Mein Konto
    "Star Wars 9" versagt dort, wo "Avengers 4" begeistert hat

    In der ersten Stunde von „Episode 9: Der Aufstieg Skywalkers“ habe ich mich ganz fürchterlich gelangweilt – und das lag auch daran, dass sich J.J. Abrams vorab offenbar keine Tipps von seinem Disney-Kollegen Kevin Feige geholt hat.

    Walt Disney Company

    +++ Meinung +++

    Mit „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ und „Avengers 4: Endgame“ musste Disney in diesem Jahr die zwei größten Mega-Franchises der Filmgeschichte zu einem (zwischenzeitigen) Abschluss bringen. In meinen Augen ist ihnen das in einem Fall gelungen, im anderen haben sie es vergeigt.

    Nun schaue ich mir die Filme beider Reihen gerne an, doch darüber hinaus habe ich weder zu „Star Wars“ noch zum Marvel Cinematic Universe (MCU) eine besondere persönliche Verbindung. Aber wenn es einen ohnehin nicht großartig juckt, wer da jetzt genau mit wem verwandt ist, dann treten die dramaturgischen Eigenheiten der jeweiligen Erzählungen womöglich noch klarer zutage ...

    ... und in dieser Hinsicht hätte sich „Star Wars 9“-Regisseur J.J. Abrams mal lieber den einen oder anderen Trick von MCU-Mastermind Kevin Feige (der ja in Zukunft auch selbst einen „Star Wars“-Film machen könnte) abgeschaut. Dann wäre zumindest die erste Hälfte von „Der Aufstieg Skywalkers“ nicht so katastrophal in die Hose gegangen.

    Losrasen vs. Innehalten

    Schließlich starteten beide Filme mit derselben Ausgangssituation: Nach 21 Comic-Blockbustern (im Fall von „Avengers 4“) beziehungsweise mehr als 40 Jahren Popkulturhistorie (im Fall von „Star Wars 9“) gibt es so viele Geschichten, Figuren, Handlungsstränge und offene Punkte, dass man sich als Zuschauer unweigerlich fragt, wie die das alles bloß in zweieinhalb Stunden unterbekommen wollen. Die Antwort von J.J. Abrams: das Gaspedal durchdrücken!

    Gerade in der ersten Stunde von „Star Wars 9“ passiert so viel Plot, dass am Ende nichts davon Bedeutung hat.

    Die Charaktermomente, die ich gerade an der Original-Trilogie so schätze, bleiben bis zum Schluss Mangelware. Man fühlt sich wie in einem Vergnügungspark mit spannenden Attraktionen und hübschen Landschaften – aber statt sich die Zeit zu nehmen, das auch mal zu genießen und auf sich wirken zu lassen, schaut man „Star Wars 9“ wie aus der milchigen Scheibe eines Sportwagens, der mit Tempo 250 durch diesen Park hindurchrast.

    Ist das wichtig oder kann das weg?

    Dass vieles von dem, was in „Star Wars 9“ geschieht, irgendwie ganz doll wichtig und kontrovers sein muss, sehe ich ja an den ganzen Kommentaren unter den aktuellen „Star Wars“-Artikeln, die oft eine Bedeutsamkeit annehmen, als würde hier eine internationale Staatenkrise ausdiskutiert. Aber wenn man sich „Der Aufstieg Skywalkers“ einfach nur so anschaut, dann erlangt kaum etwas Gewicht – nicht die Tode und auch nicht der Kuss, bei dem in meiner Kinovorstellung sogar laut gelacht wurde.

    Vielleicht funktioniert „Star Wars 9“ besser, wenn man sich direkt in den Stunden vor dem Kinobesuch noch mal „Star Wars 7“ und „Star Wars 8“ anschaut – denn ein wirklich immersives Abtauchen in diese Welt allein in „Star Wars 9“ scheint mir nahezu unmöglich. Mir ist es jedenfalls auch in der erkennbar besseren zweiten Hälfte nicht mehr gelungen.

    Ein Fingerschnipser mit Folgen

    Ganz anders in „Avengers 4“: Hier gibt es zwar nicht nur noch mehr zentrale Protagonisten, die man irgendwie unter einen Hut bekommen muss, auch die Auswirkungen des Vorgängers sind noch viel gewaltiger (J.J. Abrams versucht ja eh, „Star Wars 8“ möglichst totzuschweigen). Und trotzdem nehmen sich Feige und die Regie-Brüder Joe & Anthony Russo erst einmal die Zeit, uns die Folgen von Thanos‘ Fingerschnipser, der die Hälfte allen Lebens im Universum ausgelöscht hat, nicht nur zu erzählen, sondern sie uns auch spüren zu lassen.

    Die Rebellion steht in „Star Wars 9“ vor der endgültigen Auslöschung? Ich hätte es nicht gemerkt, wenn es nicht eine der Figuren ausgesprochen hätte.

    Aber die allgegenwärtige Verzweiflung in der ersten halben Stunde von „Avengers 4“ – die hätte ich selbst dann sofort wahrgenommen und verstanden, wenn ich „Avengers 3: Infinity War“ gar nicht gesehen hätte.

    Natürlich wird „Endgame“ im Anschluss auch hektisch, aber nach dieser emotionalen Vorarbeit zum Auftakt erhalten die späteren Geschehnisse, selbst wenn über einige zu schnell hinweggegangen wird, trotzdem ein gewisses Gewicht. „Star Wars 9“ ist dagegen leicht wie eine Feder...

    „Avengers 4: Endgame“ ist bereits auf DVD und Blu-ray erschienen*. „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ läuft seit dem 18. Dezember 2019 in den deutschen Kinos.

    FILMSTARTS-Podcast über "Star Wars 9"

    Ohne Christoph, aber dafür mit „Star Wars“-Fan Tobias Mayer und Kritiker Björn Becher diskutiert Moderator Sebastian Gerdshikow „Star Wars 9“ – herausgekommen ist die erste Folge des neuen FILMSTARTS-Podcasts Leinwandliebe. Abonniert uns in einer Podcast-App eures Vertrauens und vergesst nicht, auf den Benachrichtigungs-Button zu drücken, damit ihr über neue Episoden informiert werdet.

    Leinwandliebe auf Spotify

    Leinwandliebe auf Deezer

    Leinwandliebe bei Apple

    Leinwandliebe zum Runterladen

    Leinwandliebe zum gleich anhören:

    *Das hier dargestellte Angebot ist mit einem sogenannten Affiliate-Link versehen. Nach einem Kauf über diesen Link erhalten wir von Amazon eine Provision. Der Preis bleibt hiervon unberührt.

    facebook Tweet
    Ähnliche Nachrichten
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top