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    Drei Schritte zu dir
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Drei Schritte zu dir

    Das Schicksal ist immer noch ein mieser Verräter

    Von Antje Wessels

    Nach dem großen Erfolg der Romanverfilmung „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ waren Bücher, in denen mindestens eine der jugendlichen Hauptfiguren mit einer schweren Krankheit oder einem tragischen Schicksalsschlag zu kämpfen hat, in Hollywood plötzlich schwer angesagt. „Drei Schritte zu dir“, das Regiedebüt des „Jane The Virgin“-Serienstars Justin Baldoni, schlägt nun fünf Jahre später zwar in exakt dieselbe Kerbe, ist anders als „Du neben mir“ oder „Wenn ich bleibe“ aber keine Romanadaption, sondern ein extra für die Leinwand entwickelter Stoff. Verantwortlich dafür zeichnen die Newcomer Mikki Daughty und Tobias Iaconis, die bisher ansonsten nur noch das Skript zu „Lloronas Fluch“ geschrieben haben. Aber während sie sich bei dem „Conjuring“-Spin-off noch sehr deutlich an den ungeschriebenen Gesetzen des Horrorgenres entlanghangelten, versuchen sie in „Drei Schritte zu dir“ nun zumindest zwischenzeitig genau das Gegenteil, nämlich die üblichen Genreregeln auf den Kopf zu stellen. Geglückt ist das jedoch nicht wirklich. Denn während in der ersten Hälfte noch gekonnt die Waage zwischen Glaubwürdigkeit und Kitsch gehalten wird, zerstören die Macher anschließend mit einer plötzlichen Schmalzattacke die zuvor aufgebaute emotionale Kraft ihres Films. So ist ein potenziell richtig guter Film am Ende nur noch gerade so okay.

    Die 17-jährige Stella (Haley Lu Richardson) nennt das Krankenhaus bereits ihr zweites Zuhause. Die unheilbar an Mukoviszidose erkrankte Teenagerin weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat, wenn sie nicht bald eine Spenderlunge bekommt. Doch die Chancen stehen schlecht. Also versucht sie, ihre verbleibende Zeit auf Erden in vollen Zügen zu genießen und steckt mit ihrem Lebensmut selbst die abgebrühtesten Krankenschwestern an. Ihre freie Zeit verbringt sie am liebsten auf der Neugeborenenstation oder mit ihrem schwulen besten Freund Poe (Moises Arias), der ebenfalls unheilbar krank ist. Als sie eines Tages den charmanten, ebenfalls unter Mukoviszidose leidenden Will (Cole Sprouse) kennenlernt, will sie ihn zunächst nur dazu animieren, nicht ständig gegen die so wichtige Behandlung zu rebellieren. Doch schon bald entwickelt sich zwischen den beiden eine zärtliche Liebe. Doch da ist eine Sache, die Stella nicht bedacht hat: Um zu verhindern, dass die Bakterien ihrer Mitpatienten sie schwächen und schlimmstenfalls töten, muss sie zu ihnen einen Sicherheitsabstand halten. Näher als etwa eineinhalb Meter (im Original heißt der Film deshalb auch „Five Feet Apart“) dürfen sich Stella und Will also nicht kommen…

    Stella und Will halten brav Abstand...

    Der deutsche Titel „Drei Schritte zu dir“ nimmt eine entscheidende Entwicklung des Films bereits vorweg: Ja, Stella und Will werden sich irgendwann näherkommen als die Ärzte es erlauben. Aber bis es soweit ist, begeistert erst einmal die Chemie zwischen Haley Lu Richardson („Split“), Moises Arias („Ender’s Game“) und Cole Sprouse („Riverdale“), dem es erstaunlich glaubhaft gelingt, sich vom arroganten Großkotz zum charmanten Mädchenschwarm zu wandeln. Ganz besonders hinreißend ist dabei aber Haley Lu Richardson. Sie agiert nicht nur absolut natürlich, es gelingt ihr auch scheinbar spielerisch, zwischen den Extremen zu wandeln. Einen sie übermannenden Gefühlausbruch nimmt man ihr ebenso ab wie die sich eher in kleinen Gesten zeigende Verliebtheit. Die drei zentralen Jungschauspieler erweisen sich für „Drei Schritte zu dir“ jedenfalls als die optimale Wahl.

    Ebenfalls gelungen ist den Machern der Spagat zwischen ihrer märchenhaft-verträumten Romanze und den ganz alltäglichen Abgründen des Krankenhauslebens. Denn so niedlich die Annäherung von Stella und Will auch ist, wenn sie sich etwa in einer besonders berührenden Szene gegenseitig ihre von Narben und den Folgen anstrengender Behandlungen übersäte Körper zeigen, so abrupt holt einen der Film auch immer wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Das ist auch mal ein bisschen ekelig, etwa wenn Stella sich regelmäßig den Schleim aus ihrer Lunge abpumpen lassen muss, oder auch einfach nur unfassbar traurig. In dieser Hinsicht erinnert „Drei Schritte zu dir“ stark an die kürzlich auch um einen Kinoableger erweiterte Erfolgsserie „Der Club der roten Bänder“, in der man ebenfalls Einblicke in das harte Leben als Schwerstkranker erhält, während sich die jugendlichen Protagonisten trotz allem um ein möglichst normales Leben bemühen.

    ...obwohl sie sich eigentlich so gern näherkommen würden.

    Ebenfalls gemein haben diese beiden Geschichten, dass sie größtenteils im Krankenhaus spielen. „Drei Schritte zu dir“ bricht im letzten Drittel allerdings aus dieser angenehm reduzierten Kulisse heraus und spendiert den beiden Verliebten einen romantischen Spaziergang durch den Schnee. Das ist nicht nur aus medizinischer Sicht ein großer Fehler. Auch dem Film selbst tut diese Entscheidung alles andere als gut. Ohne zu viel verraten zu wollen, prasselt der zuvor noch so angenehm zurückgehaltene Kitsch hier nun volle Kanne auf den Zuschauer nieder. Zu viel Pathos für die zuvor so sympathische Liebesgeschichte. Zumal die sich nun chlag auf Schlag entwickelnden Ereignisse plötzlich nur noch unglaubwürdig und konstruiert wirken, selbst wenn am Ende trotzdem noch ein angenehm bittersüßes Finale steht.

    Fazit: „Drei Schritte zu dir“ ist ein von fantastischen Newcomern getragenes Jugenddrama, das zu Gunsten authentischer Emotionen Kitsch lange Zeit weiträumig umschifft. In der letzten halben Stunde wirft Regisseur Justin Baldoni diesen reduzierten Ansatz allerdings über den Haufen und presst noch auf der Zielgeraden eine Extraportion Schmalz in seinen Film. Sehr schade.

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