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    The Burrowers – Das Böse unter der Erde
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    The Burrowers – Das Böse unter der Erde
    Von Jan Hamm

    „Where is our John Wayne, where’s our sacred cowboy now? Where are the Indians on the hills, there’s no Indians left to kill.” Diese Zeilen sang Iron-Maiden-Sirene Bruce Dickinson in seinem bissigen Solosong „Sacred Cowboys“. Ja, die guten alten Zeiten sind längst vorbei. Inzwischen ist politische Korrektheit zum Programm des (Neo-)Western geworden: Die Bad Guys sind da freilich die gierigen Weißen. Laut J.T. Pettys Horror-Western „The Burrowers“ allerdings lag man damals goldrichtig: In den endlosen Weiten der Neuen Welt lauert tatsächlich das ultimative Böse. Die kriegerisch geschminkten Rothäute allerdings sind am Blutvergießen gänzlich unschuldig, sie hätten sogar vor der eigentlichen Gefahr gewarnt, hätten die arroganten Neuankömmlinge nur einmal zugehört. „The Burrowers“ ist ein kleiner und visuell recht harmloser Monsterstreifen, der zwar die Genre-Regel #1 befolgt, die Ungeheuer bis zum Schluss nur anzudeuten. Die kläglichen Versuche, mit den von feindlichen Übergriffen gefolgten „Ach, es war wohl nur der Wind“-Dämlichkeiten Spannung zu erzeugen, gehen aber gründlich daneben. Dafür wird die Revolver-Mentalität der überforderten Cowboys nett auf die Schippe genommen. Das reicht immerhin, um „The Burrowers“ zu einem leidlich unterhaltsamen Genre-Film zu erheben.

    Irgendwo in der Prärie: Eine Pionierfamilie wird entführt. Gunman Will Parcher (William Mapother, World Trade Center) wittert einen Indianerübergriff und macht sich mit Kollege John Clay (Clancy Brown, Highlander, Starship Troopers) und dem Segen seiner Angebeteten auf die Suche nach den Vermissten. Unterwegs treffen sie auf eine Armee-Division unter der strengen Führung des schießwütigen Henry Victor (Doug Hutchison, Punisher: War Zone, The Green Mile), der ganz mit der Demütigung des schwarzen Truppenbimbos Callaghan (Sean Patrick Thomas, The Fountain) beschäftigt ist. Die mythischen Warnungen frisch eingesammelter Rothäute ignorierend, prescht die Mannschaft vorwärts, geradeaus ins Revier der „Burrowers“, einer nativen Jägerspezies, die sich bevorzugt nachts und unter Tage auf Tuchfühlung begibt...

    In der Wildnis der Neuen Welt treffen nicht bloß Cowboys, Indianer und noch eine dritte, monströse Fraktion aufeinander, auch die serie,Lost-Darsteller aus der dritten Reihe dürfen sich hier die Hände schütteln. Gerade den einprägsamen Gesichtern von William Mapother, Clancy Brown und dem Dharma-Rüpel Doug Hutchison verdankt „The Burrowers“ seinen gelegentlich aufflackernden Trash-Charme. Mimt Mapother seinen raubeinigen Revolverhelden noch als selbstironische, aber dennoch greifbare Identifikationsfigur, erweist sich Hutchisons Auftritt als rassistischer Kommandant gleich als lupenreine Parodie. Interessant: Es bedarf nur einer geringfügigen Überzeichnung, um das Bild des weißen Invasors, der in Der mit dem Wolf tanzt noch ein menschgewordener Albtraum war, ins lachhaft Groteske zu überführen. Gegen Henrys Brutalo-Gehabe sind die Burrowers kaum mehr als wilde Tiere auf der ganz natürlichen Pirsch nach dem nächsten Abendmahl.

    Wie diese kruden Mischwesen aus übel zugerichtetem Wolf und Gottesanbeterin auf Schleichfahrt dann allerdings auftreten, entbehrt jeglicher Spannung. Dabei hat das Konzept durchaus Gruselpotential: In einer Sequenz stößt der Suchtrupp etwa auf ein zwischengelagertes Opfer der buddelnden Gefahr, ein durch Gift paralysiertes Mädchen, das nur noch mit scharrenden Zehen auf sich aufmerksam machen kann. Lebendig begraben im eigenen Körper – das hat einen Schockwert, der gen Showdown leider von einem furchtbar konventionell inszenierten und miserabel animierten Auftritt der Burrowers neutralisiert wird. Letzten Endes geht es doch nur darum, die eine Schwachstelle der Viecher zu finden und sie trickreich aus dem Weg zu räumen. Dank dilettantischer Beleuchtung und ideenarmer Kameraarbeit verschenkt das nächtliche Schlussdrittel seine atmosphärischen Möglichkeiten. Zu einem Dickinson’schen „Fear of the dark – I have a constant fear that something’s always near“ reicht es damit leider nicht mehr. „The Burrowers“ ist schlampig ausgeführter B-Horror, kann aber als trashig-archaische Western-Parodie ein paar Schritt weit staubigen Prärieboden gutmachen.

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