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    Macht "Spider-Man: Homecoming" die ganze Marvel-Zeitlinie kaputt? Wir erklären euch das Jahreszahlen-Wirrwarr

    Am 13. Juli 2017 war der Start von „Spider-Man: Homecoming“ in den deutschen Kinos und einige Zuschauer fragen sich seitdem: Hat Marvel die eigene Kontinuität ruiniert? Wir klären euch auf…

    Sony Pictures

    Spider-Man: Homecoming“ eröffnet mit Adrian Toomes (Michael Keaton), der nach einem Alien-Angriff auf New York (siehe „Marvel’s The Avengers“) den Job hat, den Müll wegzuräumen – zumindest bis die Firma Damage Control, die Tony Stark (Robert Downey Jr.) gehört, ihm diese Aufgabe wegnimmt. Der verbitterte Toomes beschließt daraufhin, die geborgenen Alien-Artefakte zu behalten und wird zu „The Vulture“, dem Geier. Danach springt die Handlung acht Jahre in die Zukunft und das verwirrt viele Zuschauer.

    „Spider-Man: Homecoming“ spielt 8 Jahre nach „The Avengers“? Das kann doch nicht sein…

    The Avengers“ kam 2012 in die Kinos. Bislang gingen wir alle wohl davon aus, dass dies natürlich auch das Jahr ist, in dem der Film spielt. Dies kann aber nun eigentlich nicht mehr der Fall sein. Denn „Spider-Man: Homecoming“ spielt definitiv nicht 2020, sondern im Jahr 2017. In dem ersten Solofilm mit Tom Holland als Peter Parker wird dieses Datum nämlich explizit bestätigt. So gibt es Werbung für eine Ausstellung von Tony Stark, die 2018 stattfindet. Eine solche Werbung macht im Jahr davor oder im Jahr selbst Sinn. In einem Dokument, welches Spideys-Anzug-Computer Karen aufruft, wird darauf verwiesen, dass die Figur Aaron Davis (gespielt von Donald Glover) im April 1984 geboren wurde und 33 Jahre alt ist, was das Comic-Abenteuer ebenfalls auf 2017 oder noch Anfang 2018 verortet. Endgültig auf (September) 2017 wird der Film dann aber durch ein Poster für den Schulwettbewerb in Washington datiert.

    Walt Disney

    Dickes Logikloch? Oder etwa nicht…

    Die Marvel-Macher um Mastermind Kevin Feige werden bisher dafür gerühmt, dass sie alles so genau planen. Ist ihnen nun ein Fehler unterlaufen? Haben Feige und Co. das schlicht und einfach übersehen? Ja, es ist wohl sehr wahrscheinlich, dass man wirklich unaufmerksam war.

    Trotzdem versuchen viele Fans die neue Zeitlinie zu erklären. Denn bisher wurde in Marvels Kinofilmen nie gesagt, dass „The Avengers“ wirklich 2012 spielt (zu Aussagen in anderen Medien kommen wir später). Es macht sogar Sinn, dass die erste Superheldenzusammenkunft früher spielt. Denn am Anfang des Aufbaus des MCU erschienen noch nicht zwei bis drei neue Comic-Abenteuer pro Jahr, wie es nun der Fall ist. Würde man alle Filme, die nicht klar in der Vergangenheit („Captain America: The First Avenger“) spielen ihrem Veröffentlichungsdatum zuordnen, würde es so große Lücken geben, in denen scheinbar in der Welt der Avengers nicht viel passiert. So haben wir im Gegenteil sogar in „Iron Man 2“ die konkrete Aussage, dass der Film nur sechs Monate nach dem ersten Teil angesiedelt ist.

    Daher hier der Versuch einer Zeitlinie, die uns nach vielen Versuchen als bislang stimmigste Version erscheint:

    • 2008: „Iron Man“ (2008)
    • 2009: „Iron Man 2“ (2010) – bestätigt als sechs Monate nach „Iron Man“
    • 2009: „Der unglaubliche Hulk“ (2008) – spielt fast zeitgleich zu „Iron Man 2“
    • 2009: „Thor“ (2011) – spielt fast zeitgleich zu „Iron Man 2“
    • 2009: die Endszene von „Captain America: The First Avenger“ (2011)
    • 2010: „The Avengers“ (2012)
    • 2010: der Anfang von „Spider-Man: Homecoming“ (2017) – spielt kurz nach „The Avengers“
    • 2012/2013: „Iron Man 3“ – der Anfang spielt an Silvester 1999, dann gibt es einen Sprung 13 Jahre nach vorne. Es gibt zudem eine Zeitung, die 2013 als Datum nennt
    • 2013/2014: „Thor 2“ 
    • 2014: „Captain America 2: The Winter Soldier“
    • 2014: „Guardians Of The Galaxy“ - wird deutlich im Film verortert
    • 2014: „Guardians Of The Galaxy Vol. 2“ - spielt nur wenige Monate nach dem Vorgänger
    • 2015: „Avengers 2: Age Of Ultron“
    • 2015: „Ant-Man“ - spielt kurz nach „Avengers 2“
    • 2016/2017: „Doctor Strange“ - Juni 2016 wird auf einer Armbanduhr als Datum gezeigt, Film zieht sich aber sicher über mehrere Monate bis ins Jahr 2017 hin
    • 2017: „The First Avenger: Civil War“
    • 2017: „Spider-Man: Homecoming“

    Auch dieses Konstrukt steht auf wackeligen Füssen, denn man muss einige Zeitangaben sehr gerundet betrachten. Die angesprochenen acht Jahre, die „Homecoming“ nach „The Avengers“ spielt, sind hier an erster Stelle zu nennen, denn es wären nur sieben Jahre und einige Monate. Zudem wissen wir aus „Civil War“, dass es acht Jahre her ist (Aussage von Vision), dass Tony Stark sich als Iron Man geoutet hat. Nach dieser Zeitlinie hätte Vision hier ein wenig abgerundet.

    Sony Pictures

    Trailer, Comics und Serien: Auch diese Zeitlinie hat viele Löcher!

    Dennoch gibt es auch hier Probleme. So gibt es eine Tony-Stark-Aussage zu „Iron Man 3“, die die Ereignisse des Films sechs Monate nach „The Avengers“ verortet. Dieses Zitat findet sich aber nur im Trailer, nicht im Film. Wir betrachten sie daher nicht als Kanon. Macht auch mehr Sinn. Sechs Monate wären selbst für ein Tüftelgenie wie Stark eine verdammt knappe Zeit so viele Anzüge zu bauen. Allerdings gibt es auch einen ergänzenden Comic, der erklärt, warum War Machine (Don Cheadle) nicht im Kampf um New York zu sehen war. Er kämpfte zeitgleich in Hongkong gegen die Organisation des Mandarins. Auch dieser Comic rückt „The Avengers“ und „Iron Man 3“ zeitlich viel näher zueinander. Doch für viel mehr Probleme sorgt etwas anderes: die Serien!

    In „Agents Of S.H.I.E.L.D.“ gibt es ziemlich viele Szenen, die kleine Fragezeichen hinter die obige Zeitlinie machen. Viel größer ist das Problem aber mit den Netflix-Serien. So wird in einer Zeitung in „Daredevil“ der Angriff auf New York ganz klar auf 2012 verortet. Die Zeitung, die als Teil der Promos von allen Netflix-Serien auch lange Zeit auf der Webseite nybulletin.com online war, stammte vom 5. Mai 2012. Sehr interessant in diesem Zusammenhang: Mittlerweile findet sich diese Ausgabe nicht mehr auf der Webseite der fiktiven, in den Marvel-Serien eine wichtige Rolle spielenden New York Bulletin. Und alle Ausgaben, die noch online sind, haben kein Datum.

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    Dass man sich mit dem Acht-Jahre-Sprung in „Spider-Man: Homecoming“ bewusst gegen klare Aussagen in den Serien stellt, könnte aber auch ein Statement sein. Man weiß bekanntlich, dass die beiden voneinander unabhängigen Firmen, die sich einerseits um die Kinofilme und andererseits um die Serien kümmern, sich nicht ganz grün sind. Vielleicht kümmert man sich beim Marvel-Kinoteam einfach nicht um die Aussagen zur Kontinuität aus dem Serienuniversum. Schließlich scheint man schon bisher die Politik zu fahren, die müssen sich nach uns richten und wir nehmen keine Rücksicht.

    Sony Pictures

    Fazit:

    Spätestens mit „Spider-Man: Homecoming“ wurde die ohnehin schon problematische Marvel-Zeitlinie endgültig konfus. Um eine stimmige Reihung zu finden, muss man sich wohl oder übel einfach nur auf das Kinouniversum beschränken. Oder akzeptieren, dass es an vielen Stellen im Gebälk kräftig knirscht. Oder habt ihr vielleicht eine Lösung für das Jahreszahlen-Wirrwarr gefunden?

    Dem Spaß mit „Spider-Man: Homecoming“ schadet dies zum Glück nicht.

     

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