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    Rache ist sexy
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,5
    enttäuschend
    Rache ist sexy
    Von Christoph Petersen

    Der amerikanische Originaltitel von Betty Thomas´ uninspirierter Teenieklamotte „John Tucker Must Die“ ließ die Erwartungen doch ein wenig in die Höhe schnellen – er ließ die Hoffnung aufkeimen, dass vielleicht doch endlich mal wieder ein Teeniefilm die ausgetretenen Pfade verlassen und tatsächlich etwas Neues ausprobieren würde. Eine Teen-Comedy mit Thrillerelementen hätte man sich bei der Story um die Rache der betrogenen Mädchen an Schulschwarm John Tacker gewünscht, stattdessen bekommt man aber doch wieder nur denselben ausgelutschten und unlustigen Einheitsbrei serviert, der das Teengenre der letzten Jahre in einem so schlechten Licht erscheinen ließ. Auch der deutsche Verleihtitel „Rache ist sexy“ verspricht viel. Ob man die Mädels (oder den Jungen) wirklich „sexy“ findet, ist absolut subjektiv, sicher ist wohl nur, dass man sie sich bei all dem nervigen Gekreische wohl lieber auf schweigenden Fotos angesehen hätte. Und die versprochene Rache ist trotz allem potentiellen Sexappeal in allererster Linie tödlich langweilig und extrem ermüdend.

    John Tacker (Jesse Metcalfe) ist ein richtiger Arsch – er hält sich nicht nur die knackige Cheerleaderin Heather (Ashanti), die sexy Tierschützerin Beth (Sophia Bush) und die wohlgeformte Streberin Carrie (Arielle Kebbel) gleichzeitig als Freundinnen warm, auch ansonsten lässt er keinen Rock aus. Sein Vorgehen scheint perfekt: Da alle seine Mädels in unterschiedlichen Cliquen sind, werden sie sich nie miteinander unterhalten und sein doppeltes Spiel kann so niemals rauskommen. Als jedoch eine Lehrerin zusammenbricht und die Girlies notgedrungen ihren Sportunterricht gemeinsam verbringen müssen, kommt das gesamte Lügenkonstrukt ans Licht. Es folgt ein unerbittlicher Zickenkrieg. Erst als die als unbedeutende Loserin abgestempelte Kate (Brittany Snow) vorschlägt, man solle sich doch viel lieber an Tacker rächen, als sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen, ist wieder Ruhe im Karton. Nachdem die ersten Versuche, Tackers Ruf mit Genitalherpes und untergerührten Östrogenen zu ruinieren, fehlgeschlagen sind, heckt der jugendliche Club der Teufelinnen den perfekten Plan aus: Aus der grauen Maus Kate soll die perfekte Femme Fatale werden, die Tacker zunächst den Kopf verdrehen und ihn dann eiskalt abservieren soll. Doch dann verliebt sich der blonde Racheengel in sein Opfer und der perfide Plan scheint zum Scheitern verurteilt…

    Die erste Viertelstunde von „Rache ist sexy“ ist gar nicht mal so schlecht. Wie hier das typische Eine wie keine-Teeniemärchen vom Starquarterback, der erst die wahre Schönheit des grauen Mäuschens erkennt, mal aus einem komplett anderen, bitterbösen Blickwinkel beleuchtet wird, lässt durchaus auf mehr hoffen. Bei dem geschickten Spiel mit Klischees – immerhin werden hier die angesagtesten Girlies der Schule als Opfer präsentiert, während die „gutherzige“ Loserin den Racheengel mimt und der Schulschwarm entpuppt sich auch nicht als weißer Ritter mit strahlender Rüstung, sondern bleibt bis zum Schluss ein zynischer Arsch – schien selbst eine bissige Teen-Satire im Stil von „Tötet Mrs. Tingle“ in greifbarer Nähe.

    Doch nach gerade mal 15 Minuten hat der Film sein gesamtes Pulver verschossen. Was nun folgt, ist lediglich eine lose Abfolge von unlustigen Peinlichkeiten, die ohne jeden Charme oder gar Timing auf den Zuschauer losgelassen werden, ohne dass dabei auch nur die Hälfte der Geschehnisse in irgendeiner Weise nachvollziehbar wäre. So wenig Sinn wie sie machen, möchte man die Übergänge von einer Szene zur nächsten fast als anarchisch bezeichnen, aber unsinnig bis dämlich würde der wahren Qualität des Drehbuchs von Jeff Lowell wohl erheblich näher kommen. Wäre das Nichtskönnen der Macher das einzige Problem, wäre „Rache ist sexy“ einfach nur eine weitere fehlgeschlagene Teen-Comedy, kein Problem, Film ist eh am nächsten Tag wieder vergessen. Was dem Kinobesuch in diesem Fall jedoch auch noch eine leicht ärgerliche Note mitgibt, ist die unfassbare Harmlosigkeit, mit der Regisseurin Betty Thomas den „Rache“-Feldzug präsentiert und mit der sie ihre eigenen gelungen Ansätze sogleich wieder verrät.

    Ein amerikanischer Kritiker hat geschrieben, „Rache ist sexy“ würde auf die Karriere von Hauptdarstellerin Brittany Snow (Der Babynator) den gleichen Effekt haben, wie ihn damals „Girls United“ auf die von Kirsten Dunst hatte – diese Einschätzung ist allerdings etwas zu euphorisch und kaum wahrscheinlich. Sicherlich stellt sich Snow nicht allzu dumm an, aber ihre Ausstrahlung in irgendeiner Weise als speziell zu bezeichnen, wäre schon zuviel des Guten, im Endeffekt ist sie nämlich nur eine 08/15-Teenactress und damit eigentlich beliebig austauschbar. Ihr Gegenspieler Jesse Metcalfe entzieht sich hingegen jeder Bewertung seiner Schauspielkunst – er muss hier einfach nur gut aussehen und dass er das hinbekommt, hat er als Latinogärtner der „Desperate Housewives“ schon hinreichend bewiesen. Auch von Ashanti (Coach Carter, Liebe lieber Indisch), Sophia Bush (Stay Alive) und Arielle Kebbel (Reeker, Aquamarine) hätte man sich gewünscht, sie hätten es ebenso wie Metcalfe bei ihrem Status als sexy Schaufensterpuppen belassen. Leider versuchen sie sich aber nebenbei auch noch als Komödianten, wobei sich ihr Humor-Begriff auf aufgeregtes Rumgehüpfe und möglichst lautes und eindringliches Rumgekreische beschränkt – eine der nervtötendsten Performances des Jahres! So ist „Rache ist sexy“ nicht mehr als ein interessanter Ansatz, der das komplette Scheitern des Films aber nur noch schmerzhafter macht.

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