Mein Konto
    TV-Tipp: Ein kraftvolles, bitter-berührendes Meisterstück, das passenderweise gegen "Parasite" bei den Oscars angetreten ist
    Christoph Petersen
    Christoph Petersen
    -Chefredakteur
    Hat im letzten Jahr mehr als 900 Filme gesehen - und jede Minute davon genossen, selbst wenn der Film gerade nicht so gut war.

    Der WDR zeigt heute Abend ab 23.15 Uhr zum ersten Mal „Corpus Christi“ im Free-TV – und wenn ihr nicht so lange wach bleiben wollt, gibt es den oscarnominierten Film auch auf Amazon Prime Video.

    Arsenal Filmverleih

    Es war so klar wie Kloßbrühe, dass „Parasite“ bei der Oscarverleihung 2020 den Oscar für den Besten internationalen Film absahnen würde – und dann kamen ja auch noch die Goldstatuen für das Beste Originaldrehbuch, den Besten Regisseur und den Besten Film dazu. Ja, es war ein Wendepunkt in der Geschichte der Academy Awards – statt klassischer Oscarkost war plötzlich eine saucoole, südkoreanische Thriller-Satire der Abräumer des Abends.

    ›› Frühe Black Friday Angebote bei Amazon*

    Aber gerade in der Kategorie Bester internationaler Film hatte „Parasite“ durchaus hochkarätige und wirklich sehenswerte Konkurrenz, die in seinem Schatten zu Unrecht ein wenig untergegangen ist. So zum Beispiel auch der polnische Beitrag „Corpus Christi“, der auf einer wahren Begebenheit beruht, die sich eigentlich für eine handelsübliche Wohlfühl-Komödie von der Stange anbietet, aber unter der Regie von Jan Komasa einen unglaublichen Punch entwickelt.

    Am heutigen Donnerstagabend zeigt der WDR „Corpus Christi“ ab 23.15 Uhr zum ersten Mal im deutschen Free-TV – und alternativ gibt es den Film auch im Abo von Amazon Prime Video*.

    Darum geht’s in „Corpus Christi“: Der straffällige Daniel (Bartosz Bielenia) soll nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis eine Stelle in einem Sägewerk antreten. Aber darauf hat er nun gar keinen Bock, denn eigentlich strebt er ein katholisches Amt an – dass ihm nun aufgrund seiner Vorstrafe allerdings für immer verwehrt bleiben wird. Doch dann gibt sich Daniel vor Ort in der Provinz – zunächst nur aus Spaß – als Mann Gottes aus und übernimmt schließlich sogar das Amt des örtlichen Priesters.

    Mit seinen offenen und ehrlichen Worten begeistert er die Kirchengänger*innen. Zugleich macht er sich aber auch den einflussreichen Sägewerk-Betreiber Walkiewicz (Leszek Lichota) zum Feind, weil der neue „Priester“ die katholische Lehre eben nicht länger so auslegt, wie es den Reichen für ihre Machenschaften am besten in den Kram passt...

    Nicht gegen den Glauben, sondern gegen die Verlogenheit

    Darum ist „Corpus Christi“ absolut sehenswert: Auch wenn dieser Stoff doch regelrecht nach einer erbauenden Boulevard-Komödie schreit, stößt „Corpus Christi“ dabei so viel tiefer vor und ist so viel weniger harmlos als die allermeisten Vertreter dieses sonst so zahnlosen Genres. Wie Bong Joon Ho bei „Parasite“ bedient sich auch Jan Komasa des Mittels des Humors, um mit erbitterter Ernsthaftigkeit gnadenlose Gesellschaftskritik zu üben.

    Dabei ist „Corpus Christi“ – in der heutigen Zeit ja durchaus überraschend – gar keine Abrechnung mit der Kirche. Vielmehr ist Daniel ja das perfekte Beispiel dafür, welche positiven Auswirkungen die Institution auch haben könnte, wenn dort oben nur jemand predigen würde, der tatsächlich selbstlos, gütig und offen ist. Kein bloßes Lippenbekenntnis, sondern ein kraftvolles Plädoyer für mehr Menschlichkeit, das seine Message mit einem mächtigen Schlag in die Magengrube verbindet.

    Corpus Christi

    *Bei den Links zum Angebot von Amazon handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diese Links erhalten wir eine Provision.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top