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    Hunter Killer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Hunter Killer

    Redselige U-Boot-Action mit Gerard Butler

    Von Antje Wessels

    Ein Hunter Killer ist ein atomgetriebenes Jagd-U-Boot, das für die Verfolgung und Zerstörung feindlicher Schiffe und U-Boote ausgelegt ist. In der gleichnamigen Romanverfilmung von „Con Game“-Regisseur Donovan Marsh bekommen wir es mit einem solchen Marinegefährt zu tun, das für die Dreharbeiten so wirklichkeitsgetreu wie möglich in einem Filmstudio nachgebaut wurde. In Vorbereitung auf seine Rolle als Kommandant besuchte Actionstar Gerard Butler („Criminal Squad“) sogar ein reales U-Boot, um sich mit den besonderen Bedingungen an Bord vertraut zu machen. Die hitzige Atmosphäre auf beengten Raum hatte Wolfgang Petersen bereits 1981 in seinem Meisterwerk „Das Boot“ überzeugend eingefangen. Und auch die Verantwortlichen hinter „Hunter Killer“ hatten sichtlichen den Anspruch, ein so authentisches Set zu schaffen, dass selbst ein Fachmann den Unterschied zwischen Original und Nachbildung nicht bemerkt. Zumindest in dieser Hinsicht haben sie ganze Arbeit geleistet, denn die Szenen an Deck der fiktiven USS Arkansas sind tatsächlich sehr beklemmend geraten.

    Allerdings geht es in dem mit Gerard Butler, Gary Oldman („Die dunkelste Stunde“), dem verstorbenen Michael Nyqvist („Verblendung“) und auch darüber hinaus mit namhaften Darstellern selbst in Nebenrollen besetzten Film kaum darum, was für Auswirkungen ein Kampfeinsatz in einem U-Boot auf die daran beteiligten Menschen hat. „Hunter Killer“ ist vielmehr ein schlichter Action-Thriller, der sein Setting lediglich hin und wieder dafür nutzt, Explosionen unter Wasser zeigen zu können, die zudem gar nicht mal so spektakulär aussehen, weil sie ziemlich offensichtlich wie CGI wirken. Die Actionszenen sind im Grund immer nur dann überzeugend, wenn sie nichts mit dem U-Boot zu tun haben. Also jenem U-Boot, auf dem der Star des Films fast ausschließlich agiert. Und dessen Figur des Kommandanten leider so gar nicht zur Identifikation einlädt.

    Der hochintelligente, aber schwierige Captain Joe Glass (Gerard Butler) wird auf eine Rettungsmission in den Arktischen Ozean entsandt. Das Atom-U-Boot USS Tempa Bay ist in Seenot geraten und plötzlich nicht mehr auffindbar. Auf ihrer Mission gerät die Besatzung der USS Arkansas ins Visier des russischen Generals Dmitri Durov (Mikhail Gorevoy), der nicht nur den russischen Präsidenten (Alexander Diachenko) in seiner Gewalt hat, sondern auch einen Putsch von weltweitem Ausmaß plant. Gemeinsam mit einer Einheit der Navy SEALs soll Glass den Präsidenten befreien. Dafür muss er nicht nur mit den Russen zusammenarbeiten, sondern auch gefährliche Gewässer befahren, in die sich zuvor noch kein anderes U-Boot gewagt hat…

    Wie schon Jason Statham in „Meg“, Chris Pratt in „Jurassic World 2“ oder auch Gerard Butler selbst in „Geostorm“ muss nun auch der von Butler verkörperte Captain Glass in „Hunter Killer“ erst einmal davon überzeugt werden, sich auf ein Himmelfahrtskommando zu begeben, nachdem er zuvor bereits schon einmal in Ungnade gefallen war. In diesem Fall dient die Mission zu nichts weniger, als den Frieden zwischen den beiden Großmächten USA und Russland zu erhalten. Doch auch wenn kurz thematisiert wird, wieso man ausgerechnet Glass auserwählt hat, geht Butlers Figur ein entscheidendes Element ab, das sich maßgeblich auf den Rest des Films auswirkt: Sein bis in die Haarspitzen patriotischer und sich ganz in den Dienst seines Landes stellender Captain Glass ist mit seinem fehlenden Gespür für die Bedürfnisse seiner Mitmenschen komplett unsympathisch.

    Dabei ist die fehlende Sympathie nicht etwa Teil des Konzepts. Peter Berg beweist zum Beispiel in seinem clever-ambivalenten Actionthriller „Mile 22“, dass ein Film nicht zwingend Sympathieträger braucht, um zu funktionieren. Nur lässt sich in „Hunter Killer“ einfach überhaupt nichts finden, was den U-Boot-Kommandanten irgendwie dafür qualifizieren würde, zwei Stunden lang die Hauptfigur eines unterhaltsamen Blockbusters zu sein. Bis auf seine fachliche Kompetenz bleibt der Charakter nämlich schlicht und ergreifend irrelevant. Und so kommt es, dass der Film sein dramatisches Potenzial (immerhin steht der Ausbruch des Dritten Weltkriegs unmittelbar bevor) zu keinem Zeitpunkt ausschöpfen kann. Denn mit wem soll man mitfiebern, wenn sich die einzig nennenswerte Identifikationsfigur zwischen den blass bleibenden Nebencharakteren als unangenehmster Zeitgenosse auf dem ganzen Boot erweist?

    Wenn es, wie der Trailer verspricht, wenigstens ordentlich Krawall auf der Leinwand zu sehen gäbe, wäre all das möglicherweise nur halb so schlimm. Doch für einen Actionthriller mit Kriegsüberbau ist „Hunter Killer“ überraschend redselig geraten. Zwischen den vereinzelten Actionszenen, die trotz der originalgetreuen Kulisse ausgerechnet nur dann realistisch wirken, wenn sich Explosionen und Schießereien an Land abspielen, lassen die Drehbuchautoren Arne Schmidt („Außer Kontrolle“) und Jamie Moss („Ghost In The Shell“) ihre Figuren nämlich viel zu viel rumlabern. In der Romanvorlage „Firing Point" des ehemaligen U-Boot-Kommandanten George Wallace und des Journalisten Don Keith ergibt es durchaus Sinn, schließlich stehen in dem Buch die hilflosen Vermittlungsversuche zwischen den Amerikanern und den Russen im Mittelpunkt. Doch während sich aus den Dialogen auf den Romanseiten regelrechte Machtspielchen herauskristallisieren, bei denen ein falsches Wort im falschen Moment eine Katastrophe auslösen könnte, lässt sich diese Ebene im Film lediglich entfernt erahnen.

    So ist die Verfilmung letztlich zu stockend für einen mitreißenden Actionfilm, zumal die Szenen unter Wasser so grottig animiert aussehen, als befänden wir uns in einer Fernsehserie der 90er Jahre. Und sie besitzt inhaltlich zu wenig Substanz, als dass die Dialoge eine ähnliche Wucht entfalten könnten wie im Buch. Und wenn eine der Figuren dann auch noch behauptet, sie hätte einen Angriff nur deshalb überlebt, weil sie einfach ganz fest daran geglaubt hat, dann wirkt „Hunter Killer“ endgültig wie die schlechte Parodie eines Hollywood-Blockbusters.

    Fazit: Zu geschwätzig für einen launigen Actionthriller und zu oberflächlich für einen dramatischen Kriegsfilm. So ist Donovan Marshs U-Boot-Film „Hunter Killer“ letztendlich nichts Halbes und nichts Ganzes geworden.

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