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    CHiPs
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    CHiPs
    Von Christoph Petersen

    In der kultigen Ära von „Kojak“, „Quincy“ und „Starsky & Hutch“ ging 1977 auch eine Action-Krimi-Serie um zwei Motorrad-Cops der California Highway Patrol an den Start: „CHiPs“ brachte es in sechs Staffeln auf 139 Episoden und am Ende lag es vor allem am unübersehbaren Hinter-den-Kulissen-Streit der Hauptdarsteller Erik Estrada und Larry Wilcox, dass die Quoten langsam in den Keller gingen. Zu Beginn sollte der Stoff übrigens als reine Comedy-Serie umgesetzt werden, bevor die Fälle im Laufe der Serie dann doch immer ernsthafter wurden – und diese Dualität spiegelt sich nun auch im Kino-Remake von Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Dax Shepard („Parenthood“) wider: „CHiPs“ ist eine Buddy-Comedy mit einem harten R-Rating (US-Freigabe nur für Erwachsene), in der möglichst krasse Unter-der-Gürtellinie-Gags ganz selbstverständlich neben für eine Komödie ungewöhnlich brutal-heftigen Actionszenen stehen.

    The California High Way Patrol Does Not Endorse This Film. At All.

    Seit dem Ende seiner glorreichen Motocross-Karriere hat Jon Baker (Dax Shepard) nicht nur ein Problem mit all den nach Unfällen gebrochenen und teilweise durch Metallprothesen ersetzten Knochen in seinem Körper – sondern auch mit seiner Ehefrau (Kristen Bell, „Veronica Mars“), die ihn einfach nicht mehr sexuell anziehend findet und ihn deshalb ins Gästehaus abgeschoben hat. Allerdings hat Jon in der Paartherapie gelernt, dass Frauen eigentlich immer nur mit ihrem Vater schlafen wollen – und weil der Vater seiner Noch-Ehefrau ein Cop war, bewirbt sich Jon eben bei der California High Way Patrol. Als Partner wird ihm dort der arschbesessene Frank „Ponch“ Poncherello (Michael Peña, „Ant-Man“) zugeteilt, der Jon schließlich gesteht, dass er in Wahrheit undercover vom FBI in die Motorrad-Staffel eingeschleust wurde. Es gibt nämlich Hinweise darauf, dass einige der anderen Cops der Einheit hinter einer Serie brutaler Überfälle auf Geldtransporter stecken…

    Wenn sich Frank an einem Gangster rächt, der seinen früheren Partner niedergeschossen hat, dann bringt er ihn nicht einfach nur hinter Gitter. Stattdessen lässt er sich erstmal von dem Typen zu einem Karibikurlaub einladen, um dort seine Frau flachzulegen – und buchtet ihn erst dann ein! Frank hat bei all dem klare Prioritäten: Erspäht er einen Hintern in Jogapants, dann müssen die Motorrad-Cops sofort an der nächsten öffentlichen Toilette halten, damit er sich einen von der Palme wedeln kann – mit Ständer fährt es sich nämlich so schlecht! Außerdem wird AUSFÜHRLICHST ausdiskutiert, ob Arschlecken eigentlich noch immer etwas Besonderes ist oder nicht schon längst zum sexuellen Standardprogramm gehört… Der Humor von „CHiPs“ erinnert an die R-Rated-Comedys von Seth Rogen & Co. („Das ist das Ende“, „Sausage Party“), wobei Dax Shepard und Michael Peña die derben Zoten mit einer solch natürlichen Gutmütigkeit vortragen, dass man ihnen kaum böse sein kann. Trotzdem laufen einige Running Gags (etwa Jons Problem mit bestimmten Gerüchen) ins Leere und die Seitenhiebe auf Jons egomanische Ehefrau sind vor allem dann lustig, wenn man weiß, dass Dax Shepard und Kristen Bell im wahren Leben glücklich verheiratet sind und zwei gemeinsame Töchter haben.

    In seinem Regiedebüt „Hit & Run“ ging es um eine Auto-Hatz quer durch die USA – und jetzt legt er mit Motorrädern nach: Dax Shepard hat offenbar ein Faible für PS-starke Gefährte, das er nun auch in „CHiPs“ voll auslebt. Während der rasanten Zweirad-Verfolgungsjagden durch Los Angeles gibt es zwar nur wenig Pointen, dafür geht es aber umso härter zur Sache – neben abgeschossenen Fingern gibt auch noch eine Motorradfahrer-Enthauptung. Da kommt im Kino fast schon so etwas wie GTA-Feeling auf. Dazu passt dann auch die Entscheidung, mit Vincent D'Onofrio („Jurassic World“, „Marvel’s Daredevil“) als Vic Brown einen tatsächlich furchteinflößenden Bösewicht einzuführen, der nicht nur keinen Spaß versteht, sondern eben auch konsequent NICHT der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Mit seiner bulligen No-Nonsense-Attitüde könnte er auch in jedem knallharten Action-Thriller einen imposanten Bad Guy abgeben – vor allem dank ihm entwickelt „CHiPs“ sogar eine gewisse Spannung, was bei ausgewiesenen Action-Komödien ja nun wahrlich nicht die Regel ist.

    Fazit: Eine R-Rated-Comedy mit ausufernden Arschleck-Diskussionen und einer unfreiwilligen Enthauptung, die mit ihren Gags konsequent unter die Gürtellinie abzielt, was durch den selbstironischen Humor der Buddy-Cops Dax Shepard und Michael Peña sympathisch abgefedert wird.

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