Mein Konto
    Mr. Poppers Pinguine
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Mr. Poppers Pinguine
    Von Asokan Nirmalarajah

    Faszination Pinguine: Klein, putzig und höchst eigenwillig tapsen, springen und rutschen die tierischen Frackträger nun schon seit einigen Jahren als anthropomorphe Tierfiguren über die Leinwände und begeistern mit ihren federsträubenden Abenteuern ein Massenpublikum zwischen Jung und Alt. Auf ihren Durchbruch als kassenträchtige Protagonisten von Luc Jacquets preisgekrönter Naturdokumentation „Die Reise der Pinguine" aus dem Jahr 2005 spielten Pinguine tragende Rollen in kommerziell erfolgreichen computeranimierten Familienfilmen wie der „Madagascar"-Reihe, „Happy Feet" und „Könige der Wellen". Ob nun frech und temperamentvoll oder lässig und verspielt, Pinguine genießen im Kino Hochkonjunktur. Selbst den Autorenfilmer Werner Herzog inspirierten sie in seinem in der Antarktis gedrehten Essayfilm „Begegnungen am Ende der Welt" über das Mysterium Natur zu sinnieren. Mit Mark Waters' konventionellem, aber sympathischem Familienfilm „Mr. Poppers Pinguine" kommt nun eine High-Concept-Komödie dazu, die den Charme der schusselig wirkenden Seevögel effektiv mit dem schrägen Klamauk eines Jim Carrey verbindet, aber auch mit rührseligen Familienszenen und einer Prise Fäkalhumor hemmt.

    Mr. Popper (Jim Carrey) ist ein ehrgeiziger, aber einsamer New Yorker Geschäftsmann, der zu den Stars des Immobiliengeschäfts zählt. Für eine Führungsposition in seiner Firma vernachlässigt er seine von ihm getrennt lebende Frau Amanda (Carla Gugino) und ihre Kinder Janie (Madeline Carroll) und Billy (Maxwell Perry Cotton), die ihn nur als unzuverlässigen Ex-Ehemann und egozentrischen Wochenendvater kennen. Um weiter die Karriereleiter zu erklimmen und ein Teilhaber seiner Firma zu werden, fehlt es Tom Popper nur noch an dem legendären New Yorker Restaurant „Tavern on the Green", das sich im Besitz der verkaufsunwilligen Mrs. Van Gundy (Angela Lansbury) befindet. Während sich der Überredungskünstler mit seiner Assistentin Pippi (Ophelia Lovibond) an Van Gundy die Zähne ausbeißt, erhält er die Nachricht vom Tod seines Vaters, der ihm von einem seiner Weltreisen eine Kiste mit sechs tiefgekühlten Pinguinen als Nachlass zukommen lässt. Als die Tiere nach ihrem Auftauen beginnen seinen Haushalt zu verwüsten, versucht Popper sie bald loszuwerden, überlegt es sich dann aber doch wieder, als seine Kinder unerwartet Gefallen an ihrem neuen tierlieben Vater finden...

    Die absurde Ausgangsprämisse der routinierten und harmlosen Familienunterhaltung, die dank Jim Carreys üblicher Spielfreude nicht ohne ihre subversiveren Momente bleibt, basiert auf dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker des Ehepaares Richard und Florence Atwater. Seit seiner Publikation im Jahr 1938 gehört das von Robert Lawson illustrierte Buch zu den Pflichtlektüren in amerikanischen Grundschulklassen. Entsprechend negativ fiel die erste Resonanz auf die Ankündigung einer zeitgenössischen und nicht sonderlich werkgetreuen Filmadaption aus. Aus der Geschichte eines armen Kleinstadtmalers und seiner Familie, die in den 1930er Jahren mit den Folgen der Weltwirtschaftskrise ringen und unverhofft einige Pinguine geschenkt bekommen, wurde hier ein moralinsaures Hollywood-Märchen über einen herzlosen Karrieremenschen gezimmert, der diesmal durch den Kontakt mit einer Tierfamilie die Tücken des Kapitalismus überwindet und den wahren Freuden des Lebens erkennt. Während der schnurrbärtige Mr. Popper der Vorlage seine Tiere für eine lukrative Zirkusnummer dressiert, wird der bereits reiche Mr. Popper der Neuzeit also durch seine neuen Kumpanen zu einem besseren Familienvater.

    Die nach ihren hervorstechenden Charaktermerkmalen benannten Pinguine Raudi, Patschi, Sweeti, Käpt'n, Schnapp und Stinki, die sich als furzende, scheißende und krächzende Slapstick-Amateure durch den Film bewegen, sind allerdings nicht die Hauptattraktion des Films. Die aus CGI-animierten und realen Tieren kombinierten Stars verblassen neben einem etwas in die Jahre gekommenen, aber weiterhin enthusiastischen Jim Carrey, der aus dem schwachen Skript das Beste herausholt. Auch wenn er keine neuen Facetten in einer Rolle zeigt, für die erst Ben Stiller (unter der Regie Noah Baumbachs) und dann Jack Black und Owen Wilson vorgesehen waren, glänzt Carrey auch hier mit seinen witzigen Grimassen und wilden Gesten. Der 49-Jährige ist vielleicht nicht mehr ganz so schnell wie früher, aber der respektlose, an die Erwachsenen im Publikum gerichtete Humor, den er hier einfließen lässt, hilft über die vielen stark konstruierten Momente des kalkulierten Films hinweg. Selbst die sentimentalen Szenen rettet Carrey mit einem einfühlsamen Spiel. Unterstützt wird er dabei von einer soliden Besetzung, aus der vor allem „S.H.I.E.L.D."-Agent Clark Gregg („Thor") als profithungriger Zoowärter überzeugt.

    Fazit: Für den Trailer zu „Mr. Poppers Pinguine" hagelte es Spott und Häme, und das zu Recht. Der fertige Film wird bei der Kritik wohl auch auf kein wohlwollendes Echo treffen, das aber teils zu Unrecht. Comedy-Veteran Jim Carrey rettet die ihm auf den Leib geschriebenen Familienkomödie vor ihr selbst.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top