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    Mädelstrip
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Mädelstrip
    Von Thomas Vorwerk

    Seit dem Überraschungshit „Brautalarm“ sind Komödien um weibliche Hauptfiguren in Hollywood stark angesagt. Und es muss nicht mal immer Melissa McCarthy („Taffe Mädels“, „Ghostbusters“) dabei sein. Stand-Up-Comedienne und US-TV-Star Amy Schumer („Dating Queen“) ist eine neue Vertreterin der „normalen“ Frau mit ganz normalen Problemen à la Bridget Jones, mit und über die (nicht nur) weibliche Zuschauer gerne lachen. In „Mädelstrip“, einer uneinheitlichen Mutter-Tochter-Komödie mit einem interessanten Twist, wird Schumer unter der Regie von Jonathan Levine („Die Highligen drei Könige“, „50/50“) mit der mittlerweile 71-jährigen Goldie Hawn (Oscar für „Die Kaktusblüte“) gepaart, die nach langer Leinwandabwesenheit ein Comeback gibt und ihr altes Image des naiven Blondchens abschüttelt.

    Textilverkäuferin Emily Middleton (Amy Schumer) erzählt gerade einer Kundin davon, dass sie mit ihrem angesagten Musiker-Freund einen tollen Urlaub in Ecuador gebucht hat, da verliert sie den Boutique-Job auch schon, weil sie verkaufen soll, und nicht die eigene Feriengarderobe zusammenstellen. Es kommt noch dicker, denn wenig später macht besagter Freund Schluss mit ihr und sie findet niemanden, der an seiner Stelle mit ihr nach Südamerika reisen will. Schließlich lässt sich ihre Mutter Linda (Goldie Hawn) zu dem Trip überreden, obwohl diese mit ihren zwei Katzen und Emilys jüngerem Bruder Jeffrey (Ike Barinholtz) eigentlich voll ausgelastet ist. In Ecuador ist Linda dann viel zu besorgt, um sich zu amüsieren und macht sich ständig Gedanken darüber, was in dem fremden Land alles schiefgehen könnte. Es kommt, wie es kommen musste und die beiden Frauen werden bei einem Ausflug mit dem erstaunlich hilfsbereiten James (Tom Bateman) nach Kolumbien verschleppt und Jeffrey soll 100.000 Dollar auftreiben, wenn er Mutter und Schwester lebend wiedersehen will...

    Der Originaltitel „Snatched“ gibt die zentrale Kidnapping-Situation ungleich deutlicher wieder als der ganz aufs Frauenpublikum zielende deutsche Titel, doch ungeachtet einiger Momente, in denen Regisseur Jonathan Levine die Horror-Erfahrung aus Filmen wie „All The Boys Love Mandy Lane“ und „Warm Bodies“ anzumerken ist, handelt es sich bei „Mädelstrip“ tatsächlich in allererster Linie um eine Komödie. Allerdings erwachen die beiden Protagonistinnen hier auch schon einmal in einem Verlies auf blutgetränkter Matratze, auch einige Gewaltszenen sowie die „manuelle Entfernung eines Bandwurms“ könnten zarter besaitete Zuschauer durchaus etwas verstören. Wenn hier oder da einer der Entführer auf drastische Weise ins Gras beißt, folgt stets gleich darauf ein Komödienmoment, und allerspätestens wenn das seltsame Mutter-Tochter-Gespann Unterstützung bekommt durch die tatkräftigen Miturlauberinnen Ruth (Wanda Sykes, „Bad Moms“) und Barb (Joan Cusack, „In & Out“) bahnt sich dann auch ein überdreht-wahnwitziger Action-Showdown an, in dem Cusacks einstige „Special Ops“-Agentin, die sich als präventive Verhör-Verweigerung die eigene Zunge herausgeschnitten hat (!), ihre superheldengleiche Körperbeherrschung zur Geltung bringt.

    Neben den oft etwas unkomödiantischen Drohungen und Verfolgungen steht in diesem „Mädelstrip“ die Mutter-Tochter-Comedy mit Amy Schumer und Goldie Hawn im Mittelpunkt: Da wird es gerade für Emily schnell peinlich, etwa wenn die Mama sie mit viel zu viel Sonnencreme einschmiert. Außerdem müssen sich die beiden Frauen ein Zimmer teilen, was etwaige Urlaubsflirts erschwert … Gerade auf die peinlichen und beschämenden Situationen ist Amy Schumer geradezu spezialisiert und spielt Momente wie einen äußerst unangenehmen Zwischenfall bei der Intimrasur schamlos aus. Goldie Hawn erweist sich bei all dem als effektiver Gegenpart für die unbändige Partnerin und so wird der insgesamt etwas holprige „Mädelstrip“ nebenbei zu einem selbstbewussten Frauenfilm mit einigen Ecken und Kanten.

    Fazit: Der „Mädelstrip“ führt immer wieder auf erzählerische Fährten abseits der breitgetretenen Pfade und bei nicht wenigen Szenen grölt der ganze Kinosaal. Aber der Spagat zwischen der lebensbedrohlichen, nur eingeschränkt „witzigen“ Entführungsprämisse und der unbeschwerten Komödie gelingt bei weitem nicht immer.

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