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    "Scream 5" ist der Horrorfilm, auf den "Star Wars 8"-Fans wie ich gewartet haben
    Tobias Mayer
    Tobias Mayer
    -Redakteur
    Tobias mag das Horrorkino in seiner ganzen blutigen oder unblutigen Vielfalt, von „Nosferatu“ über die Hammer-Filme bis hin zu „Conjuring“.

    In den vergangenen fünf Jahren haben sich manche Fans im Internet von ihrer bisher hässlichsten Seite gezeigt – auch, (aber längst nicht nur) im Zusammenhang von „Star Wars 8“. „Scream 5“ verarbeitet toxische Fan-Kultur zum blutigen Horror-Gemetzel.

    2015 Lucasfilm Ltd. & ™, All Rights Reserved. / John Wilson / Paramount Pictures Germany

    +++ Meinung (mit leichten Spoilern von Anfang an und großen Spoilern am Ende) +++

    Der Begriff „Fan“ hängt im Englischen mit dem Wort „fanatic“ zusammen, das „eifernd, sich rücksichtslos einsetzend“ oder „schwärmerisch“ bedeutet. Es schwingt etwas Extremes mit, potentiell Zerstörerisches, dennoch war der Begriff jahrelang positiv konnotiert: Man mag Fans mit Unverständnis begegnet sein, vielleicht sah man sie als Spinner*innen, aber es war doch auch schön, wie sich Menschen einer erfundenen Geschichte mit so einer leidenschaftlichen Hingabe widmeten, dass sie kostümiert zur Mitternachtspremiere eines neuen „Star Wars“-Films erschienen und sich die Nacht um die Ohren hauten, um den neuen Film auf jeden Fall als erste zu schauen.

    Längst aber hat der Begriff „Fan“ seine Unschuld verloren. Das lässt sich an unterschiedlichen Beispielen zeigen, ich möchte mich in diesem Artikel auf die „Star Wars“-Fankultur beschränken, die im neuen „Scream“ adressiert wird. Ich würde sagen, dass ich nach wie vor ein „Star Wars“-Fan bin, aber ich bewege mich im Internet nur noch ungerne unter anderen Fans. Längst nicht alle, aber leider zu viele von ihnen haben Diskussionen vergiftet und der Austausch über den „Krieg der Sterne“ ist zum Grabenkampf unterschiedlicher Fraktionen verkommen.

    Die in Sozialen Netzwerken und Foren geführte Auseinandersetzung über Rian Johnsons „Star Wars 8: Die letzten Jedi“ war 2017 und 2018 der bisherige, traurige Höhepunkt dieser Entwicklung. Besitzansprüche mancher Fans, vorgetragen in aggressivem Tonfall, formten sich zu einem Shitstorm, von dem sich das Franchise bis heute nicht erholt hat.

    "Stab 8" vom "Knives Out"-Regisseur

    In den „Scream“-Filmen gibt es eine fiktive Slasher-Reihe namens „Stab“ und in „Scream 5“ lernen wir, dass ausgerechnet „Stab 8“ für den größten Aufschrei gesorgt hat: Der Film habe nichts mehr mit dem Original zu tun und das Franchise ruiniert. Verantwortlich dafür ist der „Knives Out“-Regisseur, wird an einer Stelle von „Scream 5“ gesagt. Rian Johnsons Name fällt nicht direkt, die Verbindung zu „Star Wars 8“ ergibt sich aber auch so.

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    Gegen „Star Wars 8“-Regisseur Rian Johnson richtete sich seit 2017 ein Großteil der Kritik am Film, der den vormaligen Helden Luke Skywalker als verbitterten alten Mann zeigt, teilweise – man muss es leider so hart sagen – wurde der sympathische Johnson sogar zum Hassobjekt. Mit seinen inhaltlichen Entscheidungen habe „Ruin Johnson“ die Saga ruiniert, hieß es. Der Begriff „Fan“ geht ursprünglich auf das lateinische Wort „Fanaticus“ zurück, „von der Gottheit ergriffen“ bedeutet es – und tatsächlich nahm die Verteidigungshaltung mancher Fans gegenüber der Saga sowie die vehemente Ablehnung des Films „Die letzten Jedi“ und der Person Rian Johnson fundamentalistisch-religiöse Züge an: Johnson hatte demnach ein Heiligtum entweiht.

    Sakrileg!

    Mir liegt es fern, Kritik an „Star Wars 8“ oder Rian Johnson pauschal als fundamentalistisch oder toxisch zu bezeichnen. Ich hatte viele interessante Diskussionen über den Film, den ich sehr mag, meine eigene Haltung hat sich dabei verändert: Ich verstehe heute zum Beispiel besser als früher, warum es manchen Fans nicht gefällt, wie Luke in diesem Film dargestellt wird. Ich verstehe darüber hinaus auch besser als früher, was Zuschauer*innen an der insgesamt nostalgisch ausgerichteten neuen „Star Wars“-Trilogie stört. Das Problem mit toxischer Fankultur besteht aber weniger in der eigentlichen Kritik, es hat mit ihrer zerstörerischen Absicht zu tun – und das macht „Scream 5“ mit seinem zentralen Twist sehr deutlich.

    +++ Achtung, es folgen SPOILER zum Ende von „Scream 5“ +++

    Viele der YouTube-Videos, Podcasts und Beiträge, in denen über „Star Wars 8“ geschimpft wird, sind in ihrer Stoßrichtung zerstörerisch. Das Ziel besteht nicht alleine in einer kritischen Auseinandersetzung mit einem – kritikwürdigen! - Film, sondern in seiner Ausradierung. Man möchte ihn vergessen, wünscht sich eine Rückkehr zum Urzustand und spielt teilweise allen Ernstes mit dem Gedanken, dass Lucasfilm auf die Idee kommen könnte, „Star Wars 8“ aus dem Kanon zu werfen.

    Folgerichtig belassen es die „Scream 5“-Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett nicht bei einer kleinen Anspielung auf die Aufregung rund um „Stab 8 / Star Wars 8“: Stattdessen offenbaren sie die beiden Killer Amber (Mikey Madison) und Richie (Jack Quaid) als toxische Fans, die mit ihren bestialischen Morden die Vorlage zu einem neuen „Stab“-Film liefern wollen, der endlich wieder so ist, wie der alte.

    Der Killer und die Killerin wollen Sam (Melissa Barrera) als Mörderin hinstellen, damit sie es auch in der Verfilmung sein wird, schließlich ist sie ja die Tochter des früheren Killers Billy und liefert damit einen perfekten Anschluss ans Original. Amber und Richie sind also die wandelnden Horrorfilm-Metaphern für all diejenigen Fans, die auf ihrer Mission zur Bewahrung des Originals durchs Internet wüten und bestenfalls nur schlechte Stimmung verbreiten, schlechtestenfalls beleidigend und belästigend werden.

    „Scream 5“ hält ihnen im Kino den Spiegel vor, manch einer mag das als Provokation empfinden. Die Filmkunst selbst geht mit „Scream 5“ zum Gegenangriff über. Das mag nicht unbedingt zur Befriedung des Online-Diskurses beitragen, aber dieser Film musste nach dem ganzen Radau jetzt einfach mal sein.

    "Scream 5" im Podcast: Lohnt sich das blutige Horror-Revival?

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