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    Heute im TV: Dieser abgefahrene Sci-Fi-Horror-Geheimtipp stammt von einem Regie-Meister – und ist dennoch viel zu unbekannt!
    Sidney Schering
    Sidney Schering
    -Freier Autor und Kritiker
    Sein erster Kinofilm war Disneys „Aladdin“. Schon in der Grundschule las er Kino-Sachbücher und baute sich parallel dazu eine Film-Sammlung auf. Klar, dass er irgendwann hier landen musste.

    In „Teufelskreis Alpha“ treffen krachende Action-Thrills auf „X-Men“- und garstig-blutige „Carrie“-Vibes – inszeniert vom „Mission: Impossible“-Regisseur Brian De Palma und untermalt von einem der besten John-Williams-Scores!

    +++ Meinung +++

    Ein Film, der wie ein Agenten-Actionthriller beginnt, mutiert zu einem Sci-Fi-Film über ein Institut, in dem Teenager mit absonderlichen Kräften beigebracht bekommen, wie sie mit ihnen umzugehen haben. Nach und nach sickern starke Horrorelemente in die Geschichte, bis sie mit einem erstklassigen Knalleffekt auf ihrem Höhepunkt endet. All das inszeniert von Brian De Palma, der seine Liebe für hitchcockeske Suspense mit reißerischer Action und siffigem Genrespaß vermengt. Klingt wie ein feuchter Filmtraum – ist aber echt.

    Echt – und echt unbekannt! Obwohl „Teufelskreis Alpha“ im Zuge des großen Erfolgs von „Carrie“ veröffentlicht wurde, ging der Genremix relativ unter. Und im Gegensatz zu vielen anderen einst nicht ausreichend gewürdigten, harten Genrevergnügen hat dieser Sci-Fi-Horror bislang keine nennenswerte Welle der Wiederentdeckung mitgemacht. Heute Abend, am 3. Oktober 2022, zeigt Arte „Teufelskreis Alpha“ ab 22.10 Uhr, außerdem ist der Film auf Disney+ zu finden.

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    "Teufelskreis Alpha": Ein De-Palma-Fest

    Der ehemalige Geheimdienstagent Peter Sandza (Kirk Douglas) plant, seinen Sohn Robin (Andrew Stevens) auf ein Internat für Kinder mit besonderen Fähigkeiten zu schicken. Was Peter nicht weiß, ist, dass sein Geheimdienstkollege Ben Childress (John Cassavetes) ein Programm überwacht, mit dem diese paranormalen Teenager zu wandelnden Waffen geformt werden. Damit Peter ihm nicht auf die Schliche kommen kann, versucht Childress seinen langjährigen Partner bei einem Anschlag zu töten. Peter kommt zwar mit seinem Leben davon, sein Sohn wird aber entführt. Also kontaktiert Peter die junge Gillian (Amy Irving) – und somit ein vielversprechendes Medium. Als sie eine telepathische Verbindung zu Robin herstellt, bekommt sie zu spüren, wie sehr Robin aufgrund seines mächtigen Potentials gequält wird...

    So gut wie nie zuvor: Einer der besten Gangsterfilme bekommt sein heiß erwartetes Heimkino-Upgrade

    Ein Misserfolg war „Teufelskreis Alpha“ nicht. Aber mit Einnahmen von 24 Millionen Dollar weltweit und keiner erwähnenswerten Kultverehrung auf VHS und DVD lässt sich De Palmas Adaption eines John-Farris-Romans guten Gewissens als wenig beachtet bezeichnen. Eine kuriose Sache, denn hier finden mehrere Seiten des Regiemeisters De Palma gekonnt zusammen: Er lässt es im Auftakt, der glatt wie aus einem knalligen Spionage-Actionthriller wirkt, ordentlich krachen. Inszenatorisch verweilt De Palma im Mittelteil wiederum über weite Strecken in seinem eleganten Modus der stilvollen Hitchcock-Suspense.

    Und dann gibt es mehrere Passagen, in denen der schmierige, einem größeren Publikum grinsend-geifernd B-Kino-Exploitation präsentierende De Palma ausbricht – sei es durch ironisch zelebrierte Einschübe des Schreckens oder mit selbstgefällig-ausgedehnten Momenten voller Blut und Ekel. Und in Momenten, in denen er seinen Stilwillen so getragen übermittelt, dass es zum verdienten, gewitzten Selbstzweck verkommt. Ein De-Palma-Best-of quasi, bloß ohne die sexuelle Schaulust, die De Palma in seiner Karriere zwischenzeitlich an den Tag gelegt hat. Dafür gibt es eine toll konstruierte, minutenlange Zeitlupensequenz!

    Konsequenterweise spielt der Cast getragen auf, ohne aber mit forcierter Ironie den Tonfall zum Kippen zu bringen: Kirk Douglas ackert sich packend durch Groschenroman-Gebanntheit, John Cassavetes und Andrew Stevens kauen sich durch die Szenerie und Amy Irving ist sozusagen Carries verschollene Schwester mit größerem Selbstvertrauen. Zusammengehalten wird dieser prototypische „X-Men“-Grindhouse-Film von langen, schwebenden Kamerafahrten durch markant ausgestattete Schauplätze (die Tapeten in diesem Film sind ein herrlicher Albtraum für sich) und Komponist John Williams, der sich in Hochform präsentiert.

    Williams' Musik zu „Teufelskreis Alpha“ ist zwar längst nicht so berühmt wie die Scores zu „Star Wars“ oder „Indiana Jones“, gehört qualitativ aber in denselben Pantheon: Eine vibrierende Klangwelt, die die ganze emotionale Klaviatur bedient, behände Leitmotive aufbaut und eine einzige große Verneigung des meisterlichen John Williams vor dem ebenso meisterlichen Bernard Herrmann darstellt. Selten klangen Horrorfilme so prächtig!

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