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    "Clickbait"-Macher verteidigt kontroverses Ende: Auch Corona hat Schuld am umstrittenen Twist
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Weil Hayao Miyazaki ihn träumen lässt, Sergio Leone ihm den Schweiß auf die Stirn treibt und Stanley Kubrick seinen Grips fordert: Dafür liebt Benjamin das Kino!

    Die aktuelle Netflix-Serie „Clickbait“ hat jede Menge Twists parat und gerade die finale Wendung ist kaum vorhersehbar. „Clickbait“-Schöpfer Tony Ayres verteidigt das (zu) überraschende Ende – einen Teil der Schuld gibt er aber auch der Pandemie.

    Netflix

    Wer den aktuellen Netflix-Hit „Clickbait“ noch nicht gesehen hat, sei hiermit vor heftigen Spoilern gewarnt! Denn natürlich können wir das Ende der Serie nur dann thematisieren, wenn wir auch über die Inhalte schreiben. Gerade „Clickbait“ lebt von seinen Überraschungen. So hat uns bereits der Trailer auf ein völlig falsche Fährte gelockt. Anstatt acht Folgen lang mit Nick (Adrian Grenier) mitzufiebern und uns zu fragen, ob er heil aus der Sache rauskommt, folgt die Antwort darauf schon in Episode 2, als seine Leiche gefunden wird.

    Doch damit nimmt die verzwickte, aus mehreren Perspektiven erzählte Mystery-Geschichte erst so richtig an Fahrt auf. Denn obwohl wir schon sehr früh erfahren, dass es Simon (Daniel Henshall) und Daryl (Jamie Timony) waren, die Nick entführt hatten, weil dieser angeblich am Selbstmord von Simons Schwester Sarah (Taylor Ferguson) Schuld war, ist lange nicht klar, ob die Vorwürfe an Nick, er würde Frauen belästigen, denn tatsächlich stimmen.

    Der große Twist am Ende von "Clickbait"

    Die durchaus überraschende Antwort erfahren wir in der letzten Episode. Nicht Nick hat sich online mit etlichen Frauen verabredet, sondern es war seine unscheinbare Arbeitskollegin Dawn (Becca Lish), die sich auf einer Online-Dating-Plattform als Nick ausgegeben hat und sogar so weit ging, eine Stimmenverstellungs-Software zu nutzen, um mit den Frauen zu telefonieren. Sie war es also, die Sarah letztendlich in den Tod trieb, auch wenn das nicht ihre Absicht war.

    Als Nick von seinen Entführern freigelassen wird, begibt er sich unmittelbar zu Dawns Haus, da ihm die Erkenntnis kam, dass nur sie die nötigen Informationen hatte, um seine Identität zu stehlen. Doch als er die Täterin zur Rede stellt, nähert sich ihr Ehemann Ed (Wally Dunn) von hinten und verpasst Nick eine tödliche Kopfverletzung. Da Ed erst im Serienfinale auftaucht, war es für das Publikum unmöglich vorherzusehen, dass er der Killer ist. Zumal allein schon der Twist, dass Dawn sich als Nick ausgegeben hat, kaum zu erraten war.

    Das "Clickbait"-Ende ist bewusst kontrovers

    Das überraschende Ende wird auf Internetplattformen wie Twitter und Reddit von einigen Fans gefeiert, andere halten den Twist jedoch für schlecht vorbereitet und sind daher enttäuscht. Im Interview mit Entertainment Weekly verriet Serienschöpfer Tony Ayres schon vor dem Netflix-Start, dass er mit kontroversen Meinungen rechnete: „Ich denke, die Leute werden es entweder lieben oder ihre Fernbedienung gegen den Fernseher schmeißen.“ Das hielt ihn aber nicht davon ab, seine Idee in die Tat umzusetzen:

    Ich war fasziniert von der Idee einer Frau, die sich komplett unsichtbar fühlt. Dawns Status macht sie unsichtbar: Sie ist eine ältere Frau aus der unteren Mittelschicht bzw. Arbeiterschicht. Sie ist niemand, den irgendjemand eines zweiten Blickes würdigen würde. Doch sie sehnt sich danach, sich sichtbar zu fühlen“

    Netflix

    Tony Ayres hatte einfach Lust, eine solche Geschichte zu erzählen, und seine Begründung für den Twist ergibt auch Sinn. Würde man Dawn von vornherein verdächtigen, wäre genau das verloren gegangen, was der Serienschöpfer zu vermitteln versuchte: Nämlich, dass Frauen wie Dawn in der Gesellschaft kaum beachtet werden.

    Der Serienmacher hat auch kein Problem damit, wenn das Ende kontrovers diskutiert wird, weshalb er scherzt: „Ich stehe dazu, warum wir es getan haben [...] Aber ich habe meinen Fahrradhelm auf, also bin ich bereit für die Reaktionen.“

    Doch auch Corona ist Schuld

    Allerdings gibt auch Ayres selbst zu, dass das Ende überraschender ausfiel als anfangs geplant. Denn ursprünglich sollte es besser vorbereitet werden, was die Corona-Pandemie jedoch verhinderte:

    „Um wirklich ehrlich zu sein: COVID hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir hatten eine neunmonatige Pause. Es gab Pläne, Dawn bereits in einer anderen, früheren Szene zu zeigen, um zumindest einen kleinen Hinweis zu geben [...] aber das wurde aufgrund von COVID unmöglich.

    Sicher hätte ein kleiner Hinweis in diese Richtung nicht geschadet, um dem Publikum auch eine realistische Chance zu geben, den Twist vorherzusagen. Doch manchmal sind eben auch höhere Mächte am Werk, die das Endprodukt entscheidend mitprägen, ohne dass wir als Zuschauerinnen und Zuschauer davon etwas mitbekommen.

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