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    Poltergeist
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Poltergeist
    Von Gregor Torinus

    „Poltergeist" vereint die Talente von Regisseur Tobe Hopper und Produzent Steven Spielberg zu einem Horrorspektakel für die ganze Familie. Neben seiner gelungenen Mischung aus Grusel und Komik glänzt der Film besondere durch seine Spezialeffekte, die Anfang der 80er Jahre noch ohne Computereinsatz, dafür aber mit viel Fantasie geschaffen wurden.

    Die amerikanische Musterfamilie Freeling lebt in der kalifornischen Fertigbausiedlung Cuesta Verde, wo ihr Alltag ebenso normal, wie unspektakulär verläuft. Bis auf die fünfjährige Carol-Anne (Heather O´Rourke), die nach Sendeschluss (die älteren werden sich erinnern) mit dem flimmernden Fernsehbild kommuniziert. Was harmlos beginnt, führt bald zum Tod von Carol-Annes Kanarienvogel und schließlich zu einem paranormalen Spektakel: Eine Lichterscheinung greift aus dem TV nach Carol-Anne, rauscht aus dem Gerät heraus und verschwindet in der Wand. Das Haus erbebt und die Eltern erwachen aus dem Schlaf. Auf ihre Frage, was hier vor sich ginge, sagt Carol-Anne nur: „Sie sind hier."

    Die Paarung von Tope Hopper und Steven Spielberg ist alles andere als offensichtlich. Während Hopper mit seinem brachialen „Blutgericht in Texas" (1974) den modernen amerikanischen Horrorfilm mitbegründete, ist Spielberg eher als Schöpfer familientauglicher Unterhaltung berühmt, nicht zuletzt dem im gleichen Jahr wie „Poltergeist" erschienenen „E.T. - Der Außerirdische". Trotz dieser offensichtlichen Unterschiede, gibt es Schnittmengen: Diese liegt jedoch weniger in einem quasi Horror-Film wie „Der weiße Hai" (1975), sondern in „Duell" (1971). In seinem Debütfilm gelang es Spielberg ebenso wie Hopper in „Blutgericht in Texas" mit geringsten Mitteln ein Maximum an Unbehagen zu erzeugen. Und doch ist „Poltergeist" mehr „E.T." als „Blutgericht in Texas", was zu nie bestätigten Gerüchten geführt hat, dass Spielberg am Ende der Produktion selbst die Regie an „Poltergeist" übernommen hat. Fest steht jedenfalls, dass Hopper von der gesamten Nachproduktion des Films ausgeschlossen wurde.

    So verwundert es nicht, dass „Poltergeist" eher ein harmloser Gruselspaß, als ein echter Horrorfilm geworden ist. Nur wenige Szenen beeinträchtigen die Familienkompatibilität: An erster Stelle ist eine Halluzination zu nennen, bei der einer Person vor dem Spiegel plötzlich das Fleisch von den Knochen zu faulen scheint, was doch recht unappetitlich ist. Abgesehen davon ist „Poltergeist" zumindest nach heutigen Maßstäben ausgesprochen harmlos: Es dauert lange, bis die sich häufenden übersinnlichen Phänomene überhaupt bedrohlich werden. Als Reaktion werden von der Familie sofort Experten für paranormale Aktivitäten ins vormals idyllische Heim geholt, was für etliche skurrile Szenen sorgt. Aber so richtig komisch wird es erst, als das Medium Tangina Barrons zur Verstärkung geholt wird, die von der zwergwüchsigen Zelda Rubinstein („Southland Tales") gespielt wird. Was dem zierlichen Persönchen an Körpergröße fehlt, macht die wie eine Mischung aus Hausfrau und Grande Dame wirkende Tangina mit Ausstrahlung und Wortwitz wett. Am Ende mündet „Poltergeist" in ein ebenso amüsantes, wie wildes Spezialeffekte-Gewitter, das für die damalige Zeit Maßstäbe setzte und auch heute noch viel (Retro-) Charme entwickelt.

    Fazit: Der aus der Zusammenarbeit von Tobe Hopper und Steven Spielberg entstandene Film „Poltergeist" gilt zu Recht als einer der großen Horrorklassiker der achtziger Jahre. Mit seinem unterhaltsamen Cocktail aus Grusel, Komik und gelungenen Spezialeffekten ist „Poltergeist" aber vor allem ein großer Spaß, der sich bis auf wenige Szenen für die ganze Familie eignet.

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