentielle Krankheitserreger zählen. Die Aliens sterben also, weil sie – anders als wir Menschen – kein seit Urzeiten an die Umweltbedingungen der Erde angepasstes Immunsystem besitzen. Ätsch!

    United International Pictures

    Das damit die Invasion der Aliens einfach endet, ohne dass es etwa wie in „Independence Day“ zu einer finalen Schlacht und dem ausdrücklichen militärischen Sieg der Menschheit kommt, entspricht nicht den Erwartungen vieler Zuschauer - dafür allerdings der Buchvorlage, dem Sci-Fi Klassiker „Der Krieg der Welten“ des britischen Schriftstellers H.G. Wells. Auch dort werden die außerirdischen Eindringlinge plötzlich von Krankheitserregern dahingerafft. Warum entschied sich Wells für ein solches Ende?

    Deswegen endet "Krieg der Welten" mit todkranken Aliens

    Ein Aspekt des Buches ist seine Kritik am europäischen Imperialismus. Als Wells die Geschichte 1897 zum ersten Mal veröffentlichte, hatten die führenden europäischen Mächte Afrika und große Teile Asiens unter sich aufgeteilt und rotteten ganze Volksstämme aus, schlicht deshalb, weil sie es konnten und an ihre völlige Überlegenheit glaubten. Der Kampf zwischen Menschen und den ihnen überlegenen Marsianern (im Film sind es Außerirdische von einem unbekannten Planeten) ist eine Analogie dazu. An einer Stelle schreibt Wells: „[Die eingeborenen Volksstämme der] Tasmanier wurden trotz ihrer Menschenähnlichkeit in einem von europäischen Einwanderern geführten Vernichtungskrieg binnen fünfzig Jahren völlig ausgerottet. Sind wir solche Apostel der Gnade, dass wir uns beklagen dürfen, wenn die Marsleute uns in demselben Geist bekriegen?

    Das sagt Regisseur Steven Spielberg zum Ende von "Krieg der Welten"

    Dementsprechend war der Krankheitstod der Aliens wie der imperialistischen Europäer eine Art gerechte Strafe für ihre mörderische Überheblichkeit. Ein riesiges Welten-/Sternenimperium, dahingerafft von mikroskopisch kleinen Lebewesen, die nur am Leben lassen, wer mit seiner seit Jahrtausenden in derselben Erde verwurzelten Kultur schon seinen Tribut gezollt hat – auf diesen Aspekt biologischer Gerechtigkeit wollte Wells hinaus. Und obwohl Spielbergs Adaption „Krieg der Welten“ in historischen Zusammenhängen weniger auf hegemonialen Imperialismus als auf eine post-9/11-Panik anspielen dürfte, hält er sich an dieser Stelle schlicht an die Vorlage. Doch auch der Regisseur verriet kürzlich, dass er mit dem Ende so seine Probleme hatte: „Ich kam einfach nicht dahinter, wie ich das verdammte Ding beenden soll. Der Film hat kein gutes Ende.

    Denn Buchvorlage hin oder her, Film und Buch sind in den Möglichkeiten der Erzählung schlicht unterschiedlich, und Spielberg hätte auch ein originalgetreues Ende womöglich einfach besser inszenieren können, wie wir schon in unserer Kritik vor 15 Jahren festgestellt haben.

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