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    German Crime Story: Gefesselt
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    3,4
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    Christian Alexander Z.
    Christian Alexander Z.

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    Serienkritik
    5,0
    Veröffentlicht am 20. Januar 2023
    So muss eine packende Serie sein! Wohl-balancierte True Crime Serie die wirklich unter die Haut geht. Treffender Cast, unaufdringlich korrekt in Szene gesetzt und sehr spannend. So waren die 80er und 90er Jahre. Auch wenn die Handlung unbeschreiblich Grausamkeiten enthält, so wird hier nicht mit Schock- oder Ekelbildern vordergründig auf Effekt gesetzt. Das Grauen spricht aus den unfassbaren "Einlassungen" das Täters. Sehr empfehlenswert!
    Streaming-Kati
    Streaming-Kati

    92 Kritiken User folgen

    Serienkritik
    4,0
    Veröffentlicht am 4. August 2023
    Die düstere Serie "German Crime Story" erzählt die brutale Geschichte des Säurefassmörders und hat es in sich.

    Raik Doormann führt ein gutbürgerliches Leben in einer Wohnsiedlung am nordöstlichen Rand von Hamburg. Er ist verheiratet und hat einen Sohn. Doch hinter den Fassaden seines typisch deutschen Reihenhauses verbirgt sich eine düstere Seite. Der Zuschauer wird immer tiefer in die Abgründe von Doormanns Seele als auch in die Tiefen seines Hauses gezogen. Insbesondere sein selbstgebauter Atomschutzbunker spielt eine zentrale Rolle, dort führt er seine grausamen Taten aus.

    Im Mittelpunkt steht der grausame manipulative Charakter von Raik Doormann, der eine extrem sadomasochistische Neigung besitzt und zugleich ein chauvinistischer Narzisst ist. Oliver Masucci verleiht der Figur von Doormann eine unheimliche Stimme, die die Sprüche der Figur noch abstoßender wirken lässt. Mal säuselnd verführerisch, mal mit deutlich hanseatischem Zungenschlag. Doch immer wieder bemüht er sich, kumpelhaft und jovial zu wirken, als suche er den Applaus anderer Frauenfeinde. Er gibt sogar kleine Schwächen zu, wie zum Beispiel seine sadomasochistischen Neigungen. Doch all dies ist nur ein geschicktes Ablenkungsmanöver, um von seinen grausamen Morden abzulenken. Eine erklärende Psycho-Analyse seines Charakters erfolgt in der Handlung erfreulicherweise kaum. Der Zuschauer darf sich selbst ein Bild machen. Oliver Masucci verkörpert den schmierigen Kauz auf äußerst überzeugende Weise, und auch der restliche Cast liefert eine ebenso glaubwürdige Performances ab.
    Dieser Charakter ist Faszinationsgestalt und Würstchen zugleich. Es ist vor allem die Präsenz und das schauspielerische Talent von Oliver Masucci, die einen in den Bann ziehen. Das Verhalten der Figur hingegen, mit ihren manipulativen Lügen, egozentrischen Ausreden und barbarischen Taten, ist dreist und perfide.

    Neben allen Folterqualen, steht hier auch der schlechte Umgang von Männern mit Frauen im Vordergrund. Wenn ein Opfer während der Gerichtsverhandlung vorgeführt, ausgelacht und ins Lächerliche gezogen wird, Doormann sein Opfer direkt anspricht und behauptet, dass das alles einvernehmlich war und das Opfer es so wollte, bleibt einem das im Halse stecken.
    Wenn Doormann die Frage stellt “Ist Frausein wie Behindertsein?”, verspürt man als Zuschauerin für diesen Mann nur noch Abscheu, Ekel und durchaus auch den Drang, laut gegen diese frauenverachtende Haltung anzuschreien.

    Dem empathielosen Menschenfänger wird eine junge Kommissarin gegenübergestellt. Nela Langenbeck (Angelina Häntsch) ist Kommissarin bei der Polizei Hamburg und kämpft nicht nur gegen das Verbrechen, sondern auch gegen die frauenfeindlichen Strukturen des Polizei-Apparats der 90er-Jahre. Das Arbeitsumfeld von Kommisarin Nela Langenbeck ist toxisch und es dauert lange bis sie Unterstützung findet. Sie ist die einzige die dem Opfer zuhört und alles in Bewegung setzt ihn hinter Gitter zu bekommen.

    Um diesem vermeintlich harmlosen Maulhelden die Maske des kleinbürgerlichen Filous zu entlarven, ist es unumgänglich, das Grauen und die Ekelbilder zu sehen. Sowohl dramaturgisch als auch filmästhetisch bewegt sich "Gefesselt" auf einem herausragenden Niveau und braucht sich nicht hinter „Dahmer“ zu verstecken. Trotz des bekannten Ausgangs gelingt es der Serie, den Zuschauer über die gesamten sechs Folgen hinweg zu fesseln.

    Die Erzählstruktur in verschiedenen Zeitebenen, empfand ich teils nicht so glücklich gewählt. Die künstlerischen Stilmittel, beispielsweise der gelbliche Farbfilter, der stets für eine gewisse Retro-Optik und gleichermaßen Unbehaglichkeit sorgt, ist zwar nicht neu, aber erzielt das gewünschte Resultat. Die stets präsente Ungemütlichkeit und Widerwärtigkeit, die den Zuschauer hier von jedem Lächler abhält. Die Kulissen der Serie sind an die 80er-Jahre angelehnt und wirken gewollt eintönig. Dramaturgisch gesehen, macht "Gefesselt" alles richtig. Es sind viele subtile Botschaften geschickt in die Erzählung eingewoben. Mit dem Niedergang des Kürschner-Handwerks geht auch ein Stück der traditionellen Männlichkeit von Doormann verloren. Selbst die einstige Erotik der Pelze verfängt nicht mehr. Doormann ist ein Auslaufmodell. In der ersten Folge fragt sein Sohn: "Verdient jetzt nur noch die Mama das Geld?" Prompt darauf wird Elke Berger an den Haken gehängt und Doormann hofft auf das große Geld. Es ist kein Zufall, dass er sich als Partnerin eine Prostituierte (Nina Gnädig) ausgesucht hat, mit der er nach Costa Rica fliehen will. Macht, Geld und Sex sind nun mal sein Lebenselixier.

    ———

    Fazit:
    Sehenswert - Dank einer hervorragenden Inszenierung und einer tollen schauspielerischen Leistung fesselt die Darstellung dieses Monsters den Zuschauer bis zur letzten Minute und spricht nicht nur Crime-Fans an. Eine Sogkraft, der ich mich nicht entziehen konnte.
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