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    Darum ist "Episode 1: Die Dunkle Bedrohung" das beste "Star Wars"-Prequel

    „Die dunkle Bedrohung“ entfachte 1999 einen Entrüstungssturm, gegen den der Hass auf „Star Wars 8“ wirkt wie eine laue Sommerbrise. Mit dem Abstand von 20 Jahren stellt Tobias Mayer für sich fest: „Episode 1“ ist trotzdem das beste Prequel.

    20th Century Fox

    +++ Meinung +++

    Schon wieder so ein Meinungstext, der provokant ist, damit viele Leute draufklicken – könnte man meinen. Dabei habe ich mich als „Star Wars“-Fan kürzlich selbst damit überrascht, dass ich „Star Wars Episode 1: Die dunkle Bedrohung“ nach vielen Jahren, in denen meine Ansichten zum Film schwankten, zum besten der Prequel-Filme erklärte. Ich habe nach wie vor meine Probleme mit dieser ersten Vorgeschichte, die 1999 unter extremem Erwartungsdruck als erster neuer „Star Wars“-Film nach einer 16-jährigen Pause (!) in die Kinos kam – doch in „Episode 2“ und „Episode 3“ sind die Probleme einfach größer. Und das, obwohl Jar Jar Binks dort in den Hintergrund verbannt wurde.

    Als ich „Die dunkle Bedrohung“ zum ersten Mal im Kino sah, war ich 13 Jahre alt (und damit in einem empfänglichen Alter, in dem viele aus der ersten Fan-Generation die ältesten Filme erstmals kennen- und lieben lernten). Aber ich sah „Episode 1“ nicht einfach nur an – ich verschlang ihn wie ein Lieblingsessen nach sechs Wochen Fastenzeit. Meine Geduld war länger strapaziert worden als die anderer Fans, die sich wie ich mit den legendären Trailern (wegen denen ich sogar im Kino war) und jedem Info-Schnipsel vorbereitet hatten.

    So lange warten!

    Als „Star Wars Episode 1” am 19. August 1999 in Deutschland anlief, steckte ich im Sommerurlaub fest: Entgegen meiner felsenfesten Erwartung, meine „Episode 1“-Premiere in einem improvisierten Nordseeinselkino zu erleben, entschied sich der dortige Betreiber, einen der meisterwarteten Filme aller Zeiten nicht zu zeigen. Doch die tränenreiche Extra-Wartezeit, die mir vorkam wie eine doppelte Ewigkeit im Sarlacc, mündete in den besten Kinobesuch meines Lebens: Mein Vater setzte mich und meinen Bruder auf dem Heimweg von der Insel direkt am Kino ab. Dann: Zwei Stunden lang Gänsehaut.

    In meinen Teenager-Jahren danach folgte ein harter Meinungswechsel: Nee, „Episode 1” ist doch ziemlich blöd, wegen CGI und Jar Jar und so (die üblichen Gründe halt), aber mit „Star Wars Episode 2: Angriff der Klonkrieger” (2002) und vor allem dem Darth-Vader-Geburtsfilm „Star Wars Episode 3: Die Rache der Sith” machte George Lucas diesen miesen Auftakt wieder wett. Heute allerdings, wo die Prequel-Generation erwachsen ist und die nächste Fan-Generation mit Serien wie „Rebels“ oder den Sequel-Filmen einsteigt, sind viele Meinungen zu den Prequels deutlich differenzierter – so auch meine.

    Lucas konnte endlich machen, was er wollte

    In allen Prequels (zu denen die Disney-Spin-offs „Rogue One“ und „Solo“ gemeinhin nicht gezählt werden, obwohl sie ebenfalls Vorgeschichten sind) finde ich Szenen und Ideen, die ich liebe. Die Prequel-Trilogie ist einfach die vielleicht teuerste Independent-Filmreihe aller Zeiten: Das eigensinnige, ideenreiche Projekt eines Autorenfilmers, dem niemand mehr reinredete und der glaubte, dass die Tricktechnik nun endlich alles abbilden könne, was er im Kopf hatte.

    George Lucas hatte den Dreh seiner Originaltrilogie als ermüdende Erfahrung ständiger Schranken empfunden, die ihn psychisch wie körperlich belastete – bei den Episoden 1 bis 3 aber war er plötzlich frei. Logisch, dass er hier und da danebenhaute, wenn ihm niemand sagt: „Lieber George, das ist jetzt vielleicht keine so gute Idee“.

    Doch in „Star Wars Episode 1“ haute George Lucas einfach weniger oft daneben als in „Angriff der Klonkrieger“ und „Die Rache der Sith“! Sein Anakin, Hayden Christensen, wirkt in „Episode 2“ und in „Episode 3“ wie das schlechte Imitat eines weinerlichen Teenagers, was durch Lucas‘ Dialoge nicht besser gemacht wird, und hat null Chemie mit Natalie Portman – ein großes Problem, da Anakins innerer Konflikt und sein Verhältnis zur Liebe seines Lebens die komplette Handlung tragen sollen. In „Episode 1“ dagegen ist Jake Lloyd als junger Anakin jetzt zwar vielleicht auch nicht oscarwürdig, steht aber auch nicht so stark im Zentrum.

    Padme tritt in Droiden-Ärsche

    Wichtiger sind Liam Neeson als weiser Jedi-Querkopf Qui-Gon Jinn, Ewan McGregor als sein noch etwas hitzköpfiger Schüler Obi-Wan und Natalie Portman in der Rolle der Padme Amidala, die hier als Teenager-Königin eine Revolution gegen fiese Kampfdroiden anführt, anstatt dem schlechten Imitat eines weinerlichen Teenagers zu verfallen („Episode 2“) und dann von George Lucas zur Gebärmaschine degradiert zu werden („Episode 3“).

    „Angriff der Klonkrieger“ ist als einziger Film der Reihe stinklangweilig, wenn sich im Mittelpart eine Detektivhandlung ohne Spannung und eine Liebesgeschichte ohne Liebe abwechseln, „Die Rache der Sith“ stottert dramaturgisch, wenn Anakin vom einen auf den anderen Moment beschließt, nicht bloß schlicht die Seiten zu wechseln, sondern Jahre der Jedi-Ausbildung und des Heldentums mit Karacho in den Wind zu schießen, als er Kinder umbringt. In „Episode 1“ dagegen geht’s mit Karacho von einer Station zur nächsten: Das ist hier alles vielleicht nicht sonderlich interessant, aber dafür Achterbahn!

    Hübscher als die anderen Prequels

    „Star Wars Episode 1“ ist außerdem das hübscheste der Prequels. Ich will dabei gar nicht so sehr auf die Tatsache hinaus, dass „Die dunkle Bedrohung“ im Gegensatz zu „Episode 2“ und „Episode 3“ ein vergleichsweise handgemachter Film ist, der trotz CGI-Viechern und CGI-Hintergründen auch an echten Sets, draußen vor Ort sowie mit Miniaturen gedreht wurde – wohingegen in „Angriff der Klonkrieger“ plötzlich selbst Yoda digital war und „Die Rache der Sith“ soweit ich weiß als einziger „Star Wars“-Film komplett im Studio entstand (es gab wenige Außenaufnahmen, aber halt ohne die Schauspieler). Mir geht es um die stark inszenierte Bewegung!

    George Lucas liebt das Rennfahren: In jungen Jahren nahm er Rennen mit der Kamera auf und bretterte selbst gerne durch seine Heimat in Kalifornien. Diese Prägung wird in „Episode 1“ viel deutlicher als in den beiden Nachfolgern – denn „Star Wars“ war schon immer dann am besten, wenn es in Bewegung ist (man denke an den legendären Einstieg von „Episode 4: Eine neue Hoffnung“, als der ahnungslose Zuschauer mitten in eine Verfolgungsjagd zwischen Imperium und Rebellen geworfen wird, aber auf dem Weg super-prägnant das Wichtigste über die Handlung vermittelt bekommt).

    Es bewegt sich was

    Bei „Episode 1“ wird in der Bewegung vielleicht nicht sonderlich viel erzählt, doch sie macht einfach Spaß, ob im futuristisch-staubigen Podrennen, der Schluss-Schlacht auf mehreren Ebenen und im brillant choreografierten Lichtschwert-Kampf zwischen den Jedi und dem Stachel-Sith Darth Maul (zu John Williams meisterhafter „Duel of the Fates“-Musik). Die finale Arena-Schlacht in „Episode 2“ wirkt dagegen geradezu statisch, vom völlig ohne Schmiss inszenierten Kampf zwischen Obi-Wan, Anakin und Count Dooku (Christopher Lee) fange ich gar nicht erst an.

    Und „Episode 3“ mag den besten Einstieg der Prequels haben, wenn die Jedi-Raumjäger im perfekten Einklang und ohne Schnitt ins Kampfgetümmel gleiten. Aber zu viele vielversprechende Lichtschwerduelle gehen daneben – ich denke an ungelenkes Gestochere (Darth Sidious vs. Jedi-Trupp) und die am meisten erwartete Konfrontation der Saga, die leider bald zum bombastisch-lächerlichen Jump 'n' Run verkommt (Anakin vs. Obi-Wan).

    „Star Wars Episode I: Die dunkle Bedrohung“ läuft am 20. September 2019 ab 20.15 Uhr auf ProSieben.

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