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    Drum Bun
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Drum Bun
    Von Björn Helbig

    Was auf einer Reise nach Rumänien so alles schief gehen kann, zeigt uns Robert Ralston in seinem Spielfilmdebüt „Drum Bun“: Ein Kurztrip verwandelt sich in eine Odyssee durch Transsylvanien, durch die ein Deutscher nicht nur das fremde Land und die dort lebenden Menschen, sondern auch sich selbst besser kennen lernt.

    Der Vater von Martin Schlegel (Felix Theissen) ist im Rumänien bei einem Jagdunfall ums Leben gekommen. Martin macht sich auf den Weg in das fremde Land, von dem er wenig weiß und dessen Sprache er nicht spricht. Schon am Flughafen geht seine Brieftasche mit allen Papieren verloren. Seiner Freundin spricht er auf den Anrufbeantworter, dass sie seine Karten sperren lassen soll. Zum Glück bewahrt Martin sein Bargeld in einem Geheimversteck unter seinem Hemd auf. Davon muss er aber schnell kräftig lassen: Da er ohne Papiere keinen Mietwagen bekommt, gerät er an einen zwielichtigen Rumänen, der ihm sehr teuer einen Schrottkarre vermietet. Aber das ist Martin erstmal egal, Hauptsache er findet schnell seinen Vater und dann – zurück nach Deutschland. Aber denkste! Er hat seine Rechnung ohne die rumänischen Behörden und die Krankenhausverwaltung gemacht.

    „Drum Bun“ ist der erste Spielfilm des in Zürich geborenen Regisseurs Robert Ralston. Inspiriert wurde er durch eigene Erlebnisse, die er während seines Studiums in Südosteuropa hatte. Wohl nicht die besten, kommt einem gleich zu Beginn des Films in den Sinn. Denn anfangs passiert genau das, was man erwartet. Damit schlägt der Film genau in die Kerbe der bereits vorhandenen Vorurteile: Natürlich wird Martin gleich die Brieftasche geklaut, natürlich wird er bei der Autovermietung abgezockt, natürlich liegt die Leiche seines Vaters nicht in dem erwarteten Krankenhaus. „Anja! Es ist alles ganz schrecklich hier“, ist eine der ersten Nachrichten, die Martin Schlegel seiner Freundin zukommen lässt. Und eine Weile glaubt auch der Zuschauer, „Drum Bun“ wollte nicht mehr sagen als eben dieses.

    Zum Glück bekommt der Film neuen Schwung als er auf Agi (Krisztina Biró) und Imi (Tibor Pálffy) trifft. Als sein teuer bezahltes Auto passender Weise neben einem Friedhof dahinscheidet, geht es für Martin zunächst zu Fuß und dann als Anhalter im Auto des sich streitenden Pärchens Agi und Imi weiter. Diese erklären sich bereit, ihn zum richtigen Krankenhaus zu bringen. Dort muss Martin aber feststellen, dass sein Vater von seiner ungarischen Witwe abgeholt und ins Krematorium gebracht wurde. Nun ist Martin wild entschlossen, diese Ungarin zu finden. On the road again geht es in „Drum Bun“ spätestens ab hier mehr um die interkulturelle Annäherung in holprigem Englisch zwischen dem Trio als um das „schreckliche Rumänien“.

    Mit der Ungarin Krisztina Biró und dem Rumänier Tibor Pálffy hat Robert Ralston einen guten Griff getan. Glück auch, dass derjenige, der eigentlich für die Rolle des Imi vorgesehen war, kurzfristig absprang. Kaum vorstellbar, dass die Erstwahl nicht Pálffy gewesen ist. Pálffy und Biró harmonieren als streitlustiges Liebespaar ebenfalls sehr gut, so dass sie zusammen mit Felix Theissen ein gutes Ganzes ergeben. Da es sich bei „Drum Bun“ trotz Drehbuch in vielen Teilen um eine Improvisationsgeschichte handelt, ist es wichtig, dass die Darsteller zusammenpassen und aus den Szenen intuitiv die richtige Essenz herausspielen. Das gelingt auch oft, aber nicht immer. Als weitere Schwäche muss gewertet werden, dass manche Figuren und viele Ideen zu übertrieben wirken, um dem Film wirklich „zu glauben“. Als Beispiel sei nur genannt, mit welchem Gleichmut Imi hinnimmt, dass Martin ihm – wenn auch aus Versehen – die Hände bricht. Vieles wirkt einfach zu gewollt.

    Trotz aller Schwächen schafft es der Film aber, sich am eigenen Schopf irgendwie aus der Unterdurchschnittlichkeit zu ziehen. Die anfangs argwöhnten Vorurteile waren wirklich nichts als Vorurteile, denn am Ende kommt es anders als man denkt. Ein gutes Hauptdarsteller-Trio, schöne Landschaften (von denen es noch ein paar mehr hätten sein dürfen) und eine Geschichte, die sich durch die rumänische Fremdheit noch einige Geheimnisse bewahrt, tun ihr weiteres und machen die Low-Budget-Produktion „Drum Bun“ zumindest für Road-Movie-Fans und für Freunde des Europäischen Kinos zu einem sehenswerten Film.

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