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    Free State Of Jones
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Free State Of Jones
    Von Asokan Nirmalarajah

    Zwischen 2011 und 2014 vollführte Matthew McConaughey eine so bemerkenswerte Karrierewende, dass die Kritikerin Rachel Syme dafür sogar ein eigenes Wort fand: „The McConaissance“ (in Anlehnung an die Renaissance). Der sympathische Texaner mit dem verschmitzten Lächeln arbeitete in dieser Zeit mit Meisterregisseuren wie Steven Soderbergh („Magic Mike“) , William Friedkin („Killer Joe“), Martin Scorsese („The Wolf Of Wall Street“) oder Christopher Nolan („Interstellar“) und zwischendurch sicherte er sich für seinen Auftritt in Jean-Marc Vallées AIDS-Drama „Dallas Buyers Club“ auch noch einen Oscar. „Free State Of Jones“, ein Historiendrama nach wahren Begebenheiten aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, sollte der nächste Triumph werden. Doch Autor und Regisseur Gary Ross („Pleasantville“, „Die Tribute von Panem“) lässt die faszinierende historische Fußnote in einer klischeebelasteten, zähen Dramaturgie versanden. Da helfen die authentischen Kulissen und die durchweg soliden Darsteller leider auch nicht viel und so bekommt das an den US-Kinokassen gefloppte Werk in Deutschland nur einen Heimkinostart.

    Newton Knight (Matthew McConaughey) ist ein mittelloser Bauer, der 1862 an der Bürgerkriegsfront als medizinischer Helfer eingesetzt wird. Angewidert und desillusioniert vom Kriegstreiben desertiert er und kehrt zurück zu seiner Frau Serena (Keri Russell) und ihrem Sohn. Als dieser schwer krank wird, kommt ihnen die Sklavin Rachel (Gugu Mbatha-Raw) zur Hilfe, mit der Newton sich anfreundet. Als die Südstaaten-Armee plündernd und brandschatzend in der Umgebung einfällt, greift Newton zur Waffe: Zusammen mit anderen desertierten Soldaten und entflohenen Sklaven, darunter auch Moses Washington (Mahershala Ali) und Rachel, wird er zum Banditen für die gute Sache …

    Ein starker Beginn: Nord- und Südstaatler gehen mit Bajonetten aufeinander los und hinterlassen auf dem Schlachtfeld einen blutigen Teppich aus verstümmelten und toten Kriegskameraden. Mit schonungslosem Realismus und rauem Detailreichtum zeigt Gary Ross auch die anschließende Pflege der Verwundeten, die Entsorgung der Toten und die Reinigung der blutgetränkten Kleider und des Lazaretts. Das alles sorgt für einen überzeugenden Einstieg in einen Antikriegsfilm und es folgen in seinem Verlauf noch ein, zwei kraftvolle Momente ähnlicher Art. Doch „Free State of Jones“ ist kein „Der Soldat James Ryan“ für die Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs. Stattdessen wandelt sich der Film zu einer faden Robin-Hood-Mär mit anti-rassistischem Einschlag. Die gutgemeinte liberale Botschaft leidet dabei recht deutlich darunter, dass sich wieder einmal ziemlich undifferenziert ein strahlender weißer Held zum Retter der unmündigen Schwarzen aufschwingt.

    Aber nicht nur das. Der mit der schönen Serena („The Americans“-Star Keri Russell) verheiratete Protagonist darf sich auch noch in eine schwarze Sklavin (die magische Gugu Mbatha-Raw, so grandios in „Beyond The Lights“) verlieben und ein Kind mit ihr zeugen. Immerhin ist das der Auslöser für den interessantesten erzählerischen Kniff des Films, denn nach einem Zeitsprung in das Jahr 1948 muss ein Nachfahre des gemischtrassigen Paars, Davis Knight (Brian Lee Franklin), vor einem Gericht in Mississippi um das Recht kämpfen, mit seiner „rein weißen“ Frau verheiratet bleiben zu dürfen. Ein regelmäßigerer Wechsel zwischen diesen Erzählebenen hätte dem Film eine größere dramatische Spannung geben können, stattdessen wird die im Grunde spannende Geschichte in recht statischen Blöcken präsentiert und es kommt zu einigem Leerlauf, zumal viele der äußerst zahlreichen Figuren rein oberflächliche Stichwortgeber bleiben. Matthew McConaughey dagegen bringt sein unglaubliches Charisma erneut voll zur Geltung und zeigt zudem eine beeindruckende emotionale Tiefe. Der Film als Ganzes wird der Intensität seines Spiels und seiner Hingabe zum Projekt aber in keiner Weise gerecht.

    Fazit: Mit seiner schleppenden Dramaturgie sowie der oberflächlichen Darstellung der Figuren und Ereignisse sei Gary Ross‘ Antikriegsfilm nur hartgesottenen Fans von Matthew McConaughey ans Herz gelegt.

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