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    Sehr lustige 2. Folge "The Mandalorian"! Unser Ersteindruck zur "Star Wars"-Realserie

    Mehr als 40 Jahre nach dem originalen Kinofilm ist nun auch die erste „Star Wars“-Realserie gestartet: „The Mandalorian“. Ende März 2020 kommt sie mit Disney+ nach Deutschland. Wir sagen euch schon jetzt, was wir von den ersten beiden Folgen halten.

    Disney

    Keine Sorge, wir spoilern erst nach einer Warnung weiter unten im Text!

    Nach dem Start von „Star Wars 3: Die Rache der Sith“ im Jahr 2005 sah die Kinozukunft der Saga noch düster aus: George Lucas hatte erklärt, dass die Filmreihe abgeschlossen sei. Fans setzten ihre Hoffnungen stattdessen in eine „Star Wars“-Serie mit echten Schauspielern namens „Underworld“, an der im Auftrag von Lucas bereits geschrieben wurde. „Underworld“ kam aber nie, denn sie war schlicht zu teuer. Schließlich sollte die Serie so gut aussehen wie die Kinofilme.

    Heute jedoch, wo die Kinozukunft (nach „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“) erneut offen ist, sind die technischen Möglichkeiten vorhanden, eine „Star Wars“-Serie zu einem – wenigstens für den neuen Lucasfilm-Besitzer Disney – bezahlbaren Preis zu produzieren. „Iron Man“- und „König der Löwen“-Regisseur Jon Favreau wandte sich mit einer Idee an Disney, die dann auch grünes Licht bekam:

    Seit 12. November 2019 läuft die erste „Star Wars“-Live-Action-Serie „The Mandalorian“ auf dem Streamingdienst Disney+ (zumindest in den USA, Kanada und den Niederlanden). Weitere Serien sollen in den nächsten Jahren folgen, darunter eine „Obi-Wan“-Serie mit Ewan McGregor, der die Rolle auch schon in der Prequel-Trilogie bekleidet hat.

    "The Mandalorian" sieht (fast) aus wie Kino

    Im Grunde blieb gar keine andere Wahl, als mit der ersten „Star Wars“-Realserie so lange zu warten, bis ein ähnliches tricktechnisches Niveau wie in den Kinofilmen auch für die Fernsehschirme garantiert werden konnte. Zuschauer, die an fremdartige, dicht bevölkerte Planeten-Panoramen und Kämpfe gegen exotische Riesenviecher gewöhnt sind, würden es einer „Star Wars“-Serie sicherlich nicht verzeihen, wenn sie nur vor der immer gleichen Raumschiffkulisse spielt und die meiste Action außerhalb des Bildes passiert.

    Gleich in der ersten Folge „The Mandalorian“ gibt’s eine gigantische Kreatur zu sehen, eine Mischung aus Krokodil und Walross, die so auch in einem „Star Wars“-Kinofilm auftreten könnte – vielleicht müsste sie dazu nur noch einen kleinen Tacken besser animiert werden.

    Ähnliches gilt für die Reittiere der Folge, Kreuzungen aus Kuh und Piranha. Aber wichtiger als die Kreaturen sind eh die Orte. Und egal, ob der schweigsame Titelheld durch eine windige Eiswüste stapft oder über den staubigen Sandplaneten (der aussieht wie Tatooine, es aber entgegen unserer starken Vermutung doch nicht ist)  – die Natur ist hier so unwirtlich und der Look in den Innenräumen so abgenutzt wie im Kino.

    "The Mandalorian" ist ein Western

    Angeblich ließ Disney pro Folge mehr als zehn Millionen Dollar springen. Aber Showrunner Jon Favreau und die Regisseure der ersten beiden Episoden („The Clone Wars“-Macher Dave Filoni und „Dope“-Regisseur Rick Famuyiwa) wissen natürlich, dass der „Star Wars“-Look längst nicht nur eine Frage des Geldes ist. „The Mandalorian“ würde auch nach „Star Wars“ aussehen, wenn die Effekte schlechter wären – und wirkt dennoch nicht wie eine Kopie der Filme. Denn Jon Favreau hat eine waschechte Western-Serie gemacht!

    Das Western-Genre war für George Lucas bereits beim allerersten „Star Wars“-Film eine Inspiration – und wer will, sieht den Saloon in der Cantina und den Cowboy in Han Solo. Doch so offensichtlich nach Western wie in „The Mandalorian“ sah „Star Wars“ noch nie aus (nicht mal in „Solo: A Star Wars Story): Der Protagonist, der fünf Jahre nach „Star Wars 6: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ durch eine chaotische Welt streift, ist ein mysteriöser Kopfgeldjäger, der wenig sagt und schnell schießt.

    Gleich zu Beginn mischt er eine Bar auf – und das Titelthema von Komponist Ludwig Göransson (dessen Score für „Star Wars“-Verhältnisse ungewohnt elektronisch klingt) würde auch in die „Dollar“-Trilogie mit Clint Eastwood passen.

    Disney

    "The Mandalorian" ist rau

    Bestenfalls wird der Western-Look in „The Mandalorian“ keine Pose bleiben, kein bloßes Unterscheidungsmerkmal von anderen „Star Wars“-Geschichten. Nach den ersten zwei Episoden lässt sich das noch nicht ganz sicher sagen, da der Inhalt sehr vage bleibt und die Folgen so insgesamt eher wie ein Trailer für das weitere Geschehen wirken. Pedro Pascals (noch) namenloser Kopfgeldjäger vom in Clans zersplitterten Planeten Mandalore trägt gewiss eine schwere Vergangenheit auf den Schulterpanzern, so viel wird immerhin klar.

    Beim Überlebenskampf in gesetzlosen Zeiten haben die Verrohten bessere Chancen – und Raubeine scheint es in der Serie einige zu geben. Allen voran Werner Herzogs imperialer Kommandeur, der seine Sturmtruppler nach dem Zusammenbruch des Imperiums behalten hat und der allein schon wegen des einzigartig-pathetischen Duktus der deutschen Regielegende wirkt wie ein Mann, der zu allem bereit ist.

    Selbst der Haupt-Droide aus „The Mandalorian“, ein um die eigene Achse rotierender Kampfroboter namens IG-11, ist bei allem für eine solche „Star Wars“-Figur typischen Witz vor allem unheimlich: Er wird von Regisseur und Comedian Taika Waititi gesprochen und hat den lustigen Hang zur Selbstzerstörung – aber es bleibt kein Zweifel daran, dass auch er komplett skrupellos ist.

    So ganz rund aber läuft’s nicht

    Der Tonfall ist rau, der Western-Stil wird konsequent durchgezogen – doch ausgerechnet dann, wenn „The Mandalorian“ am „Star Wars“-typischsten ist, schwächelt besonders die Auftaktfolge. Die Filme sind strukturiert wie wilde Achterbahnfahrten: Es geht rasant durch die unterschiedlichsten Settings. Schlappe 39 Minuten Folgenlänge jedoch sind dafür zu wenig. Daher wirkt die Sequenz, als der Mandalorianer reiten lernt und anschließend auf eine beschwerliche Wüstenreise geht, seltsam widerstandslos.

    Oft ist bei Serien das Problem, dass Folgen zu lang sind, die „Mandalorian“-Premiere jedoch hätte ruhig noch 20 Minuten länger gehen können. Die zweite Episode ist mit einer Nettolaufzeit von nicht mal einer halben Stunde sogar noch kürzer. Es entsteht der Eindruck, weniger eine Serie zu gucken und mehr einen auseinandergeschnittenen Film – zumal im Unterschied zu anderen Serien die ganze Zeit über nur ein Handlungsstrang verfolgt wird, anstatt wie üblich zwischen mehreren Strängen hin- und herzuspringen.

    Nun müssen wir leider SPOILERN: Die lustige zweite Folge

    Hardcore-Fans schmunzeln in der ersten Episode über die zwei Anspielungen auf das grottenschlechte „Holiday Special“ von 1978 (die Waffe des Mandalorianers sowie die Erwähnung des Live Days). Alle Zuschauer aber brechen in ein kollektives „Ahhhhhhh“ aus, als zum Schluss der ersten Episode „Mandalorian“ gezeigt wird, welche Zielperson der Kopfgeldjäger eigentlich ausfindig machen soll:

    Ein (50 Jahre altes) Baby aus Yodas Spezies! Nach Yoda selbst sowie der „weiblichen Yoda“ Yaddle, die in „Star Wars 1: Die dunkle Bedrohung“ im Jedi-Rat sitzt, ist das Baby erst der dritte Vertreter dieser Art, den wir überhaupt zu sehen bekommen. Und in Folge 2 kommt der knuffige Knirps dann so richtig zur Geltung!

    Dieses erste handelnde „Star Wars“-Baby ist eine wunderbar witzige Mischung aus Bekanntem und Neuen: Yoda kennt jeder, aber einen Mini-Vertreter seiner (unbekannten) Art haben wir zuvor noch nie gesehen. Das ist einerseits verdammt kalkuliert, weil Babies nun mal meistens süß sind, andererseits halt aber auch sehr lustig:

    Wenn der grüne Gnom zweimal aus seinem Körbchen klettert, weil er den Mandalorianer heilen will, der dieses Vorhaben aber nicht kapiert und das Baby darum zurückträgt, dann ist das die Form von Humor, die wir in „Star Wars“ sehen wollen – und weit entfernt von den infantilen Gags der Prequel-Filme. Überhaupt geht’s in der zweiten „Mandalorian“-Episode ziemlich launig zu:

    Dank „Baby Yoda“ und dem Mandalorianer, der sich heftig mit aus „Star Wars 4“ bekannten, Technik-sammelnden Jawas anlegt, wird verhindert, dass sich die grimmige Stimmung der ersten Folge allzu weit ausbreitet.

    Fazit: Zwei kurze Episoden sind zu wenig, um über die Serie als Ganzes zu urteilen. Aber nach dem Auftakt zu „The Mandalorian wissen wir: Diesen verschrobenen „Star Wars“-Western wollen wir unbedingt zu Ende schauen!

    PS: Unsere Video-Redakteure Sebastian Gerdshikow und Lisa Oppermann haben ebenfalls in einem Video über die erste Folge von „The Mandalorian“ gesprochen. Viel Vergnügen mit ihrer launigen Analyse:

     

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