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    Vergesst Netflix & Amazon Prime: Die beste Serie aller Zeiten läuft woanders!
    Oliver Kube
    Oliver Kube
    -Freier Autor und Kritiker
    Oliver Kube ist seit den 1990ern als Journalist/Kritiker in Sachen Film, TV, Musik, Literatur & Technik tätig. Für FILMSTARTS schreibt er seit 2018.

    Dieses preisgekrönte Crime-Meisterwerk bietet brillante Skripts, Kinofilm-Optik sowie Top-Darsteller. Wir bei FILMSTARTS halten „The Wire“ für die beste Serie aller Zeiten. Zu sehen ist sie nicht bei Netflix, Disney+ oder Amazon, sondern bei WOW.

    „The Wire“ ist eine niederschmetternd authentische Mixtur aus packendem Thriller, bewegendem Charakterdrama und beißender Gesellschaftskritik. Die Serie wurde vom ehemaligen Polizeireporter David Simon für den US-Pay-TV-Sender HBO („Die Sopranos“, „Game Of Thrones“) erdacht, entwickelt und produziert.

    Seit dem Ende von „The Wire“ im Jahre 2008 sorgt Simon weiterhin mit hervorragenden Titeln wie „Generation Kill“, „Treme“, „Show Me A Hero“, „The Deuce“ oder zuletzt „The Plot Against America“ für das Publikum intellektuell herausfordernde TV-Unterhaltung. Trotzdem ist und bleibt „The Wire“ sein absolutes Meisterstück. Auch Jahre nachdem ich die Serie zum ersten Mal gesehen habe, denke ich immer noch gelegentlich über einzelne Handlungsstränge nach und bin fasziniert von der geschickten Verwebung aus spannender Fiktion und trauriger Realität.

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    Wer sich mal in einer US-Großstadt abseits der Touristen-Attraktionen, der schicken Reichenviertel oder der aufgeräumten Business-Quartiere umschaut, wird erkennen, dass das Gefälle zwischen Arm und Reich dort noch deutlich krasser ist als hierzulande. Das Ergebnis des einst großspurig angekündigten, aber bald nur aus zynischen PR-Zwecken geführten „War On Drugs“ der Regierung sieht nämlich in der Regel so aus: Der Staat und seine oft korrupten regionalen Autoritäten überlassen die Schwachen der Gesellschaft nahezu sich selbst. Kriminalität, speziell der Drogenhandel, wird offen ausgelebt und es regiert in vielen Gegenden allein das Recht des Stärkeren beziehungsweise des Rücksichtsloseren. Ganz genau so wie in „The Wire“ dargestellt.

    Die Serie fängt dieses Phänomen erschütternd realistisch ein. Dabei werden sowohl die wenigen engagiert gegen die Zustände ankämpfenden Polizist*innen, Politiker*innen, Anwält*innen, Sozialarbeiter*innen, Journalist*innen, Lehrer*innen oder Privatpersonen, aber auch die meist keine andere Lebensweise kennenden Gangster*innen und Junkies als greifbare, charakterlich vielschichtige Menschen porträtiert. Die Zuschauer*innen können sich mit diversen, oft extrem unterschiedlichen Figuren identifizieren. Gerade das macht für mich den besonderen Reiz von „The Wire" aus.

    Aktuell sind alle 60 Episoden von „The Wire“ im Flatrate-Abo von WOW (ehemals Sky Ticket) enthalten. Bevor ihr euch also in die nächste mittelmäßige Netflix-Serie stürzt, die vom Streaming-Dienst mit allen Mitteln gepusht wird, schaut doch lieber mal bei WOW vorbei und holt diesen brillanten Meilenstein der TV-Geschichte nach:

    Die Serie kann aber auch auf DVD* und Blu-ray* beziehungsweise bei anderen Streaming-Anbietern wie etwa Amazon Prime als kostenpflichtiges Video-on-Demand* erworben werden.

    HBO
    Wendell Pierce (l.) und Dominic West in "The Wire".

    Darum geht es in "The Wire" auf WOW

    Baltimore, kurz nach der Jahrtausendwende: Gewaltverbrechen und der Drogenhandel befinden sich in den urbanen Brennpunkten auf einem nie zuvor erreichten Hoch. Die Behörden schauen größtenteils einfach weg. Glauben die Offiziellen doch längst nicht mehr daran, dass sie die aus dem Ruder gelaufene Situation wieder in den Griff bekommen können.

    Dank seiner Hartnäckigkeit gelingt es dem idealistischen Detective Jimmy McNulty (Dominic West) dennoch, aus Vertreter*innen der Mordkommission sowie der Rauschgiftfahndung eine Sondereinheit zu bilden. Die ist dem mächtigen Major Rawls (John Doman) allerdings ein Dorn im Auge und es gibt von oben keine Unterstützung. So sind neben McNultys wenigen Vertrauten (u. a. Wendell Pierce) nur Beamt*innen dabei, mit denen sonst niemand im Department arbeiten will (Clarke PetersSonja Sohn etc.).

    Das erste Ziel der Cops ist die extrem effizient zu Werke gehende Organisation von Drogenboss Avon Barksdale (Wood Harris) und dessen hochintelligentem Partner Stringer Bell (Idris Elba). Mit Pager- und Telefonüberwachung wollen McNulty & Co. dem Duo auf die Schliche kommen, ahnen aber nicht, zu welch gewissenlosem Verhalten dieses fähig ist…

    HBO
    Idris Elba in "The Wire".

    Was "The Wire" so großartig macht

    Im Gegensatz zu ungefähr zeitgleich angelaufenen TV-Krimi-Hits wie den „CSI“-Shows, „Criminal Minds“ oder den diversen „Law & Order“-Ablegern gibt es hier keine plumpe Unterteilung in Schwarz und Weiß beziehungsweise Gut und Böse. Sämtliche Figuren bewegen sich in allen möglichen Schattierungen von Grau. Wir haben zwar Dealer*innen und Mörder*innen auf der einen und Cops auf der anderen Seite. Aber sie alle werden mit unterschiedlichen Facetten gezeigt. Der eigentliche Bösewicht der Serie ist das politische und gesellschaftliche System, das eine solche Welt überhaupt zulässt – das wird im Laufe der Folgen sonnenklar.

    Ein wichtiger Faktor für die Glaubwürdigkeit der Serie ist die Entscheidung der Produzent*innen, keine bekannten Gesichter zu casten. So können Charaktere entwickelt werden, an die das Publikum aufgrund ihrer Darsteller*innen nicht von vornherein bereits eine gewisse Erwartungshaltung hat. Diversen heute bestens etablierten Stars wie Idris Elba („Thor 1 - 3“, „The Suicide Squad“) und Michael B. Jordan („Creed“, „Black Panther“), aber auch Dominic West („300“, „The Crown“), Lance Reddick aus der „John Wick“-Reihe, Seth Gilliam („The Walking Dead“), Jamie Hector („Bosch“) und nicht zuletzt dem leider viel zu früh verstorbenen Michael K. Williams („Boardwalk Empire“) ist hier der große Durchbruch gelungen.

    Zudem ist die Machart der Serie einfach meisterhaft. Die dreckige, raue Optik fühlt sich fast schon bedrückend echt an. Eine die Vorkommnisse abfedernde Distanz gibt es nicht. Die Kamera – und damit das Publikum – ist immer hautnah dabei, wenn jemand verletzt oder getötet wird, sich Drogen spritzt oder psychische Qualen durchlebt. Die Dialoge sind teilweise durchaus philosophischer Natur, dann wieder direkt und realistisch derb – Dinge werden klar ausgesprochen. Und ganz wichtig: Die Autor*innen nehmen sich Zeit, ihre unvergesslichen Figuren und Storys in echter Slowburn-Manier zu entwickeln. Alle fünf Staffeln erzählen in sich abgeschlossene Geschichten. Zusammen ergeben sie aber eine absolut runde, höchst befriedigende Gesamt-Story.

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    Dies ist eine aktualisierte Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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