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    Ist Baby Yoda nur geklaut? Kult-Regisseur wirft "Star Wars"-Machern schamlosen Diebstahl vor
    Benjamin Hecht
    Benjamin Hecht
    -Redakteur
    Liebt Episode I-VI, „Clone Wars“ und „The Mandalorian“. Die Sequel-Trilogie war für „Star Wars“-Fan Benjamin aber eine riesige Enttäuschung.

    Er ist der eigentliche Star der Disney+-Serie „The Mandalorian“ und der vielleicht größte Geniestreich, den „Star Wars“ in den letzten 15 Jahren hervorgebracht hat: Baby Yoda alias Grogu. Doch das ist alles nur geklaut, sagt der „Gremlins“-Regisseur.

    Disney+

    Seit Disney die Herrschaft über die „Star Wars“-Galaxis hat, gab es viele kontroverse Entscheidungen. Ob Sequel-Trilogie oder „Obi-Wan“-Serie auf Disney+: Fans sehen neuen Entwicklungen in ihrem liebsten Franchise immer besonders kritisch und sind auch schnell dabei, heftige Kritik zu üben. Doch wenn es ein „Star Wars“-Produkt gibt, das in der Disney-Ära einstimmig gefeiert wurde, dann ist es „The Mandalorian“, was zum einen an der behelmten Hauptfigur, aber vielleicht sogar noch mehr an seinem grünen Begleiter liegt. Baby Yoda a.k.a. Grogu hat die Herzen der ganzen Welt erobert, egal ob Kinder, Hardcore-Fans oder Gelegenheitsgucker. Doch basiert der Erfolg auf einem geklauten Design?

    "Gremlins"-Regisseur hält Grogu-Design für "komplett gestohlen"

    Mit den beiden „Gremlins“-Abenteuern hat Joe Dante zwei der gefeiertsten Kultfilme der 80er- und 90er abgeliefert. Grund für den Erfolg ist unter anderem das herausragende Design der knuffigen Wesen, die sich in grauenvolle Monster verwandeln, wenn man sie nach Mitternacht füttert. Das sieht auch Dante selbst so, der dem San Francisco Chronicle (via TV Line) ein Interview gegeben hat, dabei auf das Erfolgsrezept seiner „Gremlins“-Filme einging und die Brücke zu „The Mandalorian“ schlug:

    „Ich glaube die Langlebigkeit [dieser Filme] ist vor allem auf diese eine Figur [Gizmo] zurückzuführen, die im Prinzip ein Baby ist. Das bringt mich zu Baby Yoda, der komplett gestohlen und von vorne bis hinten kopiert ist. Schamlos, denke ich.“ Heftige Vorwürfe des Kult-Regisseurs, aber wenn man sich Gizmo und Grogu mal nebeneinander ansieht, wird klar, vorher seine Überzeugung stammt:

    Warner Home Video / Disney+

    Die Ähnlichkeiten zwischen Gizmo und Grogu sind wirklich unverkennbar. Baby Yoda ist dasselbe in Grün, könnte man sagen. Ansonsten besteht der größte Unterschied zwischen den beiden Wesen wohl in Grogus skeptischer Schnute im Vergleich zu Gizmos freundlicherer Mundpartie. Wer die „Gremlins“-Filme und „The Mandalorian“ kennt, weiß außerdem, dass sich auch das Verhalten der beiden Kreaturen schon stark ähnelt. Doch trotz aller Gemeinsamkeiten: Sind die Vorwürfe wirklich berechtigt?

    Zufall oder bewusste Kopie der "Star Wars"-Macher?

    Der Autor dieser Zeilen war Ende Mai auf der Star Wars Celebration in Kalifornien und wohnte auch einem Panel bei, auf dem „Star Wars“-Chefdesigner Doug Chiang über den kreativen Prozess beim Set- und Figurendesign von „The Mandalorian“ sprach. Dabei ging Chiang auch intensiv auf die Erschaffung Grogus ein und eines ist sicher: Baby Yoda war jedenfalls nicht von Anfang an als Gizmo-Klon geplant.

    Dafür richteten sie die ersten Entwürfe wirklich zu sehr danach, eine tatsächliche Baby-Version von Yoda zu kreieren, der allein durch seinen Kopf und seine Ohrenform schon einige Ähnlichkeiten mit dem flauschigen „Gremlins“-Star hat. Hier eine Übersicht über einige der frühen Designs, die Chiang auf der Messe zeigte:

    Das Problem dieses Ansatzes war es jedoch, das Grogu einfach immer ziemlich seltsam aussah. Man wollte aber den perfekten Spagat zwischen „hässlich und süß“ schaffen, wie Chiang betonte. Nach unzähligen Versuchen habe man dann irgendwann letztendlich ins Schwarze getroffen und das Design, das wir nun kennen und lieben, war geboren. Gizmo erwähnte der „Star Wars“-Designer jedoch nicht. Dennoch können wir uns gut vorstellen, dass der Mogwai irgendwann doch (bewusst oder unbewusst) in die Gestaltung Grogus einfloss. Das wäre aber auch gar nicht verwerflich.

    +++ Meinung +++

    Sich von anderen Werken inspirieren zu lassen, ist Grundbestandteil jedes kreativen Schaffensprozesses. So funktioniert Kunst, so funktioniert Kino und so funktioniert „Star Wars“. Schon immer. Seit George Lucas seine Vision hatte, eine Flash-Gordon-artige Space-Opera ins Kino zu bringen und sich dabei von Filmklassikern wie Akira Kurosawas „Die verborgene Festung“, David Leans „Lawrence von Arabien“ und Stanley Kubricks „2001“ leiten ließ, ist die Sternensaga ein Konglomerat verschiedener Einflüsse: Hier trifft die Spiritualität des Taoismus auf den Guerilla-Krieg der Vietcong auf Lucas' Liebe zu schnellen Autos und eben auch auf jede Menge popkultureller Referenzen.

    Ob etwas einfach nur geklaut ist oder als Inspirationsquelle genutzt wurde, hängt letztlich davon ab, ob aus den einzelnen Versatzstücken etwas Neues geschaffen wurde, das seine eigenen für sich stehenden Qualitäten aufweist. Ja: Grogu ist eine Art Gizmo, aber in einem völlig anderen Setting und mit der ein oder anderen Variation, die ihn zu einem eigenständigen Charakter macht.

    Sollten solche Ähnlichkeiten zu anderen Werken der Popkultur überhaupt nicht mehr erlaubt sein, dann könnten wir uns von einigen der beliebtesten Film- und Serienfranchises überhaupt verabschieden: Von „Star Wars“ über „Stranger Things“ bis hin zu allem, was Quentin Tarantino in seiner Karriere jemals kreiert hat.

    Wir haben erste Szenen zu "The Mandalorian" Staffel 3 gesehen: So geht es mit Mando & Baby Yoda weiter!
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