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    Largo Winch 2 - Die Burma-Verschwörung
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Largo Winch 2 - Die Burma-Verschwörung
    Von Rochus Wolff

    Largo Winch ist eine recht unwahrscheinliche Figur im Kosmos der Abenteuergeschichten: Ein Millionenerbe wider Willen und Herkunft, zugleich der nette Abenteurer von nebenan, der die ganze Welt sein Zuhause nennt. Bekannt geworden ist er vor allem in Belgien und Frankreich durch gleichnamige Comicbände, die wiederum auf den Romanen des Belgiers Jean Van Hamme basieren und von Philippe Francq gezeichnet wurden. Seine Abenteuer wurden dann nicht nur Material für eine Fernsehserie, sondern auch für den mittlerweile schon zweiten Langfilm. „Largo Winch" beschäftigte sich noch mit den genauen Umständen, unter denen Largo das Vermögen seines Adoptivvaters Nerio Winch antrat – und zugleich den Mord an diesem aufzuklären hatte. Nun führt Jérôme Salle ein zweites Mal Regie und inszeniert mit „Largo Winch 2: Die Burma-Verschwörung" ein immerhin überdurchschnittlich spannendes Actionabenteuer.

    Largo (Tomer Sisley) hat sich immer noch nicht so an sein Erbe gewöhnt; so beschließt er, eine humanitäre Stiftung zu gründen, die das Vermögen für gute Zwecke verwenden soll. Alexandre Jung (der jüngst verstorbene Laurent Terzieff in seiner letzten Rolle) soll das alles verwalten. Aber just bevor Largo die entsprechenden Papiere unterzeichnen kann, taucht Interpol bei ihm auf, vertreten von der stets in kurze Röcke gewandten Staatsanwältin Diane Francken (Sharon Stone): Largos Vater soll mit seinem Geld die burmesische Regierung bezahlt haben, das Volk der Karen von ihrem Land zu vertreiben. Largo selbst war zur selben Zeit ebenfalls in der Region, allerdings friedlich mit Bauern arbeitend und ziemlich verliebt in Malunaï (Mamee Napakpapha Nakprasitte); genau die sagt aber nun gegen ihn aus und beschuldigt ihn, nur als Spion für seinen Vater vor Ort gewesen sein...

    Dann gibt es noch eine Leiche auf Largos Yacht, einen fiesen russischen Oligarchen (Dimitry Nazarov) und Hinweise auf ein mysteriöses Pandora-Konto – wieder einmal hat das Winch-Imperium eine mächtige Verschwörung am Hals, und Largo muss den Laden natürlich höchstpersönlich ausmisten. So folgt eine Flucht aus der Haft von Interpol, Reisen durch pittoreske Städte, Dörfer und Militärlager in Asien, Verfolgungsjagden, ausgetüftelte Mordpläne und schließlich einen Kampf in einem Flugzeug, der geradewegs einem der klassischen James-Bond-Filme entsprungen zu sein scheint. Das bunte Treiben ist sauber inszeniert, allzu ernst hat Salle seinen Stoff über den Fun-Faktor hinaus dabei aber wohl selbst nicht genommen. Für die mühsamen Realitäten der internationalen Strafverfolgung etwa zeigt er denkbar wenig Interesse: Alles, was einer flotten Plotabhandlung im Wege steht, wird rasch zur Seite gefegt.

    Die Drehbuchautoren Julien Rappeneau und Salle legen zwar lose Verbindungen in die extrafilmische Realität – die Unterdrückung und Verfolgung der Karen beruht immerhin vage auf tatsächlichen Ereignissen –, denken diese auch mit wirtschaftlichen Interessen zusammen, ignorieren die politischen Implikationen dahinter aber völlig und reduzieren die Handlung dann doch wieder auf ganz unmittelbare, persönliche Gegnerschaften, wie es das Genre eben so verlangt: die Guten gegen die Bösen. Sicher, Salle hat einen Abenteuer- und keinen Politfilm gedreht. In den „Indiana Jones"-Filmen war immerhin trotz starker Nazi-Präsenz auch nie die Rede vom Holocaust. Trotzdem könnte die Umdeutung eines humanitären Krisengebietes zum Abenteuerspielplatz einem politisch sensiblen Publikum sauer aufstoßen.

    „Largo Winch 2: Die Burma-Verschwörung" ist voll auf unkomplizierte Unterhaltung gebürstet. Und weitestgehend funktioniert das auch, vor allem, weil Tomer Sisley einen so durchweg sympathischen Helden abgibt. Weil Sharon Stone sichtlich Freude daran hat, als Staatsanwältin in knapper Kleidung eine milde Parodie ihrer Catherine Tramell aus „Basic Instinct" aufzuführen. Und weil Salle immer wieder mit hübschen Ideen aufwartet, etwa mit einem eigentlich eher sinnfreien, dadurch nicht aber weniger spaßigen Nebenplot um eine Recherche in Asien, bei der Largos Vertrauter Gauthier (Nicolas Vaude) von einer peinlichen Situation in die nächste stolpert. „Largo Winch 2: Die Burma-Verschwörung" bietet trotz des waghalsigen Titels politisch keimfreie Unterhaltung, tut nicht weh und hallt nicht lange nach. Dafür ist die Titelfigur im Abenteuerkosmos von Indiana Jones, Lara Croft („Tomb Raider"), Benjamin Gates („Das Vermächtnis der Tempelritter") und Nathan Drake („Uncharted"-Reihe) schlichtweg zu glatt, zu harmlos, zu unwahrscheinlich.

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